Olympia: Die deutschen Springreiter auf Medaillenkurs

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Ja, Daniel Deußer hatte allen Grund, zu triumphieren! Sein First Class springt wie es sich bei dem Namen gehört: erstklassig! (© Pauline von Hardenberg)

Die Mannschaftsentscheidung der Springreiter bei den Olympischen Spielen in Rio verspricht eine äußerst spannende Angelegenheit zu werden!

Nach dem ersten Umlauf im Nationenpreis, der Mannschaftswertung für die Olympiamedaillen, liegen die deutschen Reiter mit null Fehlern in Führung, gemeinsam mit USA, den Niederlanden und Brasilien. Frankreich folgt mit einem Zeitfehler auf Platz fünf, die nächsten Plätze belegen Kanada (4), sowie Schweden und die Schweiz mit je acht Punkten. Nur diese acht Mannschaften dürfen morgen in der zweiten Runde antreten.

Von vier deutschen Reitern lieferten drei eine makellose Nullrunde, Christian Ahlmann mit Taloubet Z, Meredith Michaels mit Fibonacci und Daniel Deußer mit First Class. „Ich hatte vom ersten bis zum letzten Sprung kein Problem“, sagte Ahlmann zu seiner souveränen Runde. „Der Kurs ist nicht allzu schwer, da macht ein Abwurf schon einen Riesenunterschied.“ Auch Meredith Michaels-Beerbaum war „sehr sehr erleichtert“ nach ihrem Ritt. „Hier sind so viele starke Konkurrenten, die eine Nullrunde nach der anderen gehen. Es ist noch ein langer Weg.“ Auch First Class von Daniel Deußer sprang überragend.

Lediglich Ludger Beerbaum auf Casello unterlief ein Fehler am überbauten Wassergraben, dem Hindernis Nummer 10. „Ein Flüchtigkeitsfehler“, sagte Beerbaum. „Aber für die Mannschaft konnte es nicht besser laufen, nichts anderes zählt im Moment für mich. Ich hatte keinen Druck, meine Teamkollegen haben super vorgelegt. Die Mannschaftswertung wird morgen entschieden, das heute ist nur eine Wasserstandsmeldung.“

Immerhin sind die Deutschen schon ein ganzes Stück weiter als vor vier Jahren in London. Dort erreichten sie nicht die zweite Runde. „Da sind die Pferde auch super gegangen“, sagt Bundestrainer Otto Becker, „aber jeder hatte einen Fehler, da waren wir raus.“ Der Parcours heute wurde von den Reitern als nicht allzu anspruchsvoll empfunden. „So einen leichten ersten Umlauf habe ich noch nie bei Olympischen Spielen erlebt“, meinte Becker. „Aber wir wollen nicht überheblich werden, morgen wird es garantiert schwerer.“

Der Parcourschef verzichtete auf schwierige technische Fragen, alle Sprünge waren sehr leicht und luftig gebaut mit dünnen Stangen. Die Deutschen starteten jeweils nach dem Team der Gastgeber, vom brasilianischen Publikum lautstark begrüßt und verabschiedet wurde. Ringmaster Pedro Celbulka sorgte dafür, das der jeweilige folgende deutsche Reiter erst in die Arena musste, wenn der Lärm etwas abgeebbt war.

Zu den Teams, die morgen schon nicht mehr dabei sind, gehört die Olympiasieger von London, die Briten, die mit einem Team aus Routiniers antraten, denen allerdings keine Nullrunde gelang, sodass sie mit 13 Fehlern insgesamt nur 12. sind. Auch das „Söldner-Team“ aus der Ukraine ist nicht mehr dabei, die beiden importierten Deutschen, Rene Tebbel und Ulrich Kirchhoff haben allerdings noch Chancen in der Einzelwertung.

Cassio Rivetti, dessen Stute Fine Fleurs du Marais den Kurs mit unnatürlichen Sätzen begann, wurde disqualifiziert, wegen übertriebenen Sporeneinsatzes. In diesem Punkt ist man hier sehr streng. Jedes Pferd wird nach dem Ritt mit einem weißen Handtuch abgewischt, um zu sehen, ob sich an neuralgischen Stellen, also dort, wo der Sporen eingesetzt wird, Blut findet. Das führt zur sofortigen Disqualifikation. Das betraf bisher drei Reiter, außer Rivetti auch den belgischen Einzelreiter Nicola Phillipaerts und den Brasilianer Stephan de Freitas Barcha mit Landpeter do Feroleto. Der Niederländer Jur Vrieling, der seinen arbeitsunwilligen Hengst Zirocco Blue mit derben Peitschenhieben zum Weitermachen animieren wollte, wurde wegen übermäßigen Peitschengebrauchs disqualifiziert. In der Mannschaftsprüfung dürfen sie weiter starten, für die Einzelwertung sind sie raus. Vrieling versuchte es heute ohne Peitsche und als der Schimmelhengst vor dem Einsprung der Dreifachen erneut die Bremse zog, gab es nur ein freundliches Klopfen. Aber auch das änderte Zirocco Blues Einstellung zum Sport nicht wirklich.

26 Reiter blieben heute ohne Fehler, acht Reiter, darunter die drei Deutschen, liegen nach zwei Runden für die Einzelwertung vorn. 35 Reiter dürfen am Freitag  um die Einzelmedaillen reiten, maximal drei pro Nation. Dann geht es für alle wieder bei Null los.

 

Pauline von Hardenberg

Springreiter Florian Meyer zu Hartum analysiert für St.GEORG die Aufgaben, die den Springreiterin in Rio zu bewältigen haben. (© Pauline von Hardenberg)

Parcourskritik von Florian Meyer zu Hartum

Der Parcours heute war eine Werbung für den Sport, er war nett, nicht zu schwer. Der Aufbauer hatte wohl nach dem ersten Springen Vorgestern Sorge vor schlechten Bildern, weil ja noch etliche schwächere Nationen dabei waren.

Sprung 1 bis 3 waren ausgesprochen freundlich, jedes Pferd konnte gut in den Kurs reinkommen. Der Reiter hatte die Option zwischen sechs und sieben Galoppsprüngen, beides ging. Die Dreifache 4 a-b-c musste vorsichtig angeritten werden, sie war vorne etwas eng, nach hinten raus kein Problem. Da gab es überhaupt keinen Fehler. Die Triplebarre (Nr. 5) ließ sich gut springen, obwohl sie zwei Meter breit war. Auf fünf oder sechs Galoppsprünge folgte ein Steilsprung, beides ging, dann wurde in einem Rechtsbogen auf den Oxer Nr. 7 abgewendet. Hier war es wichtig, die richtige Linie zum folgenden Wassergraben zu finden. Man musste etwas nach links ausholen, sonst passte es nicht zum Wasser, das die Pferde ohnehin nicht gut sprangen. Gräben vom Eingang weg werden immer schlechter gesprungen als zum Eingang hin. Hier gab es relativ viele Fehler, ohne den Graben hätten wir 40 Nuller gehabt. Die Reiter wollten nicht zuviel Fahrt aufnehmen, weil fünf kurze Galoppsprünge dahinter ein steiles, filigranes Gatter stand. Von da ging es auf Sprung 10, einen 152 Zentimeter hohen, 160 Zentimeter breiten überbauten Wassergraben, der kaum einem Pferd Probleme machte, wie auch die letzte Linie nicht. Beim Doppelsprung 13a-b war der vordere Sprung niedriger (151 cm) als der hintere (160 cm ). Das springen die Pferde in der Regel besser als umgekehrt. Insgesamt war der Kurs super gebaut. Auch die schwächeren Reiter hatten eine Chance rüberzukommen und trotzdem stehen die starken Mannschaften heute vorn.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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