Mit einem furiosen Stechritt in der zweiten Qualifikation im Weltcup-Finale der Springreiter hat Richard Vogel in Omaha gewonnen. Er liegt vorm Entscheidungsspringen nun auf Platz vier. Für die anderen deutschen Starter lief es nicht ganz so gut, Daniel Deußer hat das Unternehmen Omaha vorzeitig beendet.
Neun Paare hatten es in der zweiten Qualifikation im Weltcup-Finale in Omaha ins Stechen geschafft. Fünf blieben ohne Fehler. Und niemand war so schnell wie Richard Vogel mit dem Westfalen United Touch S. Im Stechen hatte Parcourschef Bernardo Costa Cabral aus Portugal sieben Sprünge bereitgestellt, darunter eine Zweifache Kombination.
Richard Vogel und United Touch S legten im Umlauf eine Runde hin, die eigentlich keinen Moment des Zweifels aufkommen ließ, dass es zu diesem Zeitpunkt nicht der fünfte Nuller in der zweiten Qualifikation des Weltcup-Finales werden sollte. „Keine dummen Sachen machen“, hatte er sich für das Stechen vorgenommen. Die Halle sei klein, sein Westfale habe einen großen Galoppsprung, so der Weltcup-Finale-Debütant.
Damit hat er nicht übertrieben. Riesengaloppade, Riesensätze, schräge Linien über Riesenoxer? Alles kein Problem! Bei 35,11 Sekunden blieb die Zeit stehen, das war der Sieg in der zweiten Qualifikation beim Weltcup-Finale. Vor der entscheidenden Prüfung am Samstag ist Vogel nun in der Zwischenwertung Vierter (hier finden Sie das Ranking). In Führung liegen gemeinsam der Däne Andreas Schou und Pius Schwizer aus der Schweiz.
33 Hundertstelsekunden entscheiden zweite Qualifikation
Den beiden am gefährlichsten wurde der Brite Harry Charles mit dem OS-Hengst Balou du Reventon v. Cornet Obolensky. Mittlerweile ist der ehemalige Bundeschampion des Jahres 2011 auch schon 17 Jahre alt. Ein Sohn von ihm, Cornet’s Cambridge, ging unter Nicholas Dello Joio (USA) in derselben Prüfung, verpasste auf Rang 17 die Platzierung nur um acht Hundertstelsekunden. Charles, der Balou du Reventon noch nicht so lange reitet, musste am Oxer der im Stechparcours nun nur noch Zweifachen Kombination einmal richtig drücken. Der Dunkelbraune sprang kraftvoll ab, flog über die Hindernisse. Immer im Vorwärtsrhythmus. Schnell, aber nicht schnell genug, um Vogels Triumph noch vereiteln zu können (0/35,24).
Dritter wurde der Däne Andreas Schou mit dem Holsteiner Darc de Luxe v. Darco (0/35,58). Sein Pferd habe ihn schon im Normalparcours einmal gerettet, dankte er dem kalibrigen Dunkelbraunen. Eine kurze Unstimmigkeit in einer Rechtswendung auf einen Steilsprung mit Wassergraben ließ das Paar die entscheidenden Bruchteile von Sekunden verlieren. In der Zwischenwertung aber führt das Paar nun gemeinsam mit Pius Schwizer. Mit einem frischen, aber keinem Husarenritt landete der Schweizer auf Vancouver de Lanore, der mit einer großen, aber keiner so übergroßen Galoppade wie die vor ihm rangierten Pferde ausgestattet ist, auf Platz vier (0/36,18).
Victoria Gulliksen beste Amazone
Die Norwegerin Victoria Gulliksen und Papa Roach v. Perigueux wurden mit einer kontrollierten Runde Fünfte. Gulliksen sagte, heute sei sie deutlich ruhiger gewesen als im Zeitspringen, was sich auch auf das Pferd übertragen habe. Sie ritt den Hannoveraner Fuchs im Stechen nicht voll aus, blieb aber fehlerfrei (0/38,71).
Deutlich schneller war der Brasilianer Yuri Mansur mit Vitiki unterwegs. Nach einer Bilderbuchrunde im Umlauf, kam die Kombination im signalgelben Sakko im Stechen unpassend zum letzten Oxer (4/36,3).
Siebte hinter Mansur wurde Hunter Holloway (USA) mit Pepita Con Spita (4/38,25). Sie sorgte damit für das beste Ergebnis der Gastgeber und ist nun Fünfte der Zwischenwertung. Die US-Abordnung kam insgesamt nicht an die hochgesteckten Ziele heran. Pepita Con Spita v. Con Spirit-Come On ist eine Westfalenstute, die Toni Haßmann in den Sport gebracht und unter anderem bei der Weltmeisterschaft junger Springpferde in Lanaken erfolgreich gestartet hat. Jetzt ist die Schimmelstute zwölf Jahre alt und hinterließ in beiden Wertungsprüfungen zum Weltcup-Final in Omaha einen sehr guten Eindruck.
Der US-Amerikaner Devon Ryan setzte mit dem Schimmel Eddie Blue nicht alles auf eine Karte im Stechen der zweiten Qualifikation im Weltcup-Finale: Es sollte wohl eine Sicherheitsrunde werden, aber dann ließ der Mannschafts-Weltmeister von Tryon 2018 am letzten Sprung einfach das Fahrwerk zu weit ausgefahren (4/38,95). Den Franzosen Julien Epaillard ereilte schon früh ein Fehler und am Schlussoxer sprang Donatello d’Auge, sein zehnjähriger Wallach, auch nicht hoch genug (8/32,97).
Favoritenabstürze
Weitere zwölf Kombinationen hatten den Parcours im Umlauf mit einem Abwurf verlassen. Am schnellsten waren die Weltmeister aus Schweden, Henrik von Eckermann und King Edward, die die erste Qualifikation gewonnen hatten. Das reichte noch für Platz zehn und damit Rang drei mit einem Punkt im Zwischenranking. Der Brite Scott Brash, gestern Zweiter, kassierte hingegen gleich drei Abwürfe mit Hello Jefferson und ist nun noch Neunter der Wertung.
Unter den „Vierern“ waren auch die drei Deutschen Gerrit Nieberg mit Blues d’Aveliene CH als 15. und Janne Friederike Meyer-Zimmermann mit Messi als Letztplatzierte auf Rang 16.
Der Parcours in der zweiten Qualifikation Weltcup-Finale 2023
Der 440 Meter lange Kurs (Parcoursskizze hier), den der Portugiese Bernardo Costa Cabral in die Arena in Omaha gestellt hatte, verlangte einiges an Springvermögen. Mächtige Oxer, luftige Steilsprünge und Hindernisse, die häufig relativ schnell nach einer Wendung heraus zu bewältigen waren. So auch einer der fehlerträchtigen Sprünge, Hindernis 9, ein grüner Steilsprung mit Wassergraben darunter. Weitere Eckdaten: eine Dreifache Kombination nach der Hälfte der insgesamt 17 Sprünge (Steilsprung, Oxer, Oxer), eine Bogenmauer, bei der einige Pferde große Augen bekamen und kurz vor Schluss noch ein hoher Oxer mit einer dünnen schwarzen Planke oben, die zwar glänzte, aber dennoch schwer zu sehen war.
Durchwachsene deutsche Bilanz
Gerrit Nieberg konnte sich heute mit Platz 15 rehabilitieren. Erst am vorletzten Sprung, einem mächtigen Oxer mit besagter dünner schwarzer Planke, bekam Blues d’Aveline CH nicht ganz die Weite und landete mit der Hinterhand auf der hinteren Stange. Aber wie sich der Schimmel heute präsentierte, das war kein Vergleich zum Zeitspringen, wo dem Paar fünf Springfehler unterlaufen waren. Als 28. der Zwischenwertung hat Nieberg damit die Qualifikation fürs Finale geschafft.
An einer Klippe des Parcours, einer gebogenen Linie über die Diagonale mit zwei Hindernissen mit Wasserelementen, ereilte das Schicksal Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Messi. An einem Oxer, einem überbauten Wassergraben nach gebogener Linie zu springen, gab es einen wenn auch nur leichten Vorhandfehler. Das Paar vom Hof Waterkant geht auf Rang 13 ins Finalspringen, sicherlich eine Glückszahl!
Marcus Ehning und Priam du Roset lieferten, ähnlich wie im Zeitspringen zum Auftakt, eine souveräne Runde hin, getrübt durch einen leichten Hinterhandfehler an einem 1,60 Meter hohen Steilsprung. Da hatte der Plot Blue-Sohn nicht ganz die Fortune, die es braucht, um einen solchen Kurs zu bewältigen.Aber der Eindruck, den das Paar hinterließ, lässt optimistisch auf alles das blicken, was die beiden noch gemeinsam vor sich haben werden. „Wir haben noch nicht so den Run in der Halle“, sagte Marcus Ehning, der zufrieden war, sich lediglich über sein etwas langsames Tempo ärgerte, das er gewählt hatte. Sein Pferd sei „super gesprungen. Er ist zwar schon zwölf aber dennoch noch ein bisschen grün auf diesem Level. Da fehlt mir vielleicht noch dieses unbeschwerte Losreiten.“ Die Halle sei nicht groß. „Die Sprünge kommen sehr, sehr schnell; die Hindernisse kommen Schlag auf Schlag“. Das Team aus Borken qualifizierte sich als 23. Für das Finale.
Deußer? Düster!
Daniel Deußer und Tobago, Dritte im Auftaktspringen, hatten eine gute Runde bis zur Dreifachen Kombination. Deußer kam nicht ideal zum Einsprung, musste dann schon einmal mächtig drücken zum zweiten Sprung. Zum letzten, einem weiteren Oxer, passte es dann einfach nicht. Deußer nahm den Fuchs heraus, ritt mehr oder weniger am Schlusssprung vorbei und gab auf.
Enttäuschende Amerikaner
Die US-Reiter verzeichneten heute viele Abwürfe. Für die jungen, nachwachsenden Sportlerinnen mag das nicht so schlimm sein, sie sammeln Erfahrungen. Aber McLain Ward hat davon tonnenweise. Es ist das 20. Mal, dass der US-Amerikaner, der 2017 in Omaha gewinnen konnte, bei einem Weltcup-Finale am Start ist. Seine Holsteiner Stute Callas v. Candillo machte einen Hinterhandfehler an einem Oxer, dann noch einen am zweiten Sprung der Dreifachen Kombination, einem Oxer, und schließlich fiel kurz vor Schluss noch eine weitere Stange. „Einfach etwas Müdigkeit bei zwei schweren Springen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen“, so der sichtbar frustrierte US-Amerikaner, der an Position 21 im Ranking vorm Finaltag steht. Auch Teamkollege Aaron Vale verließ die Arena mit mehreren Abwürfen.
Die 30 Besten dieses Springens am Ostersamstag werden im Finale ab 18.15 Uhr Ortszeit (1.15 Uhr deutscher Zeit) an den Start gehen.
Die Ergebnisse der zweiten Qualifikation im Weltcup-Finale der Springreiter finden Sie hier.
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