Das war ein Abschied nach Maß! Er wolle ihn aus dem Sport nehmen, so lange er noch fit ist, hatte Christian Ahlmann im Vorfeld des Weltcup-Turniers von Leipzig mit Hinblick auf die geplante Verabschiedung seines Spitzenpferdes Taloubet erklärt. Das hat funktioniert. Und wie!
Christian Ahlmann und Taloubet Z … Letzter gemeinsamer Ritt!! Perfekter kann ein Abschied nicht sein! Sieg in Leipzig auf der #PARTNERPFERD2018!
Posted by PARTNER PFERD on Sonntag, 21. Januar 2018
Stolz bog Taloubet Z den Hals, als er aus der Halle trabte. Er schien zu wissen, dass dies ein ganz besonderer Tag war. Es war der letzte Parcours in der Laufbahn des 18-jährigen Hengstes, und er verließ die sportliche Bühne als Sieger. Mit einer rasanten fehlerfreien Stechrunde in 43,19 Sekunden gewann Ahlmann das Weltcupspringen in der Leipziger Messehalle. Die Freudentränen liefen Taloubets Besitzerin, Ahlmanns Lebensgefährtin Judy Ann Melchior, ungebremst über die Wangen, es war fast zu schön, um wahr zu sein. Einer der letzten Söhne des großen Selle Francais-Hengstes Galoubet A im Sport wird von nun an nur noch in seinem Heimatgestüt Zangersheide in der Zucht wirken.
Bis es soweit war, musste sich der Braune allerdings gegen 39 Konkurrenten durchsetzen. Der Parcours im Umlauf war hoch und schwer, weitgehend mit Maximalabmessungen gebaut. Drei Steilsprünge erreichten das Höchstmaß von 1,60 Meter, im Stechen wurden drei Hindernisse erhöht. Darüber hinaus arbeitete Parcourschef Frank Rothenberger mit optischen Finessen, um die Konzentration der Pferde zu überprüfen, etwa mit schräg gestellten, mit Wasser gefüllten Gummigräben oder ungewöhnlichen Bodenteilen. Dennoch blieben 15 Reiter ohne Abwurf und qualifizierten sich fürs Stechen, darunter fünf Deutsche. „Das waren einfach drei zu viel“, sagte Rothenberger, „aber es wird von Jahr zu Jahr schwieriger die richtige Zahl von Reitern fürs Stechen hinzubekommen. Alle sagen, es war ein Traumtag, für mich war es ein Albtraum.“
Wieder Lopez
Genau zwei Zehntelsekunden langsamer als Ahlmann reichten dem Kolumbianer Carlos Enrique Lopez auf dem 13-jährigen Admara für Platz zwei. Der in der Nähe von Lyon lebende 52-Jährige hatte in Leipzig einen phantastischen Lauf, gewann am Freitag bereits die Qualifikation für das Weltcupspringen. Er ging volles Risiko ein und alles passte (0/43,39).
Dritter wurde der Weltranglisten-Zweite Harrie Smolders mit dem 14-jährigen Zinius v. Nabab de Reve (0/44,28). Der ist nicht mal Smolders bestes Pferd – obwohl er schon in Mechelen siegreich gewesen war. Aber der Niederländer reitet in den letzten Monaten auf einer Erfolgswelle. „Wir haben Taloubet nichts geschenkt“, sagte er, „er war heute einfach phantastisch.“
Ehning doch noch geschlagen
Lange sah Marcus Ehning wie der Sieger aus. Mit 44,29 Sekunden übernahm er vorübergehend die Führung. Der 13-jährige Comme il faut flitzte durch den Kurs. Aber eine Kurve geriet ein wenig unrund, die Stangen wackelten, blieben zwar liegen, doch die Zeit reichte am Ende nur für Platz vier.
Maurice Tebbel auf seinem Championatspferd Chacco’s Son musste als erster Starter ins Stechen, absolvierte eine saubere Runde ohne Fehler, aber dass die Zeit von 45,96 zu unterbieten sein würde, war zu erwarten. Nach seinem Ritt, für den ihm ursprünglich ein Zeitfehler angekreidet worden war, wurde die Zeit um eine Sekunde auf 70 Sekunden erhöht. Am Ende war Tebbel Zehnter. Zwei junge deutsche Reiter kamen trotz der Nullrunde im Umlauf gar nicht mehr in die Platzierung: Christian Kukuk auf Limoncello (4/46,91, Platz 13) und Maximilian Lill auf Checkers (4/48,11, Rang 14.)
Auf der Zwischenwertung für das Weltcupfinale im April in Paris konnten sich Christian Ahlmann und Daniel Deußer mit je 48 Punkten auf Platz vier bzw. fünf vorschieben. Damit dürfte der Finalstartplatz gesichert sein. Das gilt auch für Marcus Ehning, mit 38 Zählern zur Zeit Zehnter.
Tschüss, Taloubet!
Nach der Siegerehrung hatte Taloubet seinen letzten Auftritt. Ganz allein ritt Ahlmann in die Halle, der Hengst trug eine Decke in den Farben blau und gelb des Gestüts Zangersheide. Thank you, Talou, stand da drauf. „Was für ein geiler Tag“, sagte Christian Ahlmann. Er bedankte sich bei allen, bei seinem Pferd, bei seiner Lebensgefährtin, der Taloubet Z gehört. „Kein Gebot war groß genug, um ihn gehen zu lassen, dafür danke ich Dir“, sagte er. „Taloubet hat mich in eine andere Liga gebracht.“ Neben dem Hengst stand aufgereiht das Team, das ihn 18 Jahre lang betreut hat. Am Ende nahm der Reiter seinem Pferd Sattel und Trense ab und führte Pferd aus der Halle. Fast zehn Jahre lang war Ahlmann mit Taloubet auf den Turnierplätzen der Welt unterwegs, ist in 105 Fünf-Sterne-Prüfungen gestartet, gewann neun Championatstitel und -medaillen, darunter als Höhepunkt das Weltcup-Finale im Leipzig 2011. Aachen-like wurde Taloubet Z mit Taschentüchern vom Publikum herausgewinkt. Ihm winken nun die Weide und die Pflichten als Deckhengst. Er hat es mehr als verdient.
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