Heute standen die ersten Fünf-Sterne-Prüfungen in Riesenbeck auf dem Programm. Eine Newcomerin und ein Olympiasieger sprangen allen davon. Bei den U25-Reitern führt Mia-Charlotte Becker auch nach Springen Nummer zwei das Feld an.
19 Jahre jung ist Johanna Beckmann. Riesenbeck ist das zweite (Freiluft-)Fünf-Sterne-Turnier ihrer Karriere. Seit kurzem reitet sie als U25-Reiterin im Global Champions League-Team der Istanbul Warriors. „Die Anfrage kam über Instagram. Ich dachte erst, das ist ein Scherz. Aber als sie dann nochmal gefragt haben, dachte ich, ich rufe mal zurück.“ Es war kein Scherz, man wurde sich einig und in St. Tropez gab die Wirtschafts- und Rechtsstudentin in spe ihr CSI5*-Debüt – drei Wochen, nachdem sie ihr erstes Vier-Sterne-Turnier geritten war. St. Tropez verlief noch ohne Schleife. Heute in Riesenbeck hingegen hatte sie einen Lauf: Im Sattel der neunjährigen Ib Ecstasy gewann sie mit Weile „Ludgers Welcome Class“, das Eröffnungsspringen über 1,45 Meter mit zwei Phasen. In 35,86 Sekunden und ohne Abwurf ließen Johanna und ihre Eldorado van de Zeshoek-Tochter Edwina Tops-Alexander mit dem Calvaro F.C.-Sohn Corelli de Mies locker hinter sich. Der spanische Sportpferde-Wallach (CDE) überquerte die Ziellinie nach 39,90 Sekunden. Die Plätze drei (39,80) und vier (41,44) gingen an die irischen Brüder Tom und Max Wachman im Sattel von Rock of Cashel und Kilkenny, letzterer bekannt als das Olympiapferd des Trainers der beiden, Cian O’Connor.
Das war schon mal ein Riesenerfolg für Johanna. Aber der Tag war ja noch nicht zu Ende. Im zweiten CSI5*-Springen des Tages über 1,45 Meter gegen die Uhr ritt sie ihre Erfolgspartnerin Emelie van de Mirania Stamm, mit der sie letztes Jahr Mannschaftssilber bei den Europameisterschaften der jungen Reiter gewonnen hatte. Und auch hier gab es eine Nullrunde, wenngleich die Zeit auch nicht mehr für eine Platzierung reichte. Besonders groß war die Freude natürlich über den Sieg mit Ib Ecstasy. „Das war total unerwartet. Die Stute habe ich schon ein bisschen länger, vielleicht zwei Jahre. Aber wir hatten ein paar Ups and Downs. Das war jetzt vielleicht das vierte 1,45-Springen. Sie ist einmal 1,50 gegangen, hat also gar keine Erfahrung auf so einem Niveau. Aber aus irgendeinem Grund lief es total super. Sie hat sich sehr wohl gefühlt, sprang glaube ich so gut wie noch nie. Da hat sich das so ergeben. Aber eigentlich war es total unerwartet.“ Ob sie selbst nervös ist, bei diesen neuen Herausforderungen? „Mal mehr, mal weniger. Heute morgen dachte ich schon, da müssen die Beinchen jetzt aber am Bauch bleiben …“ Hat funktioniert.
Maher macht’s möglich
Bis Richard Vogel mit dem zehnjährigen Codex das Stadion in Riesenbeck betrat, hatten Hans-Dieter Dreher und Vestmalle des Cotis die Konkurrenz im zweiten Fünf-Sterne-Springen des Tages mit Weile angeführt. Aber Vogel, für den Riesenbeck ja einst Heimat war, ehe er sich zusammen mit David Will in Dagobertshausen niedergelassen hat, ist bekannt schnell. Genauer gesagt waren er und Codex heute fast eineinhalb Sekunden schneller als Dreher. Hundertprozentig zufrieden war Vogel aber nicht – mit sich selbst: „Ich habe noch nicht so rhythmisch geritten, deshalb hat er mir heute mehr geholfen als andersrum. Er wollte sehr gut springen.“
Allerdings ist kein Raum für Fehler, wenn im Anschluss direkt ein David Will am Start ist. Vogels Geschäftspartner ritt Accoton PS, mit dem er vor wenigen Wochen noch in Aachen siegreich gewesen war. Heute gelang den beiden das Kunststück, Vogel noch einmal rund zwei Sekunden abzunehmen. Es sah eigentlich nicht danach aus, dass das zu toppen sein würde. Doch es kam ja noch Olympiasieger Ben Maher im Sattel von Ginger Blue.
Die kann nicht nur schnell gehen, die braucht das auch, sagt ihr Reiter. „Sie ist ein Pferd umso besser wird, je mehr sie springt. Diese Prüfung ist gut für ihr Selbstbewusstsein. Manche Pferde gewinnen Vertrauen, wenn sie langsam geritten werden. Das funktioniert bei ihr nicht. Sie ist besser, wenn man ein Jump and Run daraus macht. Von daher lag ihr die Prüfung heute und glücklicherweise war ich schnell genug.“ In 64,75 Sekunden holten die beiden den heutigen Sieg nach Großbritannien. Zweiter wurde David Will mit Accoton PS vor Richard Vogel auf Codex und Kendra Claricia Brinkop mit Ma Belle.
Wichtig war es dem Sieger noch, dies anzumerken: „Es ist das erste Mal, dass ich hier in Riesenbeck selbst reite und das macht so einen Spaß! Ein toller Platz! Und die Bedingungen für die Pferde – sowohl auf dem Platz als auch beim Drumherum – das ist das, worauf wir jede Woche hoffen. Von daher haben wir dieses Wochenende großes Glück.“
Mia-Charlotte Becker als Führende ins Finale der U25 DM
Die zweite Wertungsprüfung der U25 Deutschen Meisterschaften im Springreiten in Riesenbeck brachte 14 Nullrunden. So eine blitzsaubere Runde gelang auch Mia-Charlotte Becker mit Beryl des Pres. Sie geht damit als Führende in das morgige Finale der DM mit zwei Umläufen vor Teike Carstensen und Greece, die heute ebenfalls null blieben. Auf dem Bronzerang in der Meisterschaftswertung steht nach zwei Wertungen nun Christin Wascher mit Quincy.
Wobei das Springen ein anderes Paar für sich entschied. Von 39 Reiter-Pferd-Paaren legte Franziska Müller mit ihrer energisch springenden Stute Cornado’s Queen die schnellste fehlerfreie Runde hin. Nach 76,53 Sekunden stoppte die Zeit des Paares, damit nahmen sie der Konkurrenz immerhin vier Zehntel Sekunden ab. In der Meisterschaftswertung rangieren die beiden derzeit an siebter Stelle.
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar