Milton und John Whitaker – das Pferd, sein Reiter, die Legende

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John Whitaker und Milton

Milton und John Whitaker (© www.toffi-images.de)

Firma Rolex sucht gerade auf Instagram das perfekte Paar im Springsport – aktuell und historisch. Eines, das ganz sicher in diese Reihe gehört, ist unserer Meinung nach dieses hier!

Dortmunder Westfalenhalle, Weltcup-Finale der Springreiter Anfang der 1990er-Jahre. Zwei Freundinnen, beide noch nicht konfirmiert, beide pferdeverrückt, von denen eine später St.GEORG-Redakteurin werden wird, dürfen ein Wochenende lang von morgens bis abends den besten Springreitern der Welt bei dem großen Hallen-Event zusehen – ohne unsere Eltern (heute würde wahrscheinlich das Jugendamt eingeschaltet – aber wir haben überlebt ;-)).

Beim Umschauen stellen wir fest: Oh, aus der Haupthalle kann man ja in die Abreitehalle herüber gehen. Ob uns jemand aufhält? Nein, wir gelangen unbehelligt durch sämtliche Gänge in den Backstage-Bereich. Und sind total aufgeregt! Direkt neben uns ist der Weg, auf dem die vierbeinigen Superstars entlang in Richtung Einritt müssen! Da ertönt die Stimme des Ansagers: „Next competitor, John Whitaker!“ Wir schauen uns um. Ich weiß nicht, was meine Freundin in diesem Moment gedacht hat. Aber ich dachte: „Das ist das schönste Pferd, das ich je gesehen habe!“ Direkt an uns vorbei stolzierte Milton. Höchstpersönlich. Mit John Whitaker im Sattel. Ich war wie paralysiert. So oft habe ich mir Fotos von diesem Paar angeschaut, und dann marschierten sie direkt an mir vorbei. Einfach so. So dicht, dass ich Milton hätte berühren können – was ich selbstverständlich nie gewagt hätte!

Bis heute kann ich mich an diesen Moment erinnern. Milton und John Whitaker, das war ein besonderes Paar! Nicht so sehr wegen der Erfolge, die sie gemeinsam hatten. Klar, das waren unzählige (unter anderem 30 Autos). Aber das machte nicht ihre Faszination aus. Die lag eher in der Erscheinung dieses Pferdes, in seiner faszinierenden Art zu springen, zusammen mit dem stilistisch wunderbaren John Whitaker im Sattel. Wer mich ganz persönlich danach fragt, welches mein Lieblingspaar im Springsport war bzw. ist – die beiden gehören ganz sicher dazu!

Besondere Geschichte

Das mag auch an der besonderen Geschichte der beiden liegen. Das 1977 von John Harding-Rolls gezogene holländische Warmblut Milton wurde als Fohlen von Caroline Bradley gekauft. Sie war begeistert von dem Schimmel, Sohn einer Irish Draught Stute und des KWPN-Hengstes Marius. Schon früh sagte sie zu ihren Eltern, Milton werde ihr Olympiapferd werden. Doch dazu kam es nicht.

1983 brach sie auf einem Turnier tot zusammen. Schuld war wohl ein Herzschlag. Ihre Eltern wollten den hoch talentierten Schimmel, sozusagen das Vermächtnis ihrer Tochter, nicht verkaufen. Sie stellten ihn John Whitaker zur Verfügung. Der erwies sich des Erbes mehr als würdig.

Die Europameisterschaft 1987 beendete das Paar mit der Silbermedaille im Einzel und gewann Gold mit der Mannschaft. Zwei Jahre später wurden sie Europameister in der Einzel- und Teamwertung.

1990 und 1991 standen sie als Sieger des Weltcup-Finales auf dem Treppchen.

1990 erreichten sie zudem Einzel-Silber und Mannschafts-Bronze bei den ersten Weltreiterspielen in Stockholm.

Wenn Milton auftrat, wurden Spruchbänder hochgehalten – „Milton, we love you!“

Er hätte ganz sicher zu den Favoriten bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gehört. Aber die Bradleys wollten nicht, dass er daran teilnimmt. Erst in Barcelona durfte John Whitaker mit ihm um olympisches Edelmetall reiten. Doch das blieb dem Paar verwehrt.

1994 wurde Milton im Rahmen einer feierlichen Zeremonie bei der Olympia London International Horse Show aus dem Sport verabschiedet.

Er hatte über eine Million britische Pfund an Preisgeldern zusammengesprungen. Mit dieser Summe war er das erste Pferd außerhalb des Renngeschehens, das dies schaffte.

Das britische Reitsportmagazin Horse & Hound kürte ihn 2008 zum beliebtesten Pferd Großbritanniens.

Seine Rente verbrachte Milton bei John Whitaker. Er starb 1999 mit 22 Jahren, vermutlich an einem Gehirntumor.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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