Der Goldene Sattel ist eine der prestigeträchtigsten Nachwuchsprüfungen des Springsports, bei der vier ausgewählte Talente in einem Stilspringen der Klasse M mit Pferdewechsel gegeneinander antreten. Siegerin 2020 ist Natalia Stecher.
Erst als alles vorbei war, konnte sie wieder von Herzen lachen. „Ein Zuckerschlecken war das nicht“, sagte Natalia Stecher nach ihrem Sieg im „Goldenen Sattel“. Die Aufregung vor großer Kulisse ließ die jungen Reiter nicht kalt.
Die einst von Springreiterlegende Hans Günter Winkler ins Leben gerufene Prüfung wurde 1986 zum ersten Mal ausgetragen und hat sich inzwischen zu einem Klassiker entwickelt, in dessen Siegerlisten sich illustre Namen wie Marcus Ehning, Daniel Deußer und Christian Ahlmann finden. Grund genug für einen erhöhten Adrenalinspiegel bei den vier ausgewählten Nachwuchsspringreitern, die in einem Stilspringen Klasse M vor den Augen von Chefrichter Joachim Geilfus, Bundestrainer Otto Becker und Marco Kutscher nicht nur ihr eigenes Pferd, sondern auch die drei Pferde der Konkurrenten vorstellen mussten.
Geilfus sparte am Ende des Tages nicht mit Lob. Der Ausgang war denkbar knapp. Nur ein Zehntel Punkte trennte Natalia Stecher (35,5), Marvin Jüngel (33,4) und Max Haunhorst (33,3) voneinander. Die Jüngste des Feldes, die erst 16-jährige Alia Knack wurde Vierte mit 32,9 Punkten. Ihr unterliefen in der ersten Runde mit dem eigenen Pferd Shakira zwei Abwürfe, die 1,0 Abzug bedeuteten.
„Das war wirklich eine ganz besondere Leistung, wie sie sich zurückgekämpft und nicht aufgegeben hat“, sagte Geilfus anerkennend. Am Ende entschieden die Fehler über Sieg und Platz. Natalia Stecher kassierte als nur mit dem letzten Pferd einen Abwurf, die beiden Jungs insgesamt jeweils zwei.
An der 18-jährigen Siegerin lobte Geilfuß das „unwahrscheinliche Rhythmus- und Distanzgefühl“. Natalia, die zur Zeit bei Heinrich Hermann Engemann reitet und demnächst eine Ausbildung zur Erzieherin beginnen will, saß auch auf dem besten Pferd der Prüfung, dem 13-jährigen Holsteiner Fürst Reiner v. Caretino, der alle vier Reiter gut aussehen ließ. Gezogen wurde er – der Name ist kein Zufall – von Natalias Vater Dr. Reiner Stecher, der im Jahre 2003 im holsteinischen Nordhastedt mit der Zucht von Springpferden begonnen hat, worauf seine Tochter im Alter von elf Jahren den Dressur- mit dem Springsattel vertauschte.
Mit Fürst Reiner bekam der Zweitplatzierte, der 18-jährige Marvin Jüngel aus Sachsen, die Bestnote der Prüfung, 9,1, für einen kontrollierten Ritt, in der er das Pferd, für das es bereits die vierte Runde war, immer sicher zusammenhielt.
Die meiste Erfahrung brachte der 19-jährige Max Haunhorst mit, der in Leipzig auch in der internationalen Tour beachtliche Ritte zeigte und sogar ein Springen gewinnen konnte. Mit seiner hochgewachsenen Statur hatte er es schwerer als die anderen, löste aber seine Aufgaben mit Routine und bestimmter Einwirkung.
„Wir hatten in diesem Jahr ein besonders gleichmäßiges Feld von Reitern und Pferden“, sagte Geilfus, „da war kein Ausreißer dabei.“ Natürlich ist die Entwicklung in den vergangenen 34 Jahren nicht stehen geblieben. Alle Reiter hatten sich die Ritte der Konkurrenten vorher gemeinsam mit ihren Trainern im Internet angeschaut. Und davon konnten ihre Vorgänger nur träumen!
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