Auf ihn hätte im Vorfeld wohl niemand gewettet. Der 29-jährige Gerrit Nieberg aus Münster hat mit Ben den Großen Preis von Aachen gewonnen. Im Stechen verwies er mehrere ehemalige Weltranglistenerste auf die Plätze und gewann 500.000 Euro.
Nein, fassen könne er es noch nicht, so Gerrit Nieberg. „Das wird wohl auch noch eine Weile dauern“, sagte der 29-Jährige nach seinem Sensationssieg im Großen Preis von Aachen. Das Greenhorn im Fünferstechen schlug vier erfahrene Kämpen, allesamt sturmerprobt auf Championaten, Olympischen Spielen und Großen Preisen – das ist der Stoff, von dem der Sport lebt.
Vier Vollprofis im Stechen – und Gerrit Nieberg
Fünf Reiter, fünf Pferde, fünf Temperamente, eine Aufgabe, nämlich die neun Hindernisse, bis 1,65 Meter hoch, die Parcourschef Frank Rothenberger ihnen in den Weg gestellt hatte, schnell und ohne Abwurf zu überwinden. Das riesige Aachener Stadion lädt zum Vorwärtsgaloppieren ein, aber am Ende gab die geschickte Wahl des Weges den Ausschlag.
Der US-Reiter McLean Ward auf der 16-jährigen Weltcupsiegerin Azur eröffnete das Stechen. Er hatte mit Contagious bereits die bis dahin wichtigsten Springen des CHIO 2022 gewonnen, den Preis von Europa und den Preis von Nordrhein-Westfalen. Im Stechen gilt er als eine Klasse für sich. Auch diesmal legte er flott vor. Zwischen dem vorletzten und dem letzten Sprung, dem grünen Rolex-Oxer lag eine gefühlte Galoppstrecke von 50 bis 60 Metern; der Sprung musste wie ein Einzelsprung angeritten werden. Ward gab mächtig Gas ohne einmal aufzunehmen, die Stute kam viel zu groß zum Hindernis, fädelte ein und die Stangen flogen Pferd und Reiter um die Ohren. Das hätte auch einen üblen Sturz geben können.
Deußer kämpft um zusätzliche 500.000 Rolex-Euros
Als nächster Starter ritt Vorjahrssieger Daniel Deußer auf der zwölfjährigen Killer Queen v. Eldorado ein. Da Aachen Teil der Rolex Grand Slam-Serie ist und Deußer bereits den Großen Preis in Hertogenbosch gewonnen hatte, winkte ihm im Fall eines Sieges zu dem Preisgeld von 500.000 Euro eine Zusatzprämie von nochmal 500.000 Euro für zwei Siege in Folge. Auch er ließ es zügig angehen, aber auf der letzten Linie nahm er Killer Queen einmal deutlich auf, um Wards Missgeschick zu vermeiden. Am Ende standen null Fehler 41,60 Sekunden auf der Tafel, noch die Führung, die aber schon mit dem nächsten Reiter, dem Briten Scott Brash auf Hello Jeffersen dahin war (0/39,24, Platz zwei.). Am Ende blieb Platz vier übrig. „Mein Pferd sprang super, aber man kann schon von Enttäuschung reden, es ging dann ja ganz schnell von Platz eins auf Platz vier. Man hätte auch 850.000 Euro mehr gewinnen können. Wie fühlt sich das wohl an?“
Der Belgier Nicola Phillipaerts auf der zwölfjährigen Cardento-Tochter Cartango brauchte für seinen fehlerfreien Ritt 39,92 Sekunden, das war Rang drei. Gerrit Nieberg auf dem elfjährigen Ben v. Sylvain, Typ westfälischer Erhalterwallach, nutzte den Vorteil des letzten Starters voll aus. Außerdem hatte er sich einen Weg überlegt, den keiner seiner Konkurrenten gewagt hatte, vor der zweifachen Kombination entlang. Das sparte nochmal ein paar Sekundenbruchteile. Auf den letzten Sprung ließ Nieberg sein Pferd wie McLain Ward durchgaloppieren, aber viel kontrollierter. „Ich hab auf dem Abreiteplatz Steve Guerdat gefragt, ob man die Abkürzung nehmen kann. Steve meinte, kannste machen. Also habe ich das gemacht und das war gut“, so der 29-Jährige.
38,6 Sekunden standen auf der Tafel, damit hatte er dem zweitplatzierten Briten Brash rund anderthalb Sekunden abgenommen. Schon in den beiden Umläufen war Gerrit Nieberg der Schnellste gewesen. Mit ihm freute sich sein Vater Lars Nieberg, zweifacher Mannschaftsolympiasieger, dem ein Sieg im Großen Preis von Aachen verwehrt geblieben ist. „Nun hat unser Bundestrainer ja was zum Grübeln, wen er nach Herning zur WM mitnimmt“, sagte er schmunzelnd. Otto Becker war natürlich voll des Lobes. „Gerrit hatte einen Plan heute, den hat er durchgezogen, er ist volles Risiko gegangen. Gegen diese Konkurrenz zu gewinnen, verdient meinen allerhöchsten Respekt. Wir werden das jetzt erstmal sacken lassen und dann analysieren. Am Ende kommen die mit zur WM, die am konstantesten sind.“
Ahlmann auf Platz sechs
Einige große Namen verpassten den Einzug ins Stechen, wie Christian Ahlmann auf dem zwölfjährigen Diamant de Semilly-Sohn Dominator Z, der sich wieder in guter Form präsentierte, aber im zweiten Umlauf eine Stange mitgehen ließ. Ähnlich erging es dem Olympiasiegerpaar von Tokio, Ben Maher auf Explosion, nach einem Abwurf Platz zehn.
Der amtierende Deutsche Meister Mario Stevens und der neunjährige Stakkato Gold-Sohn Starissa konnten sich erneut bestens in Szene setzen mit nur einem Abwurf im ersten Umlauf, aber einer fehlerfreien zweiten Runde (11.).Der zweite Umlauf begann mit einigen Schreckmomenten. Philipp Weishaupt auf Asathir ging am ersten überbauten Oxer zu Boden, dem Briten Harry Charles wäre es fast genauso ergangen, es blieb bei einem groben Fehler, er gab auf.
Und die anderen Deutschen?
Für andere kam das Aus schon nach dem ersten Umlauf. Janne-Friederike Meyer-Zimmermann, die mit ihren beiden Nullrunden auf dem zehnjährigen belgischen Wallach Messi van ‚T Ruytershof v. Plot Blue-For Pleasure so überzeugend zum deutschen Nationenpreissieg am Donnerstagabend beigetragen hatte, fing gut an, kassierte aber im letzten Drittel zwei Abwürfe. Ihr Teamkollege Christian Kukuk fing mit dem zehnjährigen Diamant de Semilly-Sohn Mumbai ebenfalls gut an, dann trat sich der Schimmelhengst vorne ein Eisen ab, die nächste Stange fiel. „Ich hatte das Gefühl, eine gute Distanz und einen guten Rhythmus zu haben, aber dann hat er sich vorne ins Eisen getreten.“ Auch der amtierende Europameister André Thieme auf Chakaria konnte nach einem Abwurf plus einem Zeitfehler im ersten Umlauf nicht mehr in die Entscheidung eingreifen.
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