Vorne stehen nach Tag eins der Dressur beim CCI5* in Badminton die üblichen Verdächtigen. Aber auch die einzige deutsche Starterin, Anna-Katharina Vogel, schlug sich hervorragend.
Der Brite Oliver Townend auf dem 15-jährigen Schimmelwallach Swallow Springs übernahm die Führung nach dem ersten Dressurtag des CCI5* in Badminton. Für seine sichere, ausgefeilte Vorstellung ohne Schnitzer wurde er mit 23,2 Minuspunkten belohnt. Das war ein Ergebnis, dass an diesem Tag keiner seiner Mitstreiter unterbieten konnte. „Ich weiß nicht, was mein Pferd hätte besser machen können“, sagte er anschließend. „Aber die Dressur wird in diesem Jahr nicht das Hauptthema sein.“
Das Gelände schätzt er als schwer und herausfordernd ein, es sei aber ohne Tricks und ohne allzu schwierige Distanzen. Mit dem 16-jährigen Schimmel Ballaghmor Class, mit dem er Freitag an den Start geht, hat er weiteres Eisen im Feuer. Die Schwierigkeit für dieses Paar
dürfte allerdings eher im Springen am Montag liegen. Bei der WM im vergangenen Jahr in Pratoni del Vivaro vermasselte Townend mit vier Abwürfen dem Team den Sieg.
Den vorläufigen zweiten Platz mit 23,3 Punkten hält die 38-jährige Gemma Stevens – geborene Tattersall – mit der 15-jährigen Fuchsstute Jalapeno, einer Tochter von Chilli Morning, der unter William Fox-Pitt eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit war. Stevens übernahm die Stute 2019 von der Belgierin Karin Donckers. „Der Ritt hat einfach Spaß gemacht. Ich hatte mir vorgenommen, auf jeden Fall unter 27 Minuspunkten zu bleiben.“ Das ist nun gelungen. Ein Fünf-Sterne-Gelände hat Jalapeno bereits absolviert, 2019 in Pau. Danach wurde sie allerdings zurückgezogen.
Der Neuseeländer Tim Price konnte sich als einziger Nicht-Brite auf einen vorderen Platz schieben. Mit dem 13-jährigen Holsteiner Vitali v. Contender- Heraldik xx liegt er mit 27,1 Punkten vorläufig auf Platz drei. „Vitali ist ein phantastisches Dressurpferd, auch wenn ich heute ein paar unsichere Momente drin hatte, wie am Anfang des Galopps.“ Auch macht Vitali im Springen gerne ein paar Fehler, aber brillierte im Gelände in Tokio 2021 und war Dritter in Burghley 2022. „Aber das ist hier nur der erste von drei Teilen“, sagte der 44-Jährige. „Im Gelände entscheidet Stamina, also die Ausdauer. Das Wetter wird eine große Rolle spielen.“
Nachdem es am Donnerstag weitgehend trocken blieb, mehren sich die Hoffnungen, dass der Boden weiter abtrocknet.
Prima Premiere
Die einzige deutsche Starterin, Anna-Katharnia Vogel, konnte sich mit 33,2 Punkten – besser als in Pau 2022 – bei ihrem Badminton-Debüt vorzüglich in Szene setzen. Die 15-jährige Quintana v. Quality-Landor (DSP) war völlig unbeeindruckt von der Atmosphäre. Schon am ersten Dressurtag waren die Zuschauerränge vollbesetzt. Sauber und ohne Fehler absolvierte die Stute die Aufgabe, vielleicht ein bisschen lang weg, aber in schöner Aufrichtung, das Genick immer der höchste Punkte. Mit dem Ergebnis hat Vogel sich eine ordentliche Ausgangsbasis für das Gelände am Sonntag geschaffen. „Ich bin sehr glücklich über meine Dressur, Quintana ist nun mal nicht das beste Dressurpferd.“
Das Gelände ist die größte Herausforderung, der sich Anna und Quintana bisher stellen mussten, auch wenn sie schon einen Fünf-Sterne-Platzierung aus Pau 2022 auf dem Konto haben. Zum ersten Mal in Badminton zu sein, sei „absolutlely crazy“, sagt sie. „Die Atmosphäre ist einfach phantastisch und unvergleichlich. Der Kurs ist schwer genug, jedes Hindernis von 1 bis 30 ist für mich „wow“, sagt sie. „Hier ist man wirklich erst am Ziel, wenn man den letzten Sprung hinter sich hat.“
Sie ist optimistisch, dass das gelingen könnte. „Mein Pferd ist ein bisschen wie ein Pony, nicht sehr groß, aber sehr schnell.“ Dabei bleibt Anna Vogel realistisch: „Ich will die Zeit hier genießen und bin zufrieden, wenn wir beide gesund nach Hause kommen.“
Die Trainingszeit unmittelbar vor dem Event bei Vorjahrssiegerin Laura Collett, die nur gut eine Stunde von Badminton entfernt wohnt, habe ihr sehr geholfen, sagt sie. Sie hatte einfach hingeschrieben, ob sie mal kommen dürfte. „Man kann ja mal fragen, habe ich gedacht. Es ist fantastisch, wieviel Aufwand Laura betreibt, wie akribisch sie sich und ihr Pferd vorbereitet.“
Mit Rat und Tat zur Seite steht Anna Vogel vor Ort der Geländetrainer der deutschen Buschreiter, Rodolphe Scherrer , weitere Unterstützung – die Eltern, zwei Freundinnen, ist aus der Heimat angereist. Das Riesenabenteuer Badminton hat jedenfalls gut angefangen.
Wie bei jeder Vielseitigkeit wird vor dem Gelände heftig diskutiert. Keiner rechnet mit vielen Ritten ohne Zeitfehler. „Es kann passieren, dass ich meine Uhr wegschmeiße und nur nach Gefühl reite“, sagt Pippa Funnell. Ob das wirklich nötig sein wird, hängt davon ab, wieviel Regen bis Sonntag noch auf die Wiesen rund um Badminton House niedergehen wird.
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