Generalversammlung IJRC: Zweifel an Anti-Doping-System der FEI und neuer Regelung für Disqualifikationen

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IJRC Board’s members Rodrigo Pessoa, Max Kühner, Henrik von Eckermann

Henrik von Eckermann (SWE), Max Kühner (AUT) und Rodrigo Pessoa (BRA) während der IJRC-Generalversammlung 2022. (© IJRC)

Auch abseits der Parcours in Genf drehte es sich am vergangenen Wochenende um den Springsport. Der Internationale Club der Springreiter (IJRC) richtete seine Generalversammlung aus. Die Themen waren unter anderem die neue Regelung für Disqualifikationen, die Teilnahmegebühren für internationale Springturniere sowie Zweifel am Anti-Doping-System des Weltreiterverbands.

Neben dem IJRC-Präsidenten Kevin Staut waren auch die Vorstandsmitglieder Henrik von Eckermann, Max Kühner, Steve Guerdat, François Mathy Jr und Rodrigo Pessoa dabei. Letzterer ist gleichzeitig der Aktivensprecher innerhalb des FEI Jumping Committees.

FEI Jumping Rules 2023: Wer soll über Disqualifikationen entscheiden?

Ein heiß diskutiertes Thema der diesjährigen IJRC-Generalversammlung waren die Änderungen der FEI-Springsportregeln, die zum 1. Januar 2023 in Kraft treten. Darin wird dem Präsident der Ground Jury (oder in seiner Abwesenheit einem vom Präsidenten bestimmten Vertreter der Ground Jury) das Recht eingeräumt, nach eigenem Ermessen ein Reiter-Pferd-Paar während des Parcours abzuklingeln, wenn der Präsident bzw. sein Vertreter die Prinzipien des Wohlbefindens des Pferdes bei einer Fortsetzung des Parcours konterkariert sähe. Diese Entscheidung über den Ausschluss sei sodann „endgültig und kann nicht angefochten werden“, heißt es in den Jumping Rules 2023. Das IJRC erkenne an, dass diese Regelung der Debatte um die Social License des Reitsports zuzuordnen ist, die sich Tag für Tag weiter entwickle.

Die Mitglieder des IJRC äußerten zu dieser neuen Regelung den Einwand, dass man zunächst überlegen müsse, welche Person über den Ausschluss von Reiter und Pferd fähig zu entscheiden ist. Daraus ergebe sich zudem die Frage, wer die Kompetenz hat, Richter dahingehend zu schulen.

Mehrere Vorschläge brachte die Diskussion hervor: Möglich wäre, einen „Champion Top-Reiter“ als Supervisor für die Chef Stewards und Chefrichter in einer Ratgeberfunktion zu haben. Das kreiere ein Entscheidungsgremium, anstatt eine einzelne Person mit der Verantwortung für eine solche Entscheidung zu betrauen. In jedem Fall seien die „Bildungswege“ für die Offiziellen für diese Regelung von großer Bedeutung. 

Olympiasieger Nick Skelton ergänzte die Vorschläge um eine Idee für die Formulierung der Regel. Der Halbsatz „gegen die Grundsätze des Wohlergehens der Pferde verstoßen würde“ sollte durch „für die Sicherheit von Pferden und Reitern“ ersetzt werden. 

Pferdesportsektor soll Kosten im Zaum halten

Die Anfrage von Turnierveranstaltern, Nenngelder für CSI1*, CSI2*, CSI3* und CSI4* aufgrund allgemeiner Preissteigerungen anzuheben, fand beim IJRC keinen Anklang. Trotz des Verbots für zusätzliche Gebühren bei Nenngeldern, seien im Laufe der Jahre solche bereits hinzugekommen in Form von Gebühren für Strom, Misten, Parken und der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 10 auf 19 Prozent.

Nach Ansicht des IJRC wäre es korrekt, „die Startgebühren im Verhältnis zur Anzahl der teilnehmenden Reiter und dem angebotenen Preisgeld zu erheben. Der IJRC ist der Meinung, dass der gesamte Pferdesportsektor versuchen sollte, die Kosten zu begrenzen. Eine deutliche Erhöhung der Gebühren würde die Reiter treffen, insbesondere die jüngeren und aufstrebenden, die es verdienen, sich die Teilnahme an einem Sport leisten zu können, der die Leistungsgesellschaft respektiert.“

Anti-Doping-System der FEI unverhältnismäßig?

Interessant ist auch die Initiative des IJRC in Sachen Doping. Der IJRC hat Zweifel am FEI-Anti-Doping-System und bemängelt, dass im Pferdesport viel mehr Substanzen unter die Doping-Regelung fallen, als in jeder anderen Sportart. Rund 1.250 Substanzen zählen im internationalen Pferdesport als Doping. „Dies hat den Reitern enorme Probleme bereitet, und sie wurden wegen Dopings suspendiert, mit allen Konsequenzen, die dies mit sich bringt, bis hin zum Ende ihrer Laufbahn. Dabei werden viele dieser Substanzen im täglichen Leben verwendet, in Kosmetika, Lebensmitteln oder Medikamenten, die keine Auswirkungen auf die Leistung eines Pferdes oder andere Effekte haben“, erklärte Vorstandsmitglied Max Kühner.

Der IJRC habe daher die Initiative ergriffen und die Liste dieser Substanzen an ein unabhängiges Labor in London geschickt. Das Labor habe daraufhin viele der Substanzen tatsächlich als alltäglich eingestuft. Diese Informationen hat der IJRC mit der FEI geteilt und wartet nun auf eine Antwort.

EEF-Nationenpreise: Darf’s noch etwas höher sein?

Ein weiterer Programmpunkt war die Diskussion um den Fortbestand der EEF-Nationenpreisserie. Mit der Saison zeigt sich der IJRC sehr zufrieden und bestätigt, dass diese Nationenpreise nicht höher als 1,45 Meter sein dürfen, um den Status als „promotional league“ beizubehalten, an der Nationen aller Level teilnehmen können. In kommenden Sitzungen des europäischen Reitsportverbands (EEF) wolle der IJRC diskutieren, ob es bei der maximalen Höhe von 1,45 Meter bleiben soll oder ob die Serie künftig eher als Vorbereitung für Athleten dienen solle, die den Sprung in die „große Serie“ Division I schaffen wollen. Selbige solle durch Optimierungen des Nationenpreis-Kalenders bestenfalls zu 2024 noch attraktiver gemacht werden.

MER-Regelung

Auch die Mindestanforderungen für Olympia-Qualifikationen (MER) wurden bei der Generalversammlung diskutiert. Der IJRC spricht sich dafür aus, dass jeder Reiter drei Ergebnisse dafür erreiten müsse, die folgende Kriterien erfüllen:

• maximal vier Strafpunkte in Großen Preisen, Nationenpreisen oder Weltcup-Springen über 1,55 Meter
• maximal acht Strafpunkte in Großen Preisen, Nationenpreisen oder Weltcup-Springen über 1,60 Meter

Spezielle Qualifikationsprüfungen sollen ebenso wenig erlaubt sein wie Ergebnisse aus Prüfungen über 1,50 Meter, damit bei Olympischen Spielen das Wohlergehen der Pferde nicht gefährdet ist.

Das nächste Treffen des IJRC soll am 25. und 26. April 2023 in Form des Sportforums stattfinden.

Quelle und mehr Informationen: IJRC

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.

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