Wenn es ein Pferd gibt, auf dass Daniel Deußer Häuser bauen kann, dann ist es der kleine belgische Fuchs Tobago Z. Wenn er fit ist, können ihm in Sachen Beständigkeit nur wenige Pferde das Wasser reichen. Und so verhalf er seinem Reiter heute in ’s-Hertogenbosch zu einem weiteren Meilenstein seiner Karriere.
Ganze zwölf Paare hatten das Stechen um den Rolex Grand Prix von ’s-Hertogenbosch erreicht. Den Anfang machte der Reiter, der hier im vergangenen Jahr ganz vorne gestanden hatte: Österreichs Max Kühner, den wir in St.GEORG 3/2022 noch für die Reportage besucht hatten. Er saß heute allerdings nicht auf Toppferd Elektric Blue, sondern hatte sich für seine Zukunftshoffnung EIC Coriolis des Isles entschieden. Der Hengst sprang gut und war schnell. Einzig am Einsprung der zweifachen Kombination, wo Kühner sieben statt der sicheren acht Galoppsprünge geritten war, fiel die Stange. Das reichte für Rang neun.
Dann kamen Harrie Smolders Monaco und sein 13-jähriger Holsteiner Cassini II-Sohn Monaco. Die beiden cruisten durch den Parcours, dass es eine Freude war, zuzuschauen. Ihre fehlerfreien 38,03 Sekunden würden schwer zu schlagen sein, das stand fest. Allein am Aussprung der zweifachen Kombination verloren sie etwas Zeit, weil der Wallach recht weit rechts landete, es aber links herum weiterging. Da war noch Spielraum. Aber wer würde den nutzen können? Kandidaten dafür gab es nicht nur quantitativ einige.
Wobei das nächste Paar, Jack Ansems aus den Niederlanden, die Nummer 152 der Weltrangliste, mit seiner zwölfjährigen Zirocco Blue-Tochter Fliere Fluiter wohl eher nicht jenen gezählt hatte, auf die man vorher gewettet hätte. Ansems ging auf Sicherheit und blieb null, war mit 40,93 Sekunden aber deutlich langsamer als Smolders. Er freute sich dennoch, als sei er bereits der Sieger. Letztlich war er Sechster.
Dann Brasiliens Marlon Zanotelli und Grand Slam, den er seit 2020 für das Gestüt VDL reitet. Der Hengst ist ein Traumpferd, das seinen Vorvätern Cardento und Heartbreaker alle Ehre macht. Doch schon am dritten Hindernis, einem mächtigen, direkt aus der Wendung zu springenden Oxer, passte die Distanz überhaupt nicht. Da nützte alles Vermögen des Grand Slam nichts. Er mähte den Sprung nieder. Danach schienen die beiden etwas aus dem Tritt. Die Folge war noch eine weitere Stange, Platz zwölf.
Als nächster grüßte Pieter Devos, der am Vortag bereits das wichtigste Springen hatte gewinnen können. Heute saß er im Sattel seines Verlasspferdes Claire Z v. Clearway. Die beiden waren fehlerfrei, aber da waren einige Ecken und Kanten, an denen die beiden nicht die Ideallinie trafen und so nicht ganz so im Fluss waren. 39,95 Sekunden, am Ende Platz fünf.
Dann ritt die Quotenfrau der zwölf Teilnehmer im Stechen ein, Hilary Scott aus Australien im Sattel der Clearway-Tochter Oaks Milky Way. Die beiden versuchten gar nicht erst, die Zeit von Smolders zu unterbieten, ließen sich Zeit, kassierten aber dennoch einen Springfehler. Letztlich Rang elf.
Jetzt Daniel Deußer und Tobago Z. Den beiden glückte das, was Smolders misslang: Sie waren nach der Zweifachen direkt auf der Linie und man soll ja gar nicht glauben, was für einen langen Galoppsprung dieser kleine Tobago entwickeln kann. So unterboten sie die Zeit von Smolders und Monaco um 0,13 Sekunden. Deußer schien aber nicht ganz zufrieden sein. Ein leichtes Kopfschütteln nach dem letzten Hindernis deutete an, dass er wohl nicht daran glaubte, dass es reichen würde. Er wusste ja, Brash, Ehning & Co. kamen da noch.
Nächstes Paar waren aber erstmal Bart Bles und Kriskras, die als Vertreter der Gastgeber auf die volle Unterstützung der Brabanthallen bauen konnten. Doch gleich auf die zweite Distanz benötigte das Paar zwei Galoppsprünge mehr. Sie kamen fehlerfrei ins Ziel, konnten aber mit 39,64 Sekunden an der Zeit von Deußer und Tobago nicht rütteln, Rang vier war dennoch ein Riesenerfolg.
Scott Brash und Hello Jefferson kamen als nächstes in die Bahn. Wer Brash kennt, weiß: Der kann schnell! Bis zum Schluss sah es auch noch so aus, als könnten sie es schaffen. Aber die letzte Linie hat’s vermasselt. Brash wollte vor dem Hindernis auf dem Weg zum letzten Oxer herum, erwischte jedoch die Linie aber nicht, musste außen herum und bekam keine Distanz auf den letzten Sprung. Es wurde viel zu weit. Keine Chance für Jefferson, da noch auszugleichen. Das Ergebnis war die schnellste Vier-Fehler-Runde in sagenhaften 37,02 Sekunden, Rang sieben.
Christian Kukuk und Checker waren letztes Jahr Zweite in ’s-Hertogenbosch gewesen. Diesmal sollte es nach Möglichkeit der ganz große Wurf werden. Kukuk riskierte viel, kam aber zu dicht an die zweifache Kombination, die Stange am Einsprung fiel. Aus der Traum. Die Zeit reichte für Rang zehn.
Als nächstes dann die Sieger von Doha, Marcus Ehning und Stargold. Was die beiden können, haben sie in Al Shaqab demonstriert. Ehning ritt ein, wie man es sonst von Luciana Diniz kennt – Schritt, sammeln, konzentrieren, angaloppieren. Erneut waren die beiden super unterwegs. Die Zeit hätte gereicht, 37,48 Sekunden. Aber auch hier wurde es weit am letzten Hindernis und Stargold nahm die vordere Stange mit der Hinterhand mit.
Einmal hieß es noch zittern für Deußer, als Willem Greve mit Grandorado TN angaloppierte. Der Eldorado vd Zeshoek-Sohn hat einen Riesengaloppsprung und Vermögen satt. Aber das kostet eben auch immer ein bisschen Zeit in der Luft. Bei 38,40 Sekunden stoppte die Uhr. Willem Greves Emotionen waren nur allzu deutlich: Während er seinem Grandorado für seinen super Job den Hals klopfte, schüttelte er ein ums andere Mal den Kopf und ärgerte sich über sich selbst. 105.000 Euro für den dritten Platz dürften ja aber dennoch ein Trostpflaster sein.
Das Ergebnis
Damit stand fest: Die Sieger heißen Daniel Deußer und Tobago Z! Dafür gab es 231.000 Euro plus den 250.000 Euro-Bonus für denjenigen Reiter, der zwei Rolex Grand Prix innerhalb eines Zyklus gewinnt.
Für Harrie Smolders mag es eine bittersüße Freude über Rang zwei gewesen sein. Schließlich war er schon in Genf ganz nah am Jackpot gewesen und wurde am Ende Zweiter. Und auch heute hatte er mit seinem Monaco eine so tolle Runde vorgelegt, doch es hatte nicht sollen sein. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei.
Beeindruckend war nicht nur, wie die drei Pferde im Stechen gesprungen waren, beeindruckend war auch, mit welcher Gelassenheit sie in der Siegerehrung standen während die Nationalhymne spielte. Deußer: „Ehrlich gesagt fehlen mir die Worte dafür, was dieses kleine Pferd heute schon wieder geleistet hat und wie cool er jetzt hier steht und es genießt. Es war fantastischer Sport. Und es war wieder echter Sport mit Zuschauern. Ich glaube, alle Reiter denken dasselbe.“ Dafür dankte er im Namen seiner Kollegen allen Beteiligten und seinem Team.
Einziges Problem an diesem denkwürdigen Tag: Die Paradedecke des Siegers scheint eine Standardgröße zu haben, die für Pferde mit etwas mehr Kaliber gedacht ist, als das des kleinen Tobago. So schlabberte die gelb-grüne Pracht dem Fuchs während der Ehrenrunde etwas unschön vor der Brust herum. Es sah aus wie ein Symbol dafür, dass die innere Größe eines Pferdes nicht in Zentimetern zu bemessen ist. Von der Warte aus betrachtet, bräuchte Tobago wohl eine Sonderanfertigung.
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