Michael Jung demonstrierte im polnischen Baborowko, dass er und seine Pferde in Olympiaform sind. Das waren die von Ingrid Klimke auch – aber dann ereilte die zweifache Europameisterin ein Sturz.
Zuerst die guten Nachrichten: Michael Jung konnte in der Vier-Sterne-Kurzprüfung von Baborowko einen Doppelsieg feiern, und zwar zweimal mit seinem Dressurergebnis. Toppferd Chipmunk war nach der Dressur mit 28,8 Minuspunkten noch Dritter gewesen, am Ende stand er an der Spitzen.
Zweitpferd Wild Wave, der ja 2019 das Test-Event in Tokio hatte für sich entscheiden können, startete von Rang fünf in der Dressur ins Gelände, blieb hier null und in der Zeit und brachte das Ergebnis schließlich auch nach Hause, Rang zwei.
Und auch Sandra Auffarth gelang es doppelnull zu bleiben mit ihrem Holsteiner Let’s Dance. Sie arbeiteten sich von Rang 16 nach der Dressur mit 30,9 Strafpunkten auf den dritten Platz vor.
Hinter dem viertplatzierten Franzosen Maxime Livio im Sattel von Api Du Libaire (31,4) konnte sich Andreas Dibowski mit Corrida von Rang 17 nach der Dressur auf Platz fünf vorarbeiten (32,3).
Sturz von Ingrid Klimke
Eigentlich hatten die beiden Doppeleuropameister Ingrid Klimke und Hale Bob nach dem Gelände das Feld mit ihrem Dressurergebnis von 27,8 Minuspunkten angeführt. Es sah nach einem Start-Ziel-Sieg für die beiden aus. Doch im Springen konnte die Reitmeisterin gar nicht mehr antreten.
Sie war zuvor mit Weltmeisterin Cascamara in der CCI3*-S-Prüfung am Start gewesen, bei der das Gelände erst heute stattfand. Am drittletzten Hindernis stürzte Ingrid Klimke. Sie zog sich eine Prellung des Brustbeins zu und hat sich eine Rippe verletzt. Aktuell ist sie auf dem Heimweg und soll morgen zuhause noch einmal gründlich untersucht werden. Eine Vorsichtsmaßnahme, um schlimmere Verletzungen auszuschließen.
Der Vorfall ist für Ingrid Klimke nicht nur körperlich schmerzhaft, sondern auch sportlich. Sie hatte nämlich ihre neunjährige Nachwuchshoffnung Siena Just Do It mit in Baborowko für die lange Vier-Sterne-Prüfung, um mit ihr die Championatsqualifikation zu bekommen. Damit hätte sie dann trotz des Ausfalls von Asha P ein Pferd für die Olympischen Spiele gehabt (Hale Bob) und eines für die Europameisterschaften (Siena Just Do It). Die beiden lagen nach Dressur und Gelände auf einem aussichtsreichen fünften Platz. Nun heißt es Daumen drücken, dass Klimke schnell wieder fit ist und in Luhmühlen an den Start gehen kann!
Weitere Ergebnisse
Siegerin der langen Vier-Sterne-Prüfung wurde die Schwedin Aminda Ingulfson auf der schwedischen Stute Hot Cup, einer Tochter des jüngst verstorbenen Dressurvererbers Hotline (35,7).
Die Plätze zwei und drei sicherte sich der Inder Fouaad Mirza, der nun von Sandra Auffarth trainiert wird. Zweiter wurde er mit Seigneur Medicott, Bettina Hoys ehemaligem Toppferd (35,8), dritter mit der erst zehnjährigen Holsteiner Carrico-Tochter Dajara (36,0).
Das beste deutsche Ergebnis lieferten Josephine Schnaufer-Völkel und die in Polen gezogene Stute Singapure v. Vandamme, die ihrem Dressurergebnis von 35,2 Minuspunkten lediglich einen Abwurf im Parcours hinzufügten.
Direkt dahinter reihte sich Dirk Schrade mit dem Holsteiner Casino v. Casillas ein (41,8).
Michael Jung konnte sich noch über einen weiteren Sieg freuen. Mit dem erst achtjährigen Iren Kilcandra Ocean Power gewann er den CCI3*-S, auch hier mit dem Dressurergebnis, was in diesem Fall 24,9 Minuspunkte waren.
Zweite wurde Hanna Knüppel auf Levinio v. Levisonn (28,6), gefolgt von Peter Thomsen und Cool Charly Blue v. Cyber Space (30,1).
Ingrid Klimkes Tochter Greta Busacker, Deutsche Meisterin der jungen Reiter, belegte mit ihren Scrabble Rang fünf (30,6).
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… und wie geht es Cascamara? Uns interssiert auch, ob dem Pferd beim Sturz etwas passiert ist.
Sehr gute, sensible und aufmerksame Frage! Danke!
Anderenorts wurde berichtet, dass Cascamara alles gut überstanden hat.
Ich finde diese pferdefreundliche Entscheidung der Familie Rothenberger sehr lobenswert!
Mit ihren drei hoch talentierten Kindern, steht ihnen ohnehin die Zukunft offen.
Da brauchen sie Cosmo, der so viel geleistet hat und seinerzeit als große Überraschung für andere
in die Bresche gesprungen ist, nicht um jeden Preis „verheizen“. Gönnen wir diesem wunderbaren Pferd seinen Ruhestand, egal ob Cosmo sich für eine längere Pause oder die Rente entscheidet.
Machen wir uns nichts vor:
eigentlich zeichnet sich doch schon sehr deutlich ab, welche drei Damen nach Tokio fliegen werden, vorausgesetzt ihre Pferde bleiben bis dahin gesund. Wobei alle drei ja auch noch einen respektablen Ersatz im Stall haben, und somit eine „sichere Bank“ sind.
Abgesehen davon, weiß ich nicht, ob es wirklich beneidenswert ist, sich und seine Pferde diesen diesmal ganz speziellen olympischen Unwägbarkeiten auszusetzen: so ganz ohne Zuschauer und Kontakt zu anderen Sportlern, außer denen der eigenen Mannschaft.
Es ist ja noch nicht einmal sicher, ob die Spiele überhaupt stattfinden.
Es regt sich vor Ort sehr viel Wiederstand, was ich auch nachvollziehen kann. Schau’n wir mal!