Moment mal! Gabriele Pochhammer: Zweiklassengesellschaft

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St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer über die Entwicklung des internationalen Springsports.

„Ich brauche schöne Mädchen“, sagt Kaspar Funke, Veranstalter und Dienstleister so renommierter Turniere wie Nörten-Hardenberg, Donaueschingen, Münster und Dortmund. Das klingt jetzt ziemlich sexistisch und geht eigentlich gar nicht. Aber er meint natürlich etwas anderes: junge Gesichter, die herrlichen Sport zeigen und die Zuschauer begeistern, so sehr, dass sie nicht mehr nach den großen Stars fragen. Denn die sind immer öfter auf fernen Kontinenten oder auch in Europa in der Global Champions Tour unterwegs. Das satte Preisgeld von 300.000 Euro pro GCT-Station tröstet sie schnell darüber hinweg, dass nur eine Handvoll VIP-Zuschauern auf vergoldeten Sesseln Beifall klatschen, und dass die Hälfte des Starterfeldes aus Kids von Rockstars und anderen Riesengroßverdienern besteht, die auf ihren Millionenpferden das Gefühl haben dürfen, sie gehörten wirklich zur Weltklasse.

Gesellschaftliche Schere

Die Welt des Spitzenspringsports hat sich in den letzten Jahren säuberlich in zwei Hälften geteilt. Da sind die Turniere der Global Champions Tour und League, in dieser Saison 16, im nächsten Jahr 18 und in zwei Jahren 20, womit fast die Hälfte der Wochenenden im Jahr schon ausgebucht ist. Auf der anderen Seite kämpfen die Veranstalter traditioneller Turniere, die schon seit Jahrzehnten den Sport in Deutschland tragen. Sie haben es immer schwerer. Peter Rathmann hat nach 27 Jahren Baltic Horse Show das Handtuch geworfen. Neben äußeren Hürden – Hotelneubau auf dem bisherigen Platz für die Pferdeställe – wurde es immer schwieriger, überregionale Sponsoren zu finden. Denn während dem deutschen Gebühren-finanzierten Fernsehen auch noch die x. Fußball-Liga eine Live-Übertragung wert ist, winken viele TV-Chefs schon ab, wenn sie hören, dass Beerbaum, Ehning & Co. woanders beschäftigt sind. Manche Veranstalter erkaufen sich inzwischen Übertragungszeiten, bei Sport1 kostet das etwa 15.000 bis 20.000 Euro die Stunde, aber wenigstens kann man dem Sponsor versprechen, dass sein Name irgendwo über den Bildschirm flimmert. Der SWR fordert im Juli per Mail  die Startliste für das September-Turnier in Donaueschingen, in einem Stadium, in dem der Veranstalter noch hektisch am Telefon versucht, einige große Namen herbei zu telefonieren, gegen entsprechende Gegenleistung, versteht sich: alles frei, weder Nenn- noch Startgeld.

Gestern bleibt Vergangenheit

Realisten wie Kaspar Funke oder auch der deutsche FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, selbst Turnierveranstalter in Breitenbug, wissen, dass sich das Rad der Zeit nicht zurückdrehen lässt. Die gemütlichen Turniere um die Ecke, auf denen sich auch die Thiedemanns, Winklers, Schockemöhles tummelten, die sind mehr als halbes Jahrhundert her.

Auf der Suche nach Starpotenzial

„Die Entwicklung fordert uns auf, uns neue Stars zu suchen“, sagt Graf Rantzau. „Es gibt fantastische Springen mit fantastischen Stechen, auch wenn die Weltranglistenersten mal nicht da sind.“ Er hat recht, eine tolle Deutsche Meisterschaft in Balve, getragen vom Engagement und der Kreativität von Rosalie von Landsberg, Tochter des früheren FN-Präsidenten Graf Landsberg, mit den Ritten unter anderem von Simone Blum und Christian Kukuk, die Auftritte der jungen Laura Klaphake, die gerade ihren Weg nach oben galoppiert und wohl genau das ist, was Kaspar Funke sich vorstellt, wenn er an eine Generation junger Reiter denkt, die nicht nur gut aussehen, das auch, sondern vor allem so gut reiten, das irgendwann niemand mehr die Arrivierten vermissen wird. Mal sehen, ob denen das auf Dauer gefällt.


Laura Klaphake ist übrigens die Titelheldin von St.GEORG 7/2017, der ab Mittwoch, den 28. Juni im Handel erhältlich ist. Hier geht’s zur Heft-Info und hier direkt in unseren Online-Shop, wo Sie sich Ihr Exemplar nach Hause liefern lassen können.Cheap Air Jordans 1 low For Sale | jordan 1 mid black and white release date

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. Rosemarie hanutko

    Ein gelungener Beitrag von Frau Pochhammer. Ja es wird Zeit für neue Stars. Weil beerbaum, Ehning und Co. nicht mehr die jüngsten sind. Ich finde es schade, dass das Geld so sehr im Fokus steht und nicht wer besser reitet. Dass ist meiner Meinung nach keine gute Entwicklung.

  2. Heidi Renken

    Gut geschrieben. Ich schaue die Springen in den immer gleich aussehenden Arenen mit überwiegend leeren Rängen schon gar nicht mehr. Das ist wie der Film „Und täglich grüsst das Murmeltier“ Die Paarteams kann ich mir überhaupt nicht merken, ist auch überhaupt nicht von Interesse. Es ist ok, dass die Reichen ihre Spielwiese haben, bringt Geld unter die Leute, wichtig nur, dass die Pferde keinen Schaden nehmen.
    Interessant sind bei den grossen Events nur Plätze wie Aachen, Hamburger Derby und Eventing, dort geht es um das Reiten, die Plätze sind individuell und die Zuschauer haben Ahnung. Da ist es mir wurscht, ob ein Ehning startet oder nicht. Und mit unserer normalen Reiterei hat es in der Tour schon lange nichts mehr zu tun, da müssten die Sponsoren uns Normalos wohl anders ansprechen…mittlerweile ist das Gros der Reiter Frauen in mittleren Jahre und Kinder, vor allem Mädchen. Da sollten sich die Firmen bei den Feld, Wald und Wiesen Turnieren auch mal blicken lassen….

  3. Suzanne Nennmann

    Verehrte Frau Renken,
    wenn Sie statt Ehning Ahlmann oder Deusser einsetzen, bin ich ganz bei Ihnen. Ersterer hat die wenigsten GCT-Einsätze, weil er, wann immer möglich, füe die Nationalmannschaft reitet. Zudem muss ich sagen, dass ich andererseits keine ländlichen Turniere mehr besuche, weil mir Handling der Tiere und Reitvermögen oft nicht gefallen. Da kann man gerade bei Ehning alleine vom Zusehen noch immer mehr profitieren.
    Vielleicht treffen wir uns bei der Vielseitigkeit, die immer interessanter wird, seit man nicht mehr dauernd die Angst haben muss, rotational falls und schwere Verletzungen sehen zu müssen.

    • Heidi Renken

      Ja, da kann ich zustimmen Frau Nennmann. Allerdings finde ich es schade, dass wohl offensichtlich die kleineren Turniere nicht mehr so pferdefreundlich sind. Ich war länger nicht mehr in Deutschland auf einem Turnier, lebe zur Zeit im Ausland. Hoffe, da schaut man bald genauso hin wie bei den bekannten Reitern auch!

  4. Chris

    Das kann doch nur bedeuten eine zweite mediale Schiene aufzubauen und dort gute Sendungen zu machen. Die müssen jedenfalls besser moderiert werden als im ZDF und teilweise auch ARD (Sostmeier). Über youtube-Kanäle geht das oder evtl auch clipmyhorse besser machen und aktiver vermarkten. Es gibt schon Fussballvereine, die haben eigene Sender (Bayern München). Da treten Leute exklusiv auf, die sonst nicht zu sehen sind. Das alles gut moderiertist absolut auf den Pferdesport zu übertragen. Bei der Moderation denke ich immer ncoh gern an die Kokommentierung von Martina Brüske und Achaz v. Buchwaldt bei der Serie Pferdezeit.
    Übrigens, die Meckerei über schlechtes Reiten kann ich nicht mehr hören. Hier wird oft aus Prinzip gemeckert.

    • Martha Wieland

      Auch wenn man nicht von der Halsringfraktion ist, sollte man doch unterstreichen, dass man erst eine zweite Schiene aufziehen kann, wenn überall vorbildlich oder wenigstens annehmbar geritten wird und man kein Gezerre und Getrete im Stechparcours, ständigen Stuhlsitz, schlagende Unterschenkel, Schläge mit der Gerte, erzwungene Absprünge trotz unpassender Distanz, unklar gehende Pferde, Hilfszügel etc etc etc auf dem Abreitplatz zu sehen bekommt – sonst schreckt die mediale Präsenz der zweiten Schiene lediglich ab.


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