Marvin Jüngel und Balou’s Erbin schreiben Geschichte: Nach seinem Vorjahressieg gewinnt der 22-Jährige 2024 zum zweiten Mal in Folge das Deutsche Spring-Derby. Er ist der zehnte Reiter, dem das gelungen ist. Das Nachsehen im Stechen hatten Frederic Tillmann und Comanche, die Zweite im Stechen um das 93. Deutsche Spring-Derby wurden.
Marvin Jüngel schafft die Sensation: Sieg im Deutschen Spring-Derby 2024. Mit der 15-jährigen Oldenburger Stute Balou’s Erbin wiederholte er seinen Sieg des Vorjahrs. Die Be Bravo-Tochter war als Viertletzte der 32 Kombinationen, die sich für das „schwerste Springen der Welt“ qualifiziert hatten, das von 25.000 Zuschauern gesäumte Stadion in Hamburg Klein Flottbek gekommen. Dem gelernten Bürokaufmann, 2023 als zweitjüngster Derby-Sieger der Geschichte gefeiert, gelang ein Ritt, der nicht nur ohne Abwurf blieb, sondern auch den Stilpreis verdient hätte. Im Stechen gegen Gilbert Tillmann und Comanche hatte Jüngel die komfortable Startposition zwei. Und die nutzte er cool und abgebrüht. Zwei Zeitfehler, auch weil er die rechte Mauerseite im Stechen angeritten hatte, nahm er in Kauf. Das größte Kompliment machte er seiner Stute Balou’s Erbin. „Ich konnte mir sicher sein, dass sie heute alles wieder gibt. Sie hat sie mir richtig geholfen. Ich hatte das Glück auch wieder Zweiter zu sein im Stechen wie letztes Jahr“.
Als Sportler zollt er aber auch dem Zweitplatzierten Respekt. „An die Zeit wäre ich nie rangekommen, da bin ich mir sicher. Ich hätte ihm das sehr, sehr gegönnt“
Jüngel und Tillmann im Stechen um Deutsches Spring-Derby 2024
„Ihm“, das ist Frederic Tillmann. Souverän hatte der Rheinländer den zehnjährigen DSP Comanche zuvor im Umlauf zum 162. Nullfehlerritt im 93. Deutschen Spring-Derby geritten. Der 163. „Nuller“ von Marvin Jüngel machte dann das Stechen notwendig. In dem Kurs über acht Sprünge war Tillmann bis zum letzten Sprung ohne Abwurf. Dann gab er noch einmal Gas und nahm das letzte Hindernis mit. „Zu dicht“, 49,88 Sekunden, vier Fehler. Hinter Tillmanns Start stand lange ein Fragezeichen. Sein aktuelles Handicap sind vier angebrochene Rippen, „vor einer Woche wusste ich noch gar nicht, ob ich überhaupt hierher komme“. Aber, er musste. „Hamburg ist das schönste Turnier im ganzen Jahr, dann beißt man halt auf die Zähne und zieht durch.“ Die richtige Entscheidung, wie ihm auch sein Pferd signalisierte. „In der Schleuse spitzt der die Ohren, sagt, ah endlich sind wir wieder hier“.
Frederic Tillmann fordert Jüngel heraus
Marvin Jüngel musste nun also „nur noch“ fehlerfrei über den 380 Meter langen Stechparcours kommen. Mit einer bemerkenswerten Coolness gelang das dem jungen Mann aus Sachsen. Dabei schaffte er, wie gemutmaßt, die erlaubte Zeit nicht. Zwei Zeitfehler, kein Abwurf, Sieg!
War er im letzten Jahr, bei seinem zweiten Derbystart, noch ein Nobody, so hat sich mittlerweile einiges in seinem Leben geändert. Trotzdem ist Marvin Jüngel bescheiden, erzählt von zwischen sieben und zehn Pferden, die er täglich arbeitet. Und vom Reitunterricht, der sein zweites Standbein ist.
Wenn es eine entscheidende Veränderung im Jüngels Leben gibt, dann dass er in den Wintermonaten einen längeren Trainingsaufenthalt in Dagobertshausen bei David Will, Richard Vogel und Sophie Hinners hat absolvieren können. „Besonders“ sei das gewesen, sagt er selbstreflektiert und bescheiden. „Man wäre ja blöde, wenn man bei solchen Topreitern die Chance nicht nutzen würde.“ Er hat anschließend sogar einige Pferde aus dem Stall dieses Top-Trios zum Reiten mitbekommen. Die eigene Anlage wurde in der Zeit parallel renoviert, erzählt Jüngel.
So richtig realisiert habe er seinen Derbysieg von 2023 erst „ein, zwei Monate“ später, so der Sieger im Deutschen Spring-Derby 2024. 2023 sei er selbst den LKW von Hamburg nach Hause gefahren nach dem größten Erfolg seiner Karriere, „auch um geerdet zu bleiben“.
Pessoa, Thiedemann, Hassman … Jüngel
In 93 Spring-Derbys in Klein Flottbek schafften es erst zehn Reiter, einen Vorjahreserfolg zu wiederholen. Es sind große Namen, denen dieses Kunststück gelungen ist: Unter anderen waren es Freiherr von Langen, Fritz Thiedemann, Hartwig Steenken, Hugo Simon (AUT), der Brasilianer Nelson Pessoa, der insgesamt sieben Derbysiege feiern konnte, oder auch in den vergangenen 20 Jahren André Thieme und Toni Hassmann. Und nun eben Marvin Jüngel.
Dem Franzosen Emeric George, Sieger der zweiten Qualifikation, gelang der schnellste von insgesamt vier Vierfehlerritten. Mit der Selle Français-Stute Dune du Ru war der Drittplatzierte 14 Sekunden schneller als Thilo Schulz, der im Sattel von Zeppelin v. Zinedine Vierter wurde (4/164,77). Der Holsteiner Cordillo, der unter Nisse Lüneburg das Derby schon einmal gewonnen hatte, kam mit einem Abwurf unter Simon Heineke auf Platz fünf (4/166,78). Sechster wurde der Ire Alexander Butler mit Pico (4/173,83).
Eile mit Weile
Tatsächlich hatte es noch einen weiteren Reiter gegeben, der ohne Abwurf über die 1.250 Meter in Klein Flottbek galoppiert waren: Stefan Jensen, 52, mit dem 18-jährigen Holsteiner Cyrus L. Sieben Sekunden für Zeitfehler nahm das Paar in Kauf und wurde Siebter.
Starke Buschreiter – wieder einmal
Hinter dem Iren Stephan Dubsky und C the Stars (8/161,124) kam Sandra Auffarth als beste Amazone auf Rang neun ins Ziel. Einmal mehr ritt sie stilistisch sicher die von ihrem Vater gezüchtete La Vista v. Lordanos über den Derbyparcours. Das bescherte ihe einmal mehr den Stilpreis.
Ein untypischer Moment der Unsicherheit führte bei dem Paar zu einem frühen Abwurf am Aufsprung zu den irischen Wällen. Außerdem fiel die berüchtigte Planke nach dem Absprung vom Wall.
Zehnter wurde der jüngste Reiter im Derbyfeld: Mathies Rüder, wie Sandra Auffarth in der Vielseitigkeit äußerst erfolgreich zuhause, ist gerade 18. Der junge Mann von der Insel Fehmarn wurde in seinem ersten Derby Zehnter im Sattel von For Freedom v. For Fashion. Hinter dem Iren Shane Breen, dessen Bruder nach einem Sturz am Samstag an der Halswirbelsäule operiert werden musste, sich aber bewegen kann, wurde André Thieme mit Paule S Zwölfter (8/173,11).
Neun Paare mussten ausscheiden. Die Eisenbahnschranken im letzten Drittel des Parcours erwiesen sich als eine der schwierigsten Anforderungen des 93. Deutschen Spring-Derbys, das mit Marvin Jüngels Sieg im Spring-Derby 2024 endete.
104.000 Zuschauer kamen seit Mittwoch zum Deutschen Spring- und Dressur-Derby. Es war das 25. Jahr, in dem die Agentur En Garde mit dem Geschäftsführer Volker Wulff das Derby organisierte. Der Vertrag wurde seitens des Norddeutschen und Flottbeker Reitvereins (NFR) nicht mehr verlängert. Dressurreiter Matthias Rath wird dem Organisationsteam 2025 vorstehen.
Ergebnisse des 93. Deutschen Spring-Derbys Hamburg 2024
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