Deutschland mit dem Idealergebnis null vor den USA und Großbritannien, die Schweizer, Mitfavoriten auf den Titel, hingegen raus. Die Quali für das olympische Mannschaftsfinale Springen war spannend und ereignisreich.
Der erste Parcours, die Qualifikation fürs Olympia Mannschaftsfinale Springen, forderte den 80 Reiter/Pferd-Kombinationen einiges ab: 14 Hindernisse, 17 Sprünge, der höchste 1,63 Meter. Das war Sprung 8, ein Steilsprung, der auf einen Oxer folgte (Distanz: 19,20 m), drei Stangen zwischen zwei Fangständern, die Motive aus Paris und Orleans zeigen. Genauso fantasie- wie anspruchsvoll war der Kurs des Spaniers Santiago Varela und des Franzosen Grégory Bodo kreiert. Bunte Hindernisse, eine zweifache Kombination in rosa, mit Macarons, dem feinen Naschwerk aus Baiser, war nur einer der Eyecatcher im Kurs.
Der offene Wassergraben, vier Meter weit, stellte sich als unproblematisch dar. Schwierigkeiten bereitete unter anderem die dreifache Kombination kurz vor Schluss des Parcours (13a: Oxer 1,53 m x 1,65 m, 13b: Steilsprung mit dünner rosa Planke oben, 1,60 m, 13c Steilsprung, 1,62 m). Jeder Sprung repräsentierte eines der Olympischen Spiele von Paris. Der Einsprung 2024, der Aussprung, an dem Pierre de Coubertin, Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, lehnte, 1900. Und die rosa Planke über den Spielen von 1924, 13b, war eine der Klippen des Parcours.
Deutschland souverän in Quali für Mannschaftsfinale Springen
Es war nur ein Team, das drei Ritte ohne Abwurf schaffte: die Equipe aus Deutschland. Die Pferde sprangen souverän. Am letzten Sprung hatte es Richard Vogel, dritter Mannschaftsreiter, noch etwas spannend gemacht, da kam United Touch dicht an den 1,55 m hohen und 1,70 m breiten Oxer heran. Der Westfale fuhr aber sein „Fuhrwerk“ in klassischer Manier blitzschnell ein.
Den Auftakt hatte Christian Kukuk mit Checker gemacht. Der Schimmel ging mit hohem Hals und viel Übersicht über den 525 Meter langen Kurs. „Die erste Runde ist ja immer eine der aufregendsten und nicht gerade einfachsten, aber ich glaube, das haben wir super hingekriegt. Das gibt meinen Teamkollegen hoffentlich nochmal ein bisschen Sicherheit, dass schon mal die Null da in der ersten Runde steht.“
Auch Philipp Weishaupt und Zineday ließen diesen Kurs, der neben der Höhe auch mit den Distanzen zwischen den Sprüngen mehr als nur eine Denkaufgabe stellte, beinahe nach einem ländlichen Großen Preis aussehen. Das Gefühl war aber ein anderes, verriet Weishaupt anschließend: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird heute. Ich habe gedacht, es wird eher ein bisschen lockerer“. Der Vize-Europameister von 2023 spürte einen gewissen Druck: „Ohne Streichergebnis ist viel offener, wenn jedes Ergebnis zählt.“
Von seinem Pferd konnte Weishaupt nur schwärmen. „Wenn Zineday so in Schuss ist, ist das Reiten nicht so schwierig. Ich habe echt das Gefühl, er merkt, dass das hier etwas Besonderes ist. Der wächst so über sich hinaus. Er hat nochmal ein PS mehr hier, als ob er die Atmosphäre auch merkt. Da war nicht ein Sprung dabei, wo man denkt, oh Gott, oh Gott. Und dann macht es einfach Spaß.“
Cool: Vogel „trainiert“ am letzten Oxer
Richard Vogel und United Touch lieferten die dritte abgeklärte Runde für Team Deutschland ab. Der braune Hengst sprang hoch und weit, an den letzten Oxer kam er recht dicht heran. Kalkül, wie Richard Vogel anschließend verriet: „Ich wusste drei Fehler oder besser, damit sind wir sicher qualifiziert. Das hat mir tatsächlich die Möglichkeit gegeben, ihn zum letzten Hindernis noch einen Galoppsprung mehr zu reiten, ihn noch ein bisschen mehr auf die Füße zu bringen.“ Eine Taktik, die für eine gewisse Coolness spricht. Olympia eben doch „nur ein Turnier“? Mitnichten, so Vogel: „Wir müssen fast jede Woche unter Druck performen, wir sind das geübt. Hier ist tatsächlich nochmal ein bisschen anderer Pressure dahinter, aber das hält den Fokus hoch.“
Christian Kukuks Fazit bringt es auf den Punkt: „Ich glaube, dass wir fokussiert bleiben. Aber auch hochmotiviert bleiben dürfen.“ Dem stimmt Bundestrainer Otto Becker zu, der „erstmal super happy, dass der Tag so zu Ende ging“, ist.
USA auf Rang zwei
Mit einem starken Team sind die USA in Paris am Start. Laura Kraut/Baloutinue und Karl Cook/Caracole de la Roque blieben ohne Abwurf. Ausgerechnet McLain Wards Wallach Ilex, der im Großen Preis von Aachen noch so ausgesehen hatte, als würden Springfehler in seiner Welt nicht vorkommen, hatte einen Abwurf, an den drei Stangen von Sprung 8. Zu dem Abwurf kamen noch zwei Zeitfehler hinzu.
Briten „only one clear round“
Der Brite Ben Maher hatte mir Dallas Vegas Batilly souverän vorgelegt. Dem wollten sich seine Teamkameraden vermutlich anschließen. Das gelang ihnen aber nicht. Harry Charles, dessen Vater 2012 in London im Olympiateam ritt, hat ein Manko: Er hat sich das Handgelenk verrenkt. Seinen Romeo ereilte das Schicksal in der Dreifachen Kombination. Auch Scott Brash und Jefferson kamen mit „one down“ aus dem Kurs.
Ein Nullfehlerritt sicherte den Belgiern den Einzug ins Teamfinale. Gilles Thomas und Ermitage Kalone blieben ohne Fehler. Der alte Holsteiner Haudegen Quel Homme de Hus, 18, kassierte unter Jérôme Guery einen Abwurf. Wilm Vermeir und IQ van het Steentje nahmen zwei Stangen mit.
Die Niederländer lagen nach zwei makellosen Runden von Maikel van der Vleuten/Beauville Z und Kim Emmen/Imagine gut im Rennen. Zwei Abwürfe von Uricas van de Kattevennen und Harrie Smolders gegen Ende des Kurses trübten die Bilanz. Bei den Iren blieben lediglich Daniel Coyle und Legacy ohne Fehler.
Schweiz nicht im Mannschaftsfinale, Schweden gerade noch
Peder Fredricson und Catch me not ließen die Schweden auf Position acht abrutschen. Erst gab es eine Verweigerung an einer mit Graffitis bunt bemalten Mauer (1,60 m), dann fiel die Planke an 13b. Henrik von Eckermann und King Edward sowie Rolf Göran Bengtsson mit dem Holsteiner Zucchero hatten zuvor das Parcourspersonal nicht bemüht. Frankreich, Israel und Mexiko komplettieren den Reigen der Teams, die in der Mannschaftsentscheidung morgen dabei sind.
Gar nicht gut lief es für die Alpenländer. Die Schweiz mit Steve Guerdat/Dynamix de Belheme (8), Pius Schwizer/Vancouver de Lanlore (12) und Martin Fuchs/Leone Jei (4) blieben weit unter ihrer Papierform und dürfen nicht mehr von einem Start im Teamwettbewerb träumen.
Auch die Österreicher sind raus, genau wie Spanien, Australien und Brasilien. Für die Südamerikaner hatte Pedro Veniss mit Nimrod de Muze einen Nullfehlerritt hingelegt. Später wurde er aber eliminiert, weil in der Sporenregion etwas Blut bei der Kontrolle nach dem Ritt gefunden worden war. Rodrigo Pessoa zog daraufhin seinen Start zurück.
Zehn Teams konkurrieren morgen im Mannschaftsfinale um Teamgold. Ab 14 Uhr werden dann 30 Reiterinnen und Reiter vor der Kulisse des Schlosses von Versailles versuchen, ihren Traum von der „medaille d’or“ zu realisieren. Für die Entscheidung morgen zählen die Resultate aus der heutigen Quali für das Mannschaftsfinale Springen nicht. Dort beginnen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder bei null.
Ergebnisse der Quali für Mannschaftsfinale Springen
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