Der US-Amerikaner Kent Farrington hat mit Gazelle den Großen Preis von Aachen gewonnen. Im Stechen um die 330.000 Euro Siegprämie, die Sponsor Rolex ausschüttet, war er 37 Hundertstel Sekunden schneller als Daniel Deußer mit Tobago. Simone Blum und Alice wurden Vierte.
Zwei Reiter blieben ohne Abwurf im Stechen um den Großen Preis von Aachen. 37 Hundertstel Sekunden entschieden das Springen, das insgesamt mit einer Million Euro dotiert war. Der US-Amerikaner Kent Farrington steuerte die 13-jährige belgische Stute Gazelle am schnellsten über den Stechkurs. Hindernisse bis zu 1,70 Meter Höhe galt es zu überwinden. 395 Meter war das Stechen lang, sieben Kombinationen hatten sich für die Entscheidung qualifiziert.
Farrington, aktuell Achter der Weltrangliste, war der drittletzte Starter im Stechen. In typisch amerikanischer Manier, die Nase des Pferdes hoch, die Bügel kurz, galoppierte er flüssig über den Kurs. Auch die Rechtskurve auf den vorletzten Sprung nahm er mit vollem Risiko. Hier war der erste Stechbewerber, der Belgier Jêrome Guery mit Quel Homme de Hus v. Quidam de Revel, weggerutscht und hatte vier Strafpunkte für die daraus resultierende Verweigerung kassiert. Doch Farrington und die flinke Gazelle kamen mit dem vom Regen der Vortage an einigen Stellen noch weichen Boden auch hier gut zurecht. In gerader Linie flog das Paar über den gelb-grünen Schlussoxer ins Ziel. 43,98 Sekunden zeigte die Uhr.
„Die besten Pferde, die besten Reiter, die Geschichte dieses Springen ist gefüllt mit den großen Namen – für mich toppt dieser Sieg alle meine anderen Erfolge“, sagte Farrington. Nach seinem komplizierten Beinbruch wollte er zurückkommen an die Weltspitze. „Gazelle ist ein Ausnahmepferd. Die Stute ist extrem vorsichtig, nicht so groß, wie eigentlich alle meine Pferde“. Um ihr Selbstbewusstsein zu gegen, hatte er Gazelle zuvor in Calgary bewusst nur in niedrigen Springen eingesetzt. Das richtige Konzept, wie sich herausgestellt hat!
Weltmeisterin Blum patzt an Weltkugel
Im direkten Anschluss an Farrington Ritt kam Simone Blum auf den Platz. DSP Alice hatte in beiden Umläufen einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Selbstsicher meterte die Askari-Tochter über die Kurse der Soers. Nach dem ersten Umlauf mit 40 Starten waren für die zweite Runde noch 18 Kombinationen zugelassen. Wieder flog Alice, die ganz offenkundig mit Höchstabmessungen gar kein Problem hat, über die Hindernisse. Doch an Sprung sechs, einem luftigen Planken-Steilsprung mit einem Globus aus hölzernen Flaggen an der Seite, flog das oberste Element. Schlussendlich wurden die beiden, die als Doppelnuller die beste Leistung bei Platz zwei im Nationenpreis abgeliefert hatten, Vierte. 100.000 Euro Preisgeld dürften über den Abwurf hinwegtrösten.
Deußer: „Tobago fühlt sich manchmal wie ein Pony an“
Als letzter Starter musste nun Daniel Deußer mit seinem Weltcuppferd Tobago liefern. Der kleine Fuchs und sein schlanker großer Reiter ließen die Sprünge von der Tribüne aus noch größer aussehen. Deußer ritt beherzt. Sein Pferd, von dem er sagt, er wisse nicht wie groß es sei, hatte die Ohren vorn, suchte die Aufgaben. „Manchmal fühlt er sich beim Reiten wie ein Pony an aber er springt mit einem Löwenherzen“. Die Linie von Sprung zwei zu drei, einem Steilsprung, ließ das Publikum aufstöhnen. Doch alle Stangen blieben liegen. Kugelrund ist der elfjährige Fuchshengst überm Sprung. Er verschenkt keinen Zentimeter in der Luft. Die weniger als eine halbe Sekunde, die letztendlich zum Sieg fehlten, verlor das Paar zum Beginn des Parcours, sagte Ludger Beerbaum: „Der zog nicht richtig an den ersten drei Sprüngen, zum Ende war es gut“.
Schneller Maher Dritter im Großen Preis von Aachen
Die schnellste Zeit in diesem Stechen lieferte einmal mehr der Brite Ben Maher ab. 43,94 Sekunden, vier Hundertstel schneller als der Sieger. Doch der Fuchs Explosion, Sieger im Preis von Europa am Mittwoch, hatte einen Abwurf am vorletzten Sprung. Das war der Steilsprung, vor dem der Belgier Guery ausgerutscht war. „Happy aber auch enttäuscht“, sei er, sagte Maher. Explosion, ein Chacco Blue-Sohn, sei das beste Pferd seiner Karriere. „Und ich hatte schon das Glück, viele tolle Pferde reiten zu dürfen.“ Der Fuchs springt so wie er heißt: explosiv. „Dieses Pferd ist aus irgendetwas anderem gemacht,“ sagte der Brite und liftete erstaunt die Augenbrauen. „Er liebt den Sport. Und er ist einfach ein freundliches Pferd.“
Guery wurde Sechster, der Ire Darragh Kenny landete vor ihm mit Babalou v. Balou du Rouet auf Platz fünf.
Hochgewettet bei vielen: Der US-Amerikaner McLain Ward. Er hatte die Weltcupsiegerin von Omaha 2017, Azur, gesattelt. Doch zwei frühe Abwürfe ließen ihn auf Platz sieben landen.
Bundestrainer Otto Becker zog ein positives Fazit: „Daniel Zweiter, Simone Vierter und drei, die im ersten Umlauf am letzten Sprung gescheitert sind“, ließen ihn positiv in die nahe Zukunft blicken. In wenigen Wochen stehen die Europameisterschaften in Rotterdam auf dem Programm.
Das Nationenpreis-Punktekonto in der aktuellen Saison vermochte der zweite Platz der deutschen Equipe vom Donnerstagabend übrigens nicht zu verbessern. In Aachen geht es um den Mercedes-Benz Preis der Nationen und der Titelsponsor ist Rolex. Die FEI-Nationenpreisserie wird aber von einem anderen Uhrenhersteller gesponsert. So muss am kommenden Wochenende im englischen Hickstead die deutsche Abordnung, Marcus Ehning und Patrick Stühlmeyer stehen schon fest, versuchen Punkte für das Finale in Barcelona zu sammeln.
Der verdammte letzte Sprung in Runde 1
Wenig Glück hatten die anderen deutschen Starter. Alle nicht schlecht, aber eben nicht ganz gut genug. Die größte Überraschung war für viele der achte Platz von Sven Schlüsselburg. Mit seinem Schimmel Bud Spencer hat er momentan einen Lauf und der setzte sich für den Baden-Württemberger aus Ilsfeld bei Heilbronn auch in der Soers fort: Zwei Zeitfehler im ersten Umlauf, fehlerfrei in Runde zwei, Platz acht – was ihm noch 20.000 Euro Gewinngeld bescherte.
Gar nicht so süß, wie man das von einem Hindernis, das das Logo des Schokoladenherstellers Lindt trägt, vermuten möchte, fanden Marcus Ehning (Funky Fred, Platz 20) und Christian Ahlmann mit Clintrexo Z, Platz 21, den letzten Sprung im ersten Umlauf. Der Steilsprung in Richtung des Ausritts wurde beiden nach guten Runden zum Verhängnis.
Dank seines dritten Platzes bei den Deutschen Meisterschaften hatte Hendrik Sosath mit Lady Lordana erstmals Starterlaubnis für das CHIO Aachen bekommen. Nach vielen guten Runden hatte er auf der von seiner Familie gezogenen Fuchsstute lediglich einen Abwurf, im ersten Umlauf, Platz 23. Jan Wernke, aktueller deutscher Vizemeister, kassierte mit Nashville neun Strafpunkte und wurde 31.
368.500 Zuschauer kamen in diesem Jahr zum CHIO Aachen. Im nächsten Jahr findet das Weltfest des Pferdesports wegen der Olympischen Spiele von Tokio bereits vom 29.Mai bis 7. Juni 2020 statt.
Die Ergebnisse finden Sie hier.air jordan 1 mid outlet | how many jordans do they release
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