Großbritannien ist dieser Tage nicht nur Schauplatz der Nachwuchs-EM in Dressur und Vielseitigkeit, sondern auch die FEI-Nationenpreisserie hat hier heute Halt gemacht. Genauer gesagt in Hickstead. Im Stechen setzte sich Marc Dilasser für Frankreich heute durch gegen Tobias Meyer für Deutschland.
Sieben Equipen hatten für den 1,60 Meter-Nationenpreis mit zwei Umläufen ihre Startbereitschaft erklärt. Sechs davon lagen nach zwei Umläufen ziemlich dicht beeinander. Mit jeweils zwölf Strafpunkten hatten Belgien, Irland und Großbritannien jedoch nichts mehr mit der Entscheidung zutun.
Denn um den Sieg durften drei Reiter der Mannschaften reiten, die nach zwei Umläufen acht Strafpunkte gesammelt hatten. Das waren für Frankreich Olivier Robert und Vivaldi des Meneaux mit null und vier Punkten, Edward Levy und Uno de Cerisy die sich nach 16 Punkten in Runde eins zu einer fehlerfreien Runde verbessern konnten, Marc Dilasser mit Arioto du Gevres und null und zwölf Strafpunkten sowie Kevin Staut mit seinem erfahrenen Visconti du Telman mit vier und null Strafpunkten.
Tobias Meyer doppelnull
Otto Becker hatte mit seiner Mannschaftsaufstellung im Vorfeld des Nationenpreises für Aufmerksamkeit gesorgt. Ludger Beerbaum und Mila waren nominiert worden, für den 58-Jährigen der erste Auftritt im roten Jackett seit 2016. Otto Becker schickte die zweimaligen GCT-Etappen-Sieger der laufenden Saison als Startpaar in den Nationenpreis. Und das schien sich zunächst auszuzahlen, denn die zehnjährige Monte Bellini-Tochter und ihr Reiter lieferten ab und blieben fehlerfrei in der Zeit. In Runde zwei fiel dann nach einem erneut starken Beginn des Parcours eine Stange.
Bestens aufgelegt präsentierte sich heute Tobias Meyer mit Carrera VDL-Sohn Greatest Boy H. Der elfjährige KWPN-Wallach sprang unter Tobias Meyer schon mehrmals zu guten Ergebnissen auf höchstem Niveau. Bei seinem ersten Auftritt in der Global Champions Tour gab es gleich den vierten Platz in Miami (USA), im Nationenpreis von Sopot gingen sie nur in einer Runde an den Start und bekamen dort lediglich einen Zeitfehler. Bei den Großen Preisen von Aachen und Valkenswaard hatte Greatest Boy H dann jeweils einen um. Nicht so heute, wo sich der Braune in bestechender Form zeigte. Als einziges Paar der deutschen Equipe blieben Tobias Meyer und der Wallach doppelnull.
Der dritte Reiter des deutschen Aufgebots, Marcus Ehning, hatte heute bei dem NRW Landbeschäler A la Carte ein wenig mit der Anlehnung zu kämpfen. In Runde eins fiel eine Stange. Aber Marcus Ehning wäre nicht Marcus Ehning und nicht Vorbild so vieler Amateur- wie auch Profireiter, wenn er die kleinen Unstimmigkeiten nicht mit seinem reiterlichen Können wieder wettmachen würde. So geschehen in Runde zwei, wo er den 14-jährigen Abke-Sohn zu einer fehlerfreien Runde ritt.
Als Schlusspaar gingen Philipp Weishaupt und die 15-jährige Diamant de Semilly-Tochter Asathir in den Parcours. In Runde eins brach Weishaupt frühzeitig ab, denn nach einem Springfehler hatte er keine Chance mehr, das Ergebnis der Deutschen zu verbessern. Einiges an Druck muss auf den Schultern des Stallreiters von Ludger Beerbaum gelastet haben, lag Deutschland doch im zweiten Umlauf und drei Reitern in Führung mit vier Punkten. Den Fehler machte die Stute in Runde zwei nicht nochmal am gleichen Sprung wie im ersten Umlauf, allerdings wurde dem Paar ein Oxer auf der Schlusslinie zum Verhängnis. Somit verpatzte es Deutschland, vorzeitig den Sieg zu holen. Stattdessen stand fest: es gibt ein dreiköpfiges Stechen!
Die dritte Equipe, die sich fürs Stechen qualifizieren konnte, war diejenige aus Brasilien. Hier ritt Joao Victor Castro mit dem neunjährigen Dispo Cece zu zwei Nullfehlerrunden, bei Francisco Jose Mesquita Musa und Alea Marathon fiel in beiden Umläufen je eine Stange. Bei Luiz Felipe Cortizo Gonçalves De Azevedo Filho und Hermes van de Vrombautshoeve gab es vier Strafpunkte im ersten Umlauf, aber eine fehlerfreie Runde und Schlussreiter Marlon Modolo Zanotelli kam mit dem hünenhaften zehnjährigen Harwich VDL mit vier und null Punkten aus dem Parcours.
Entscheidung im Stechen
Im Stechen musste dann als erstes Francisco Jose Mesquita Musa für Brasilien an den Start. Er saß seiner zwölfjährigen Stute Alea Marathon v. Mylord Carthago bereits von Beginn des Stechens an ziemlich im Nacken. An Sprung drei kam es dann zu einem Fehler. Bundestrainer Otto Becker schickte für Deutschland Tobias Meyer mit Greatest Boy H in die entscheidende Runde.
Der Deutsche Meister von 2021 hatte ja bereits als einziger Deutscher heute eine Doppelnullrunde liefern können. Sein elfjähriger Carrera VDL-Sohn ließ ihn auch in der dritten schweren Runde nicht im Stich. Meyer wählte ein frisches Tempo und Greatest Boy marschierte los. Er legte eine klasse Wendung zum vorletzten Steilsprung hin, ließ alle Stangen liegen und sicherte sich die vorläufige Führung für sein Team in der Zeit von 42,89 Sekunden.
Es folgte Marc Dilasser aus Frankreich. Und der ließ seinen Arioto du Gevres auch ordentlich losgaloppieren. Der zwölfjährige Diamant de Semilly-Sohn machte zwischen den Sprüngen reichlich Boden gut, ließ mit zwei Berührungen an der Stange nochmal Spannung aufkommen, schlussendlich aber blieben alle Stangen in ihren Auflagen. Mit 41,95 Sekunden nahm er Meyer und Greatest Boy H nochmal eine knappe Sekunde ab. Verdienter Sieg für die Equipe Tricolore und der zweite in Folge, nachdem sie erst kürzlich den Nationenpreis in Knokke (BEL) hatten für sich entscheiden können.
Nach acht von neun FEI-Nationenpreisetappen liegt Deutschland derzeit vorn mit 330 Punkten.
Die Ergebnisse vom Nationenpreis in Hickstead finden Sie hier.
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