Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner ist mit seinen beiden Vielseitigkeitspferden Carl und Paul super in die britische Buschsaison gestartet. Deswegen hatten sich die beiden „großen Jungs“ eine kleine Pause auch mehr als verdient. Nun geht’s zurück an die Arbeit – und da ist Mitdenken gefragt.
Mancherorts fangen die Sommerferien gerade erst an – für meine Jungs ist die Zeit auf der faulen Haut nun schon wieder vorbei. Insgesamt drei Wochen habe ich Carl und Paul gar nicht geritten, sie einfach auf der Weide ihre Seelen baumeln lassen. Nur die letzten fünf Tage, bevor ich wieder aufgestiegen bin, kam das Laufband dazu. Was soll ich sagen? Nach meinem ersten Ritt bin ich mit einem Lächeln abgestiegen. Carl habe ich seit zehn Jahren unter dem Sattel und inzwischen verstehen wir uns wirklich blind. Viele Dinge kann ich bei ihm einfach voraussetzen, weil wir es schon so lange gemeinsam üben. Da ist es eher eine Herausforderung die Basisarbeit auf dem Dressurviereck für ihn interessant zu halten.
Natürlich schwinge ich mich nach so einer Auszeit für meine Pferde nicht einfach wieder in den Sattel und lege mit Lektionsreiten los, aber zu lange im Stretchingprogramm verweilen darf ich auch nicht, sonst steht Carl die Langeweile ins Gesicht geschrieben. Deswegen haben wir unter anderem vor einiger Zeit begonnen mit ihm Serienwechsel zu üben. Ich weiß, kein Buschpferd braucht das. Aber meinem Iren macht es Spaß. Vierer-, dreier- und Zweierwechsel macht er inzwischen im Schlaf. An die Wechsel à Tempi habe ich am Anfang unserer Spielerei gar nicht gedacht, doch irgendwann kamen die fast wie von selbst dazu. Mittlerweile schaffen wir sechs Stück hintereinander! Das macht mich unheimlich stolz auf ihn und meinen Champ motiviert es sich weiterhin anzustrengen.
Nachwuchstalente & Routiniers
Bei Paul sieht das Programm etwas anders aus. Auch wenn ich ihn nun bereits seit sechs Jahren reite, muss ich bei ihm immer wieder am Vorwärts-Abwärts arbeiten. Jedoch ohne dass es für die Galoppiermaschine unter mir eintönig wird. Viele Fußwechsel im Leichttraben ohne einen Richtungswechsel zu machen, geben Paul da schon eine kleine Denkaufgabe. Gerade weil er Routinen liebt, breche ich sie in der Dressurarbeit immer mal wieder auf. Es ist gar nicht so einfach, sich selber von den liebgewonnenen Linien im Viereck zu lösen. Da kann ich es meinem Pferd nicht vorwerfen.
Gerade in dieser Beziehung waren die drei Wochen nur auf meinen Jungen ziemlich heilsam. Ganz nebenbei bringen sie mich auf den Boden der Tatsachen zurück, weil ich hier einfach gar nichts voraussetzen kann. Eine Linie, die mit Carl und Paul ohne Probleme klappt muss für John noch lange keine Selbstverständlichkeit sein. Eine Hindernissfolge, die die beiden Großen mit Weile absolvieren, kann Susi noch ganz schön zum Schwimmen bringen. In solchen Situationen fragt man sich dann immer, ob die Jungen mal so gut werden, wie die alten Hasen. Dann fällt mir wieder ein, wie schwierig Paul bei seinen ersten Turnierauftritten war, dass wir hinten kaum Stollen reindrehen konnten, weil er nicht still stand. Oder wie viel Carl selbst in seinem fortgeschrittenen Alter noch in der Dressur lernt. Damit schiebt sich dann wieder alles in eine Balance: Der Nachwuchs macht sich gar nicht so schlecht und die Routiniers bleiben bei bester Laune. Und ich? Ich freue mich, dass die beiden Big Boys back in Business sind.
Cheers, Jörn
Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner ist mit seinen Pferden für sechs Monate nach England ausgewandert, um mit Olympiareiter und Burghley-Sieger Christopher Burton zu trainieren. In seinem Blog erzählt er aus seinem neuen Leben, von Turnierstarts im Mutterland der Vielseitigkeit, den besten Tipps eines internationalen Profis und britischen (Stall-) Gepflogenheiten.
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