Zum zweiten Mal nach 2002 ist Marcus Ehning deutscher Meister im Springen geworden. Entschieden wurde es im Stechen zwischen dem 49-Jährigen und Maurice Tebbel. Bronze ging an Maximilian Weishaupt.
Vor 21 Jahren hieß es schon einmal, Marcus Ehning ist deutscher Meister im Springen. Damals hatte Ehning For Pleasure gesattelt. In diesem Jahr gewann er den Titel im Sattel von Priam du Roset. Im Stechen musste das Paar als erstes in den Kurs. Ehning ritt eine schnelle, aber keine rasante Runde. Damit schaffte der Plot Blue-Sohn Priam du Roset es, als einziges Pferd über die vier regulären Runden von Freitag und Sonntag plus dem Stechen ohne Abwurf zu bleiben.
Ehning hatte zunächst nicht auf der Liste für Balve gestanden. „An diesem Wochenende war ja auch die Global Champions Tour in Cannes, und ich bin im Team Valkenswaard. Da stand noch ein Pferd auf der Kippe.“ Deswegen hatte Ehning trotz seiner Freundschaft zu Rosalie von Landsberg-Velen zunächst nicht genannt. „Ich möchte dann auch nicht absagen müssen, habe aber immer mit Balve geliebäugelt“, so Ehning. „Außerdem freut es mich, dass ich noch mitmachen kann und die Jungs noch etwas ärgern kann“, sagt er mit Blick auf seine Kollegen auf dem Podium. Die müssen bei so viel Tiefstapelei lachen.
Für Priam du Roset geht es in zwei Wochen nach Rotterdam. Dort geht der neue deutsche Meister Springen dann Nationenpreis. „Hoffentlich springt er da so gut wie hier“. Sein Pferd habe diesen Titel verdient, so Ehning, weil, er trotz eines unglücklich verlaufenen Weltcup-Finals, in der Saison eigentlich „immer gut gesprungen ist.“
Ehning, Tebbel, Weishaupt
Ehnings Nullfehlerritt im Stechen baute Druck für Maurice Tebbel auf, der den neunjährigen Chacco’s Light v. Chacco’s Son in Balve in die Entscheidung geritten hat. Der Hengst stammt aus eigener Zucht der Familie und springt beeindruckend. Schon im zweiten Umlauf des Großen Preis von Balve, der zweiten Wertungsprüfung, hatte Tebbel nach der Nullrunde immer wieder auf seinen Hengst gezeigt. Ihm gebührt der Applaus, soll das heißen.
Tebbel gab mächtig Gas im Stechparcours. Der braune Modellathlet galoppierte über die von Parcourschef Frank Rothenberger gestellten Anforderungen. Sieben Hindernisse, acht Sprünge, am Ende ein dicker Oxer des Sponsors Longines. Ausgerechnet hier fiel eine Stange. Tebbel war zwei Sekunden schneller als Ehning, aber eben nicht fehlerfrei. Das bedeutete die Silbermedaille für die Tebbel-Kombi.
Einen Plan habe er noch nicht mit Chacco’s Light, so Tebbel. „Er ist ja erst neun Jahre alt, aber auf Aachen hoffe ich schon.“ Auf jeden Fall sieht er in dem Hengst ein Pferd mit Zukunft. „Der wird immer besser“. Vater und Muttervater haben im Stall Tebbel gestanden. Vater Chacco’s Son war Maurice EM-Pferd in Göteborg, wurde Fünfter mit der deutschen Mannschaft 2017. Die Mischung macht’s, stellt Tebbel grinsend fest: „Der hat so viel Saft wie Chacco und die Hinterhand von Light on, auch ohne Gamaschen.“
Dritter wurde Maximilian Weishaupt, der mit Omerta Incipit im Großen Preis, den Rene Dittmer mit Burlington Riverland gewann, Dritter war. Aber in der zweiten Runde am Freitag hatte es für das routinierte Paar aus Bayern einen Abwurf gegeben. René Dittmer wurde in der Endabrechnung Fünfter hinter Max Haunhorst und Carlo. Beste Amazone wurde Ex-Weltmeisterin Simone Blum auf Ciara PS Sechste in der Endabrechnung.
Welche deutschen Reiterinnen und Reiter in Aachen an den Start gehen werden, entscheidet der Springausschuss des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) Montagfrüh nach der deutschen Meisterschaft in Balve.
Alle Ergebnisse finden der Deutschen Meisterschaft im Springen 2023 finden Sie hier.
Ein tolles Podium und ein so verdienter Sieger. Ein Sieg des schönen Reitens.
Jede Runde war einfach stilistisch schön anzusehen und harmonisch, kein Gezerre oder Geschiebe von Marcus Ehning. Herrlicher Einklang zwischen Pferd und Reiter. Und die Kirsche auf der Torte war für mich diese völlig ruhige, entspannte Ehrenrunde. Keine Schlaufzügel, keine „spannende“ Gebisskonstruktion. Einfach Einklang zwischen Pferd und Reiter.