Der Sieger der zweiten Qualifikation zum 87. Deutschen Springderby wird definitiv nicht am Sonntag an den Start gehen, die Briten liegen auf der Lauer und ein dreifacher Derbysieger dreht als frischgebackenster Jungvater eine gute Runde. Dafür gibt es auch Favoritenstürze, im wahrsten Sinne des Wortes.
Die zweite Derbyqualifikation führte erstmals über den berüchtigten Wall. Und es war nicht das erste Mal, dass mehr als eine Derbyhoffnung hier zum Stocken kam. Oder zu Schlimmerem. Am härtesten traf es in diesem Jahr Carsten Otto-Nagel, dessen Lex Lugar auf dem Wall partout nicht vorwärts wollte, den Rückwärtsgang zu allem Überfluss auch noch mit einer Kurve verband und seitlich von der berühmten Derbyklippe herunterrutschte. Weder Nagel, noch seinem Braunen passierte etwas, die Enttäuschung, dass es keine Wiederholung im Unternehmen „Blaues Band“ geben wird, mal unberücksichtigt. Auch Nisse Lüneburg, Sieger vor zwei Jahren, hatte Pech. Er musste mit dem achtjährigen Cordillo aufgeben.
Strahlen konnte Mario Stevens, nicht nur über 6150 Euro Siegprämie in dieser Prüfung. Seine Hannoveraner Stute El Bandiata war dreieinhalb Sekunden schneller als die Konkurrenz bei ihrer fehlerfreien Runde, in der es unter anderem auch galt, den Birkenoxer zu überwinden. Schon in der ersten Qualifikation war die Stute gut unterwegs, „das war ein bisschen mein Plan, die beiden Springen so zu reiten“, sagt der Sieger. Und bleibt aber auch weiterhin bei seinem Plan, die Stute am Sonntag nicht im schwersten Parcours der Welt einzusetzen. Das passe nicht in die Saisonplanung. El Bandiatas Stundenplan ist deutlich ausgefeilter als noch vor zweieinhalb Jahren, als sie wochentags auch mal als Schulpferd ihr Geld verdiente und am Wochenende in ländlichen Springen unterwegs war. „Das zeigt, dass sie ein Pferd mit gutem Charakter und guter Einstellung ist, das kann nicht schaden“, sagt Stevens. Er sagt, er habe „zehn, zwölf richtige Derbypferde“ heute bei strahlender Sonne in Hamburg Klein Flottbek erlebt. Ob es aber einen deutschen Sieg geben wird, oder doch einen britischen, den Derbychef Volker Wulff schon lange prophezeit, wird sich zeigen.
Die Chancen stehen nicht schlecht, denn die Plätze zwei und drei gingen an zwei Engländer auf irischen, Derby-erfahrenen irischen Pferden: William Whitaker ritt den 13-jährigen Fuchshengst Glenavadra Brilliant auf Platz zwei. Ursprünglich stand das Pferd bei seinem Onkel Michael Whitaker. Und der macht jetzt Druck: „Du musst am Sonntag gewinnen“, so die unmissverständliche Familienansage. Ein episch langer Satz für einen traditionell wortkargen Countryman aus Yorkshire. Es muss ihm also ernst damit sein. Whitaker, der den Fuchs seit fünf Jahren im Stall hat, beschreibt ihn als „sehr mutig, und trotz seiner Größe vorsichtig“. Was ihn neben seiner heutigen Nullrunde auszeichnet: „Er hat vor nichts Angst.“
Lobende Worte findet auch der Drittplatzierte für sein Pferd. Der Brite Nigel Coupe kam mit Golvers Hill schon auf einen zweiten Platz beim englischen Derby in Hickstead zurückblicken. Was muss man noch wissen? „Er ist Ire, so wie Williams Pferd“, so Coupes knappe Antwort. „Außerdem war er schon erfolgreich in Nationenpreisen“, etwa in Falsterbo.
Der Vorjahresdritte im Derby, der Mecklenburger André Plath mit Cosmic Blue wurde Vierter. Insgesamt blieben zwölf Kombinationen ohne Springfehler, darunter auch Janne Friederike Meyer mit Anna. Den drittschnellsten Vierfehlerritt lieferte der dreimalige Derbysieger André Thieme, der früh an diesem Tag Vater geworden war. Während Tochter Johanna sich im Krankenhaus von den Geburtsstrapazen erholte, ritt Papa mit Quonschbob auf Rang 14. „Alles im Plan“, sagte Thieme. Den zwölf Nullfehlerritten standen zwölf Reiter gegenüber, die ausschieden, zwei weiter gaben auf.
Morgen haben die Pferde Pause, Sonntag wird dann ein 32-köpfiges Feld in die zwei Umläufe starten. Eine Prognose wagte Derbychef Wulff auch schon mal: „Zwei bis drei Nuller“ sollten seiner Meinung nach drin sein.
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