Nach einem nervenzerfetzenden zweiten Nationenpreis-Umlauf haben sich die Iren mit 12,11 Strafpunkten in Göteborg den Titel des Mannschaftseuropameisters gesichert, erstmalig wieder seit 16 Jahren.
Zuletzt standen die Reiter von der grünen Insel 2001 in Arnheim ganz oben auf dem Podium. Nun wurden sie in Göteborg Mannschaftseuropameister. Die Silbermedaille ging an die Schweden (18,21), Bronze in die Schweiz (20,5). Die Deutschen hatten mit der Entscheidung nichts mehr zu tun. Sie wurden Fünfte (24,52) hinter den Belgiern (21,11).
Ein bestens aufgelegtes irisches Team stellt sich am Ende des Tages, weit nach Mitternacht, der Presse. Shane Sweetnam sagte:
Wir Iren sind immer besser, wenn wir von unten kommen.
Das Flutlicht kam den Iren entgegen, ihre Pferde hatten damit keine Problem. „Wir haben uns schon gestern Hoffnungen gemacht, dass das Flutlicht uns helfen würde“, sagte Cian O’Connor. Auch Denis Lynch war hochzufrieden nach seiner Runde mit seinem Argentinus-Sohn All Star: „Wir sind hier um zu liefern. Gestern hatte ich einen runter, aber heute hat’s geklappt.“
Am Ende siegten die Iren quasi zu dritt, denn Bertram Allen trat nach desaströsen Runden mit Hector van d’Abdijhoeve an den Vortagen nicht mehr an. Rodrigo Pessoa hatte die Iren als Trainer unterstützt. „Die Straße hierhin war zwar etwas holprig, aber mit Ehrlichkeit, Transparenz und einer gewissen Leichtigkeit haben wir es geschafft.“ So wird’s wohl gewesen sein.
Silber nach Schweden, Bronze an die Schweizer
Auch die Silbermedaillengewinner aus Schweden waren am Ende nur noch zu dritt, weil Malin Baryard-Johnsson aufgab. Ihre Stute Cue Channa kam mit dem Flutlicht nicht zurecht, sprang mitten in ein Hindernis. Aber die anderen drei Reiter blieben Null. Damit war die Medaille vor heimischem Publikum gerettet.
Die Schweizer, am ersten Tag noch in Führung, mussten sich am Ende
mit der Bronzemedaille zufriedengeben. Martin Fuchs mit Clooney liegt auf Platz zwei in der Einzelwertung.
Es macht mein Leben soviel einfacher, wenn kein Wasser drin ist. Ich werde heute noch den Kursdesigner bestechen, dass er den am Sonntag auch weglässt.
Martin Fuchs über seinen Herzenswunsch fürs Einzelfinale
Das täte der Parcourschef vielleicht, wenn er dürfte, aber die erste Runde am Sonntag muss laut Reglement einen Wassergraben enthalten.
Beckers Fazit
Bundestrainer Otto Beckes Enttäuschung hielt sich in Grenzen:
Das Ergebnis geht schon in Ordnung, da müssen wir mal die Kirche im Dorf lassen.
Bundestrainer Otto Becker über den fünften Platz seines Quartetts
„Wir wussten ja, dass wir mit einer jungen Mannschaft unterwegs sind“, fuhr Becker fort. „Für alle, bis auf Marcus Ehning, war es das erste Championat. Auch für Philipp Weishaupt, obwohl der ja ein alter Hase ist.“ Die Sieger im Großen Preis von Aachen 2016 hatten mit einer glänzenden Nullrunde, der einzigen heute im deutschen Team, als Schlussreiter das Ergebnis abgesichert.
Anfangsreiter Marcus Ehning bekam seinen ersten Abwurf des Turniers schon an Sprung drei, einem Steilsprung, zu dem er nicht in idealer Distanz hinkam. Alle anderen Klippen meisterte er problemlos. „Das ist sehr ärgerlich. Das war ein Fehler zuviel“, sagte Ehning enttäuscht, der damit für die Einzelwertung vom zweiten auf den achten Platz abrutschte. „Pret A Tout hat sehr fein reagiert, ich war zu weit weg vom Sprung, aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Der Parcours ist ein Stückchen schwerer als gestern, vor allem die letzte Linie ist delikat. Die Zeit ist sehr knapp, und glaube, dass am Ende die Zeit entscheidend ist.“ Tatsächlich kamen fast zwei Drittel der Reiter mit Zeitfehlern aus dem Kurs.
Klaphake mit einer tollen Runde
Eine sehr gute Runde gelang der zweiten deutschen Reiterin, Amazonenmeisterin Laura Klaphake mit Catch Me if You can. Wie ein Vögelchen flog die Stute über den Kurs, da war der Fehler am vorletzten Hindernis, einem goldfarbenen Steilsprung, mehr als ärgerlich, hinzu kam ein Zeitfehler. Die Distanz war schwierig, weil der Sprung direkt nach einer breiten Triplebarre kam, die viel Schwung erforderte, da wurde es zu eng. „Ich bin ganz stolz auf mein Pferd! Sie ist erst einmal unter Flutlicht gesprungen“, so Laura Klaphakke über ihre Catoki-Tochter. Klaphake und Catch Me If You Can haben sich als 22. gerade noch für das Finale am Sonntag qualifiziert, 25 Reiter sind zugelassen.
Der dritte deutsche Reiter, Maurice Tebbel, lieferte mit neun Fehlern, (zwei Abwürfe plus ein Zeitfehler) das Streichergebnis. Der Hengst Chacco’s Son wurde zeitweise sehr heftig und war schwer zu regulieren, was den Reiter zu groben Zügelhilfen veranlasste. „Ich kann Maurice keinen Vorwurf machen,“ sagte Otto Becker. „Der Hengst ist sehr gehfreudig und hat einen starken Charakter, das wissen wir. Er ist hier einfach nicht so gesprungen, wie wir es kennen. Aber bei uns früher hat schließlich auch nicht immer alle geklappt.“ Und er hat seinen Humor nicht verloren. „Wir haben uns hier jeden Tag verbessert, vom 7. auf den 6. und jetzt auf den 5. Platz. Wenn das Turnier noch etwas länger gedauert hätte, wer weiß, wo wir gelandet wären.“
Vor der Einzelentscheidung
Als Führender, also mit null Fehlerpunkten, in die Finalrunde am Sonntag geht der Schwede Peder Fredericson auf All In. Das Silberpaar von Rio hat bisher noch keinen einzigen Springfehler gemacht. Wenn er so weitermacht, er Europameister, denn die anderen müssen jetzt auf Fredricsons Fehler warten. Ihm auf den Fersen sind der Schweizer Martin Fuchs mit Clooney (2,03), die beiden Iren Shane Sweetnam auf Chaqui Z (2,10) und Cian O’Connor auf Good Luck (2,25). Fünfter ist der junge Italiener Alberto Zorzi mit Cornetto K (2,82). Marcus Ehning liegt als bester Deutscher auf Platz acht, mit 4,29 Punkten etwas mehr als einen Springfehler hinter der Spitze.
Die Ergebnisse im Überblick finden Sie hier.
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