Vertreter des IJRCs äußern Unmut über die FEI: Jetzt legt Cian O’Connor sein FEI-Amt nieder

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Cian O'Connor und Callisto (© LGCT/Grasso)

Vor wenigen Tagen fand die Generalversammlung des International Jumping Riders Club (IJRC) in Rotterdam statt. Dort nahmen auch Funktionäre des Weltreiterverbandes FEI teil. Die Mitglieder des IJRC machten ihrem Unmut über die FEI dort bereits Luft. Nun hat der irische Springreiter Cian O’Connor seine Konsequenzen gezogen.

Der Ire Cian O’Connor hat sein Amt als Vertreter für die Athleten bei der FEI niedergelegt, wie die Website World of Showjumping berichtet. O’Connor hatte die Nachfolge von Rodrigo Pessoa angetreten und wäre noch bis 2022 als Athletensprecher im Amt gewesen.

Gegenüber World of Showjumping fand O’Connor deutliche Worte zu seiner Entscheidung: „Ich wurde vor einem Jahr von meinen Kollegen in das FEI Komitee Springreiten gewählt. Ich freue mich immer, meine freie Zeit zu opfern, um dem Sport in irgendeiner Art und Weise zu helfen oder ihn zu verbessern. Vielleicht ist mein Temperament nicht das passendste für das Klima in einem Komitee, aber an der Sache dranzubleiben, obwohl der Effekt verschwindend gering ist, damit verschwende ich meine Zeit. Ich wünsche dem neuen Repräsentanten für die Athleten alles Gute und ich werde weiterhin meinen Teil dazu beitragen, den Sport nach außen hin weiter zu entwickeln.“

Schwierige Suche

Laut der Geschäftsführerin des IJRC, Eleonora Ottaviani, könnte sich die Suche nach O’Connors Nachfolger als schwierig gestalten: „Die FEI plant eine Neuwahl. Allerdings ist es nicht leicht, einen neuen Kandidaten zu finden.“

Sie erklärt, dass die Reiterrepräsentanten gemäß Anforderungsprofil mindestens einmal an den beiden letzten Olympischen Sommerspielen teilgenommen haben müssen bzw. alternativ dazu an den vergangenen Weltmeisterschaften. Außerdem müsse der potenzielle Kandidat die Zeit haben, dieses Amt auszuüben. Ottaviani: „Wir vom IJRC würden einen erfahrenen Reiter bevorzugen – möglicherweise mit Erfahrungen als Vorstandsmitglied im IJRC.“

Nationenpreise müssen wieder attraktiver werden

Schon Anfang August hatte sich der IJRC in einer Pressemitteilung dafür ausgesprochen, dass Nationenpreise wieder attraktiver werden müssen. Bei der Generalversammlung in Rotterdam bekräftigten die wichtigsten Vertreter des IJRC nun noch einmal ihr Unbehagen über die Linie der FEI. Dabei kamen mehrere Themen zur Sprache, neben der FEI-Nationenpreisserie auch die neuen Regeln für Olympia, die erstmals in Tokio 2020 zur Anwendung kommen.

Auf dem Podium saßen neben dem Präsident des IJRC, Kevin Staut, die Geschäftsführerin Eleonora Ottaviani sowie die Mitglieder Ludger Beerbaum, Steve Guerdat, Max Kühner, Peder Fredricson und Henrik von Eckermann.

Von Seiten der FEI nahmen der Präsident Ingmar De Vos, Spring-Direktor John Roche, sowie der Vorsitzende des FEI-Komittees Springreiten, Stephan Ellenbruch, teil.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung berichtete Kevin Staut von „mehreren Briefen“, die der IJRC in der letzten Zeit an den Weltreiterverband versandt habe. Die Hauptthemen seien für die „Stimme der Springreiter rund um den Globus“, wie sich der Club selbst bezeichnet, die Nations Cup-Serie der FEI und die bevorstehenden Regeländerungen für die Olympischen Reitsportdisziplinen.

Als FEI-Präsident De Vos das Wort ergriff, führte er aus: „Es hört sich manchmal an wie ein Mantra, aber auch von unserer Seite – der FEI – können wir ganz deutlich sagen, dass der Nations Cup die wichtigste Wettkampfserie für uns ist, zusammen mit dem Weltcup.“

Trotzdem war in diesem Jahr in der Division I eine Nationenpreis-Etappe gestrichen worden. De Vos verteidigte die FEI weiter: „Wir unterstützen das Format wirklich sehr, ich meine es wäre lächerlich, seine eigenen Produkte nicht zu unterstützen, also stehen wir voll und ganz dahinter. Aber wir leben in einer sehr komplizierten Welt. Das haben wir auch der Tatsache zu verdanken, dass der Sport so gewachsen ist, also müssen wir sehen, was wir tun können und was nicht.“

Der IJRC sei laut De Vos nicht die einzige Stimme, die sich zum Thema Nationenpreise erhebt. Stattdessen müssen die Argumente vieler wichtiger Organe des Springsports unter einen Hut gebracht werden: „Denn wir stimmen mit Ihnen überein, dass das Produkt weiter verbessert und gestärkt werden kann, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen“, so De Vos.

Er habe dafür jedoch aktuell keinen sehr detaillierten Plan. Denn der Weltreiterverband befinde sich mitten in dem Prozess, in dem Entscheidungen getroffen werden. Dieser Prozess hatte am Runden Tisch in Lausanne im Juni begonnen. Beim kommenden Treffen des Spring-Komitees in Barcelona wolle er aber alle Aspekte zur Diskussion bringen. Anhand dessen wolle er dann über die kommenden Nationenpreis-Saisons sprechen.

Darauf meldete sich der Ire Shane Sweetnam zu Wort. Er reite seit über zehn Jahren Nationenpreise und habe in dieser Zeit einige Beobachtungen machen können: „Ingmar (De Vos, Anm. der Red.) hat gerade gesagt, dass sie (die FEI, Anm. der Red.) versuchen das Produkt zu verbessern, aber mein Gefühl für die Super League – und ich bin dieses Jahr drei geritten – ist, dass der Standard innerhalb der letzten drei bis vier Jahre abgenommen hat. Es fließt nun mehr Geld in die Serie. Aber darum geht es nicht! Es geht darum, sein Land und seine Traditionen zu repräsentieren. Für mein Gefühl wird genau das aber abgeschwächt.“

Sweetnam habe das Gefühl, dass die Natinenpreis-Serie momentan ohne klare Linie dastehe. Es müsse mehr mit den Reitern geredet werden, die regelmäßig an der Serie teilnehmen. Der Ire erkenne an, dass die FEI mehr Länder an der Serie als Austragungsort gewinnen will, „aber wenn diese kleinen Nationen in diese Ligen kommen, straucheln sie jedes Mal. (…) Meiner Meinung nach ist es eine schwierige Zeit“, fuhr Sweetnam fort.

Neues Format für Olympia

Die neuen Regelungen für Olympia, die erstmals im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio greifen werden, waren und sind ebenfalls ein Streitpunkt zwischen dem IJRC und der FEI.

Stephan Ellenbruch dazu: „Sie waren alle beteiligt daran, das neue Konzept und die neuen Regeln zu entwickeln, und gleich zu Anfang müssen wir übereinstimmen, dass wir uns in manchen Dingen einfach uneinig sind“, sagte er.

Die Entwicklung des neuen Formats für Olympia habe immer in Zusammenarbeit mit dem Repräsentanten der Athleten stattgefunden. Es sei zuletzt also Cian O’Connor daran beteiligt gewesen: „Wir sind immer glücklich über Ihren Input, aber manchmal müssen wir Kompromisse finden“, so Ellenbruch.

Nun gebe ein neues Reglement, das mittlerweile durch alle Instanzen bei der FEI gegangen sei, bewilligt wurde und nun seinen weiteren Weg geht: „Es gibt auch eine Terminabfolge, die man respektieren muss. Das IOC macht diese Terminvorgaben. Und von einem gewissen Punkt an können Sie die Regeln nicht wieder ändern“, so Ellenbruch. Das sei nun für Olympia 2020 der Fall, es könne zum jetzigen Zeitpunkt nichts mehr an dem neuen Format geändert werden.

„Vielleicht sind wir glücklich mit dem Format, vielleicht auch nicht, aber so oder so können wir nichts mehr an den Dingen ändern. Die Diskussion über vier oder drei Reiter ist vorbei“, sagte Ellenbruch. Auch die geänderte Reihenfolge von Team- und Einzelwertung sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr diskutabel, wie der Vorsitzende des Komitees Springreiten betonte.

Test-Event in Hagen

Der Testlauf für das neue olympische Format fand im Rahmen der Future Champions in Hagen statt. Das sei ein Erfolg gewesen, befand Ellenbruch. In erster Linie sei es dort darum gegangen, die neue Regelung für alle verständlich zu machen, für Reiter wie für Zuschauer, die mit dem Sport nichts zu tun haben.

An zweiter Stelle ginge es um die Fairness des Reglements für alle Teilnehmer gleichermaßen. Zudem müsse das neue Format weiterhin pferdefreundlich sein. Hier sei man laut Ellenbruch etwas ins Stolpern gekommen: „Mit nur noch drei Reitern werden wir zukünftig kein Streichergebnis mehr haben. Trotzdem muss es eine Chance für das Team geben, zu bestehen und ein Ranking zu erzielen, auch in dem Fall, dass ein Teammitglied eliminiert werden muss.“

Es habe verschiedene Ideen gegeben. Aber diese Ideen hätten entweder dazu geführt, dass Medaillen durch strategische Überlegungen statt durch Leistung gewonnen werden, oder sie seien für den Zuschauer schlicht zu kompliziert gewesen. Daher sei man zu dem Schluss gekommen, es bei drei Reitern pro Team ohne Streichergebnis zu belassen, teilte Ellenbruch mit. Demnach seien in jedem Fall die Teams besser platziert, deren drei Reiter-Pferd-Paare die Runden beendet haben, als die Nationen, von denen nur zwei Paare ins Ziel gekommen sind.

„Das sind momentan die Anträge des Komitees, und diese werden nun an den Vorstand der FEI weitergeleitet und in der Folge an das IOC“, erklärte Ellenbruch. Demzufolge könnten an den Regeln nun – wenn überhaupt – nur geringfügige Änderungen vor Olympia vorgenommen werden.

Steve Guerdat fühlt sich außen vor gelassen

Der Weltranglisten-Erste Steve Guerdat monierte daraufhin, dass die FEI den Springreitern nie richtig zugehört habe. Deshalb sehe er den IJRC in keinster Weise in der Schuld, falls sich das neue Format bei den Olympischen Spielen 2020 als unpraktikabel herausstellen sollte: „Vor allem falls hier heute Journalisten anwesend sind, möchte ich sie wissen lassen, dass die FEI das einzig verantwortliche Organ für das Chaos ist, was wir in Tokio sehen werden.“

Denn einen Kompromiss habe es zwischen IJRC und FEI zu keinem Zeitpunkt gegeben: „Sie hatten ihre Linie von Anfang an, und wir hatten unsere Linie von Anfang an, und unsere bestand aus vier Reitern pro Team und dem Teamwettbewerb in der Reihenfolge zuerst durchzuführen. Es gab folglich keinen Kompromiss. Ich denke Sie müssen Verantwortung übernehmen. Ich möchte nirgendwo lesen, dass das ein Kompromiss zwischen der FEI und uns gewesen sein soll!“

Um die Situation zu entschärfen, erklärte Ingmar De Vos daraufhin, dass die FEI vor allem den Forderungen des IOC nachgekommen sei. Dem IOC sei es darum gegangen, mehr Nationen am Geschehen zu beteiligen. Für den Springsport sei es sehr wichtig, Teil der olympischen Bewegung zu sein, so De Vos weiter. Daher zähle er auf die Unterstützung durch die Reiter: „Wir müssen vereint und als Community dahinter stehen und das Format unterstützen. Wir werden nach den Olympischen Spielen von Tokio sehen, was möglicherweise geändert werden muss.“

„Das ist nicht um Rat fragen, das ist reine Diktatur“

Cian O’Connor, angereist als FEI-Repräsentant der Athleten, übte nach den Aussagen von Ellenbruch und De Vos scharfe Kritik: „Es ist schwer, diesen Unwahrheiten zuzuhören, über die Sie eine Zeit lang gesprochen haben. (…) Sie haben nicht auf Augenhöhe mit den Springreitern diskutiert, sie haben sie ignoriert. Das ist nicht um Rat fragen, das ist reine Diktatur“, so O’Connor.

Weiter bemängelte der Ire, dass der Vertrag zwischen dem Hauptsponsor der Nationenpreis-Serie und der FEI dem Komitee Springreiten nicht zugänglich gemacht werde, da er vertraulich sei. Einmal mehr zeige das die aktuelle Unordnung in der FEI. Der Weltreiterverband müsse dringend realisieren, dass er „ein sinkendes Schiff“ ist.

Der Österreicher Max Kühner ergriff später das Wort und teilte zunächst mit, dass sich sicher alle Anwesenden darüber einig seien, dass die Regeländerungen schwerwiegend sind und einen großen Einfluss auf die Reiter haben. Da die FEI die Änderungen stets mit den Vorgaben des IOC begründe, würde Kühner diese gern mit eigenen Augen sehen: „Wenn Sie uns diese Nachricht vom IOC mal zur Verfügung stellen würden, dann würden diese großen Veränderungen vielleicht akzeptabler werden.“

Der Präsident des IJRC, Kevin Staut, sagte: „Die meisten von uns denken, dass es ein Desaster geben wird. Sie haben den Beweis durch das Test-Event. Selbst wenn Sie noch kleine Regeländerungen vornehmen würden, Tatsache ist, dass es kein Streichergebnis geben wird. Es ist keine Aggressivität von uns“, so Staut bezugnehmend auf die emotionalen Aussagen von Cian O’Connor und Steve Guerdat, „es zeigt einfach nur, dass uns dieses neue Reglement wirklich betroffen macht.“

Ludger Beerbaum pflichtete Staut daraufhin bei: „Wir möchten gerne ausdrücken, dass wir wirklich besorgt sind, und nicht einfach nur dagegen.“ Im Reitsport gehe es eben auch um das Wohlergehen des vierbeinigen Sportpartners. „Anders als in jedem anderen Sport auf der Welt spielt bei unserem Sport das Pferd eine große Rolle. (…) Und das ist es, was uns besorgt.“ Seiner Meinung nach hätte die FEI in den Verhandlungen mit dem IOC diesen Punkt stärker herausstellen müssen.

Weiter bemängelte Beerbaum auch die geänderte Reihenfolge von Einzel- und Teamentscheidung: „Ich glaube, dass diese Situation für uns nicht komfortabel ist. Hat das IOC uns jemals gesagt, dass das Einzel-Finale vor dem Team-Finale stattfinden muss? Ich glaube nicht, dass das IOC so tief in diese technischen Angelegenheiten eintaucht. Das ist auch etwas, was uns beunruhigt – denn der Parcourschef wird einen enorm schwierigen Job haben mit all den schwachen Paaren. Entweder wird es viel zu einfach, oder aber viel zu schwer sein, sodass das es auf Kosten des Wohlergehens der Pferde geht!“

Präsident der FN tadelt das Vorgehen der FEI

Auch Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), äußerte sich: „Ingmar, du sagtest, dass die FEI und die nationalen Verbände entschieden haben. Dazu muss ich sagen, dass in der Generalversammlung der FEI circa 140 Nationen sitzen, von denen 100 überhaupt nichts über den Reitsport wissen. Und diese Nationen stimmen auch mit ab. Nur 20 bis 30 Personen tun das Richtige, und ich denke das muss gesagt werden. Das kann kein zukunftsweisender Weg der FEI sein, Politik für den Reitsport mit Ländern zu machen, die damit wenig zu tun haben.“

Abschließend versuchte Ingmar De Vos, mit seinem Statement die Gemüter zu beruhigen: „Ich bitte Sie um eine Sache: Versuchen Sie, es positiv zu sehen. Nach den Olympischen Spielen werden wir natürlich eine Bewertung dessen vornehmen, was gut gelaufen ist und was nicht funktioniert hat. Und wenn es einen bestimmten Moment gibt, wonach wir zu dem Entschluss kommen, dass es nicht funktioniert hat, dann werden wir zum alten System zurückgehen müssen. In diesen Punkten sind wir nicht stur. Probieren Sie es, probieren Sie es zusammen mit uns, wir werden es hinterher zusammen bewerten. Wenn sich die Dinge für die nächsten Olympischen Spiele ändern müssen, werden wir das tun. Im Interesse des Sports und im Interesse des Wohlergehens für Pferde und Athleten.“

Hier können Sie die ganze Konferenz sehen.air jordan 1 mid outlet | men’s new jordans release dates

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.

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