Lange sah es so aus, als ob der Nationenpreis der einzige große Erfolg für die Gastgeber in diesem Jahr bleiben sollte. Doch dann kam Philipp Weishaupt auf dem Holsteiner Schimmelhengst Convall.
Als erster Starter in den Parcours zu müssen, davon träumt niemand. Und als Philipp Weishaupt, der Bereiter im Riesenbecker Stall von Ludger Beerbaum, im ersten Umlauf mit dem neunjährigen Holsteiner Convall v. Colman-Cascavelle aus dem Parcours in der Aachener Soers kam, ohne Abwurf aber mit zwei Zeitfehlern, da hat er wahrscheinlich ein undruckbares Wort mit sieben Buchstaben gedacht. Daran, dass er das renommierteste Springen des deutschen Reitsports gewinnen würde, hat er sicherlich keinen Gedanken verschenkt. Er konnte nicht wissen, dass 20 von 40 Reitern dasselbe Schicksal ereilen würde. Die Hälfte der Starter hielt das Zeitlimit nicht ein. „Die Zeit war zu knapp bemessen“, fand auch Bundestrainer Otto Becker. „Die Reiter mussten immer weiter reiten, die Pferde wurden immer länger“ erklärte er die Häufung der Fehler im ersten Umlauf am Schluss des Parcours, vor allem in der Dreifachen Kombination.
„Wir hätten die Zeit nach den ersten Reitern noch raufsetzen können.Aber wir hätten das als ungerecht gegenüber Philipp empfunden. Selbst wenn wir wie üblich die Zeit um zwei Sekunden heraufgesetzt hätten, hätte er noch einen Zeitfehler behalten und er hatte keine Chance, seine Zeit abzustimmen.“
Parcourschef Frank Rothenberger
Letztlich kam Weishaupt die Entscheidung der Jury zugute, denn im Bemühen, in der Zeit zu bleiben, überpacte mancher Reiter sein Pferd und kassierte Fehler. Übrigens hatte Weishaupt doppelten Grund zu feiern: Gestern Abend hatte er sich verlobt. Vor fünf Jahren hatte er beim CHIO seine Freundin Bliss Heers kennen- und lieben gelernt.
Am Ende gab es nach dem ersten Umlauf keinen echten Nuller. Nur drei Reiter blieben ohne Abwurf, außer Weishaupt noch der Schweizer Martin Fuchs mit dem zehnjährigen Cornet Obolensky-Sohn Clooney und der Niederländer Gerco Schröder mit Cognac Chamblanc v. Clearway (Holst,). Beide beließen es bei einem Zeitfehler und hielten sich damit noch die Chance auf den Sieg offen.
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