Man durfte sich heute keinen Springfehler erlauben im Qualifikationsspringen für das Einzelfinale im Springreiten bei den Olympischen Spielen in Tokio. Aus dem deutschen Team gelang das immerhin Daniel Deußer und Killer Queen mit einer Nullrunde. Seine Kollegen kassierten beide einen Abwurf am gleichen Sprung.
73 Starter aus 35 Nationen gingen im heutigen Qualifikationsspringen an den Start. Es galt für sie, das Ticket für das morgige Finalspringen zu lösen, bei dem um die Einzel-Medaillen geritten wird. Denn nur die besten 30 Paare dürfen morgen nochmal ihr Können unter Beweis stellen.
Für Parcoursbauer bei Olympia ist es immer wieder eine Herausforderung, den Parcours einerseits nicht zu leicht zu gestalten, dass man nicht über das gewünschte Drittel des Starterfeldes mit fehlerfreien Ritten hinauskommt, und andererseits keine schlimmen Bilder provoziert. Am Ende war es doch eher überraschend, wie viele Null-Fehler-Ritte tatsächlich aufs olympische Parkett im Baji Koen Equestrian Park gelegt wurden – ganze 25 nämlich. Fünf weitere Paare konnten sich mit lediglich einem oder zwei Strafpunkten für Zeitüberschreitung für das Finale qualifizieren. Demgegenüber stehen zwei Stürze, zweimaliges Ausscheiden durch Verweigerungen und vier Reiter, die aufgaben. Und die Deutschen?
Daniel Deußer reitet morgen um die Medaillen
Als erster Starter aus dem deutschen Team ritt Daniel Deußer in den Parcours ein. Seine nunmehr elfjährige Stute Killer Queen war laut Deußer „wieder ein Ticken zu frisch“ unterwegs, aber das Flutlicht in dem atmosphärischen, wenn auch leider leeren großen Reitstadion habe dann doch den genau richtigen Eindruck auf die Eldorado vd Zeshoek-Tochter gemacht: als sie dann die Lichter hier heute Abend gesehen hat, dann weiß sie doch worum es geht. Das hat man in den letzten Tagen hier ja noch nicht so gemerkt beim normalen Reiten.“
Und das konnte das Paar dann auch in den Umlauf mitnehmen. Eine vorsichtig springende und gut an den Hilfen stehende Killer Queen wurde von Deußer präzise über die doch hier und da im Maximalmaß stehenden Anforderungen geritten. Somit beendeten sie den Parcours fehlerfrei und blieben zudem in der Zeit, ohne dass es an irgendeiner Stelle wackelig aussah. Entsprechend Deußers Fazit: „Grundsätzlich hat sie einen tollen Eindruck hinterlassen und ich gehe mit guten Hoffnungen ins Finale.“
André Thieme und Chakaria: „minimal Panik geschoben“
Seine Teamkollegen konnten dem Beispiel Deußers heute leider nicht folgen. Bei seinem Olympia-Debüt läuft es zunächst gut für Andre Thieme aus Plau am See, der mit seiner Stute Chakaria ja dieses Jahr vor allem mit dem Sieg im 1 Million Dollar Grand Prix auf sich hatte aufmerksam machen können.
Doch dann machte die Atmosphäre im Stadion wohl doch etwas Eindruck auf die Chap-Tochter. „„Eins, zwei drei ist mir alles so gelungen wie ich es vor hatte, und dann kam die dreifache Kombination. Ich habe die ganze Zeit ja gewusst, sie ist super vorsichtig drauf mit dem Licht hier. Und nach dem Warm-Up wusste ich schon, dass sie – ich will nicht sagen eingeschüchtert – aber übervorsichtig ist. Und so kam es dann, dass ich ein bisschen minimal Panik geschoben habe, am Aussprung der Dreifachen, sie gab sich unheimlich Mühe und ich dachte: Oh Gott jetzt muss ich es ihr unbedingt an der Triplebarre leicht machen mit einem schönen Galopp durch die Wendung, aber dann merkte ich wie sie doch ein bisschen am Ausgang kleben blieb und mir die Triplebarre so ein bisschen „weglief“.“ Thieme entscheidet sich dazu, einen Galoppsprung mehr zu reiten – bei den Abmessungen der Triplebarre (1,60 Meter hoch, 2 Meter tief Anm. d. Red.) hat die Stute dann jedoch zu wenig Schwung, um den Sprung fehlerfrei zu überwinden. Er habe da nicht die letzte Ruhe gehabt, sagt Thieme. Aber: „Hut ab wie sie danach weitergesprungen ist und den Parcours beendet hat.“
Von seiner eigenen Leistung hingegen zeigte sich der Ausbilder aus Mecklenburg-Vorpommern weniger erfreut: „Das ist eigentlich überhaupt nicht schlimm, aber dadurch, dass ich weiß, dass mir dieser Fehler unterlaufen ist, der mir eigentlich nicht passiert und auch nicht passieren darf, ist das für mich wahnsinnig enttäuschend, einfach enttäuschend für mich selber.“ Nun, wenn er für die Mannschaft gesetzt wird, wird er Chakaria ja am Freitag noch ein weiteres Mal vorstellen können. Bis dahin bleibt vielleicht noch etwas Zeit für die Stute, sich auch an die Lichter und den Trubel in Tokio zu gewöhnen.
Christian Kukuk und Mumbai mit dem Dalera-Moment
Ebenfalls an der Triplebarre unterlief Christian Kukuk mit Mumbai ein Hindernisfehler. Der Schimmelhengst hatte sich nach der dreifachen Kombination erleichtern müssen und ausgerechnet der wuchtigste Sprung des Parcours sollte folgen – Fehler für den Bereiter von Ludger Beerbaum und den immerhin erst neunjährigen Diamant de Semilly-Sohn.
Sein Fazit von dem Ritt: „Wir hatten einen guten Anfang und einen guten Rhythmus. Dann hatte ich das Gefühl, dass Mumbai etwas schwerfällig aus der Dreifachen Kombination gesprungen ist und an der Trippelbarre danach kam dann auch der Fehler – er musste sich währenddessen erleichtern, das habe ich erst im Nachhinein gesehen. Wir haben knapp die Weite nicht bekommen, was während des Äppelns ja auch fast verständlich ist, aber ich bin happy, wie souverän wir den Parcours dann zu Ende gebracht haben.“
Und die Mannschaft?
Schon kamen nach dem Qualifikationsspringen erste Fragen auf, wer denn an der Seite von Maurice Tebbel und Don Diarado, die ja bereits gesetzt sind, am Freitag im Mannschaftswettbewerb für Deutschland an den Start gehen darf. Bundestrainer Otto Becker hielt sich dazu noch bedeckt. Man wolle das nach dem Vetcheck am Donnerstag entscheiden.
Beckers Resümee des heutigen Tages: „Daniel war überragend, er hat mit Killer Queen eine super souveräne Runde gedreht. Pferd und Reiter waren auf den Punkt fit. Wir hoffen, dass er im Einzelfinale so eine Traumrunde hinlegt wie heute. Die Konkurrenz ist ganz, ganz stark. Hier war Topsport zu sehen, auf allerhöchstem Niveau und es wird sehr spannend, sowohl im Einzel auch im Team. Wir wollen Daniel jetzt alle unterstützen.“
Zu den beiden Debütanten sagt der Bundestrainer: „Bei den anderen beiden hat man gemerkt, dass etwas die Erfahrung fehlt. Die späte Startzeit hat den beiden Neulingen nicht unbedingt geholfen – sie mussten lange warten, sich viele Paare anschauen, das ist nicht immer zuträglich. Gerade bei André hat man gesehen, dass er für einen Moment die Ruhe verloren hat, nach der Dreifachen Kombination ist er etwas übermotiviert weitergeritten und hat sich aber gut gefangen und ist dann souverän nach Hause geritten. Auch Christian hat den Fehler an der Triplebarre bekommen. Das waren zwei gute Runden, aber eben nicht mit dem letzten Glück fürs Finale.“
Favoritenstürze und bestens aufgelegte Japaner
Allzu sehr grämen müssen sich die deutschen Springreiter nicht über die verpasste Qualifikation für das morgige Einzelfinale. So einigen Weltklassereitern und -pferden gelang der Parcours heute nicht fehlerfrei. Da kann man einen Kent Farrington (USA) und Gazelle nennen, immerhin Sieger des Großen Preises in Aachen, oder auch Steve Guerdat (SUI) und Venard de Cerisy sowie Laura Kraut (USA) und Baloutinue – sie und einige mehr, die vielleicht als Favoriten auf Medaillen gehandelt worden waren, patzten heute im Parcours.
Überzeugend dagegen waren die Auftritte der drei japanischen Springreiter. Unter der Ägide von Paul Schockemöhle absolvierten Daisuke Fukushima, Koki Saito und Eiken Sato heute flüssige Parcoursrunden ohne Hindernisfehler. Lediglich Sato musste einen Strafpunkt für Zeitüberschreitung hinnehmen. Eine souveräne und stilistisch schön anzusehende Vorstellung der Gastgeber!
Die Routiniers lassen nichts anbrennen
Und dann gab es da heute noch die, deren Namen ebenfalls jeder für die Medaillen in Tokio auf dem Zettel hat, und die dieser Rolle gerecht wurden. Martin Fuchs (SUI) und Clooney (Europameister Rotterdam 2019), Gregory Wathelet und Nevados S (Mannschaftseuropameister Rotterdam 2019), Peder Fredricson und All In (Europameister 2017 und Einzel-Silbermedaillengewinner bei Olympia 2016 in Rio) – sie alle blieben heute Null und werden sich morgen wohl nichts schenken. Nicht zu vergessen auch die Iren, deren Reiter allesamt ebenfalls morgen an den Start gehen werden. Sie alle müssen aber auch an einem Top-Paar vorbei, wenn sie Olympiasieger werden wollen: Explosion W spielte unter Ben Maher (GBR) heute nur wieder so mit den Abmessungen und lieferte eine mühelose Nullfehlerrunde ab. Das weckt die Vorfreude auf das Einzelfinale!
Alle Ergebnisse des Qualifikationsspringens finden Sie hier.
Quelle: FNnike air jordan 1 mid outlet | ACADEMIE-AGRICULTURE ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні
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