Der Schweizer Steve Guerdat hat mit Bianca das Zeitspringen, die erste Wertungsprüfung zur Weltmeisterschaft der Springreiter in Tryon gewonnen. Marcus Ehning liegt an vierter Stelle. Das Schweizer Team führt, die Deutschen rangieren an achter Stelle.
Er kam als vorletzter der 118 Starter ins Stadion und er zeigte, was einen Champion ausmacht. Mit der nicht einfachen Stute Bianca ging Olympiasieger Steve Guedat volles Risiko. Wohl wissend, welches Vermögen und welchen Ehrgeiz die Balou du Rouet-Tochter mitbringt. Enge Wendungen, Galoppsprünge sparen oder auch mal frisch vorwärts galoppieren – Optionen bot der Parcours von Allan Wade genug. Guerdat absolvierte ihn als bester.
Erste WM-Wertung: Steve Guerdat bringt Schweiz nach vorn
„Der Kurs kam mir entgegen“, sagt der Olympiasieger aus der Schweiz. „Keine verrückten Linien. Ich wusste, wenn ich meinen Plan beibehalte, ist eine Top-Drei-Platzierung drin.“ Er habe sich auch mit Martin Fuchs besprochen. Der Eidgenosse war mit dem wieder genesenen Clooney in 77,69 Sekunden ins Ziel gekommen. „Ich wusste, dass mein Pferd noch etwas schneller sein kann“, so Guerdat. Als Vorletzter ins Stadion zu kommen, das sei gerade in einem Zeitspringen zwar von Vorteil, aber die Zeit bis zum Start würde sich schon ziehen. „Ein langer Tag des Wartens, neun Stunden nach dem Parcoursabgehen. Aber ich wusste, der Kurs kommt mir entgegen.“ Schließlich habe Bianca es wohl auch genossen zu springen, ist er sich sicher.
Guerdat auf Platz eins, Martin Fuchs mit Clooney auf Platz fünf in der Einzelwertung das war ein wichtiges Resultat für die Schweiz, die in Führung gegangen ist in der Mannschaftswertung. 2,64 Punkte lautet das umgerechnete Resultat. Zweite sind die Niederlande (4,35) vor den Brasilianern (6,42). Deutschland liegt auf Position acht (9,09), was sich angesichts der Abstände aber dramatischer anhört, als es ist. Bis zur Bronzeposition beträgt der Abstand weniger als einen Springfehler. Der Nationenpreis mit seinen zwei Umläufen am Donnerstag und Freitag wird noch einiges verändern.
Platz vier für Marcus Ehning
Im letzten Viertel der Teilnehmer wurde das Tableau noch einmal kräftig durchgewirbelt. Die meisten Equipen hatten ihre Top-Reiter auf die letzte Starposition gesetzt. Auch die Deutschen, für die Marcus Ehning mit Pret a tout, dem Sieger im Großen Preis von Aachen, der Schlussreiter war. Als Ehning einritt lag schon ein Wechselbad der Gefühle hinter den Deutschen. Zunächst hatte Simone Blum gut vorgelegt (wie super, das lesen Sie hier). Sie wurde 21. (2,47). Dann hatte Laura Klaphake eine Verweigerung am Sprung zehn gehabt, einer 1,54 Meter hohen Brückenmauer, einem der Knackpunkte im Kurs. Maurice Tebbel kassierte mit Don Diarado einen Abwurf, der in diesem Zeitspringen mit Strafsekunden geahndet wird. Klaphake ist 73. (6,25), Tebbel 79. (6,51).
Wieder eine Augenweide im Parocurs: Marcus Ehning und Pret a tout
Marcus Ehning ritt bereits Sprung eins an, da war der Stadionsprecher noch nicht mit seinem Text am Ende. Zentimeter bevor Pret a tout über die Startlinie galoppierte, erscholl die Glocke – Start frei! Gleich zu Beginn des Parcours ging es nach einer luftigen, weißen Triple Barre auf einen Steilsprung und dann in einer Linkskurve auf eine zweifache Kombination. Cherokee-Indianer mit großem Kopfschmuck als Fangständer, einige luftige braune Stangen. Ehning nahm hier, wie alle Top-Reiter neun Galoppsprünge zum mächtigen Oxer als Einsprung. Sein französischer Fuchs galoppierte wie an der Schnur gezogen. Am Ende stand die Uhr bei 77,08 Sekunden. Das war zu diesem Zeitpunkt Platz drei. Es wurde nach Guerdats Siegerritt Position vier. Ehning und Guerdat trennen 0,37 Punkte. Bis Platz 18 sind es nicht einmal zwei Strafpunkte Unterschied zum Führenden.
Bundestrainer Otto Becker zollte Ehning Respekt: „Marcus ist die ganze Zeit schon super drauf. Mit Comme il faut, mit Funky Fred beim Nationenpreis in Calgary. Der hat jetzt einen Lauf. Und das ist gut, wenn er diese Lockerheit jetzt mitnehmen kann.“ Ehning wiederum schwärmte von seinem Pferd. „Er fühlte sich schon draußen super an. Ich habe drinnen einen guten Anfang bekommen. Klar hier und da wäre vielleicht noch ne halbe Sekunde drin gewesen.“
Vor zu hohen Erwartungen warnt Marcus Ehning aber. Eine erste super Runde, die sei ihm gelungen, aber da käme ja noch einiges. Ob er Druck verspürt habe? „Naja, wir haben um neun Uhr heute morgen angefangen und wenn man dann um halb fünf dran ist… Aber das kennen wir vom Championat. Da gibt es Ups und Downs. Dann guckt man sich die Deutschen an, dann mal die anderen.“ Im Sattel war er auf jeden Fall hoch konzentriert
Parcourschef Allan Wade vergab Ehning die Höchstnote: „Ein super Parcours mit vielen Möglichkeiten schnell zu sein.“ Und die weniger starken Reiter hätten auch gut ausgesehen.
Maurice Tebbel: Videoanalyse
Nicht zufrieden war Maurice Tebbel. Zwar war Don Diarado nur ein Springfehler unterlaufen, aber trotz frischem Tempo reichte die Zeit insgesamt nur für Platz 79. Ohne Abwurf wäre es Rang 49 gewesen. „Er hat sich hinten reingesprungen, ich weiß aber nicht genau an welchem Sprung. Er ist dann ein bisschen abgebrochen. Wir müssen noch einmal das Video analysieren. Für die Kombination habe ich mir auch ein bisschen Zeit genommen.“ Ober sich doch Chacco’s Son gewünscht hätte? Klares nein! Die Entscheidung für Don Diarado sei eine Bauchentscheidung gewesen. Der Hengst habe ihm in London ein gutes Gefühl gegeben. „Ich bereue das nicht, ein Fehler kann passieren.“ Tatsächlich sind es nicht einmal zwei Springfehler, die Tebbel von der Pole Position trennen.
Starker Pedro Veniss, Überraschung aus Australien
Die Brasilianer verdanken ihren zweiten Platz im Teamranking maßgeblich Pedro Veniss. Der 35-Jährige, der 18 Jahre in Brüssel gelebt hat und nun in Barcelona zu Hause ist, war mit Quabri de l’Isle 33 Hundertstelsekunden langsamer als Steve Guerdat. Sein Rückstand beträgt 0,17 Punkte. Auf Platz drei sorgte der Australier Rowan Willis für die erste große Überraschung der Springreiter-WM. Der 38-Jährige, der nach seinem Schulabschluss Australien verlassen hat, und nach Stationen in Kanada in Großbritannien hängen geblieben ist, wurde mit der Stute Blue Movie v. Chacco-Blue-Pilot Dritter. So deutsch die Abstammung klingt, die quirlige Stute ist beim Anglo European Studbook registriert. Die Mutter Showtime v. Pilot-Dragoner ging im Finale beim Bundeschampionat in München, war anschließend mit Nick Skelton und John Whitaker international erfolgreich. „Ich kenne sie schon als Fohlen, Freunde von mir haben sie gezogen. Ich wollte sie immer schon kaufen. Als sie fünf war, ist mir das mit Freunden gelungen.“ Willis grinst sympathisch während er das erzählt. Sponsoren habe er keine.
Blue Movie ist mein Sponsor.
Die Stute sei nicht einfach, deswegen wollte sie auch niemand kaufen. Zum Glück, Willis lebt vom Pferdehandel. Talente müssen reisen, wenn das Geld stimmt. Aber mit Blue Movie (was übrigens im Englischen nicht jugendfreie Filme bezeichnet) käme niemand zurecht. Außer ihm. „Im letzten halben Jahr hat sie eine halbe Million gewonnen“, sagt Willis. Er hatte sie in Florida im Winter eingesetzt und war noch am vergangenen Wochenende in Spruce Meadows im Master hinter André Thieme platziert. Die beiden vor ihm platzierten Reiter amüsierten sich etwas über die Pressevertreter, die mit dem Namen Rowan Willis wenig anfangen konnten. Steve Guerdat sagte, er habe den Australier sehr wohl auf der Liste gehabt: „Rowan habe ich auf einigen Turnieren gesehen, wenn du es in Calgary gut gemacht hast, dann kannst du es überall gut machen. Er hat ein Pferd, das angreift, das wusste ich.“ Willis gab sich geschmeichelt aber auch amüsiert: „Hatten die beiden schon ein Bierchen?“
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