Michael Jung hat in seinem Leben schon alles gewonnen, was man gewinnen kann. Und trotzdem ist der Deutsche Meister-Titel, den er heute in Luhmühlen holte, ein besonderer für ihn.
Schon nach der Dressur hatten Michael Jung und der 13-jährige Contendro-Sohn Chipmunk mit ihren 21,4 Minuspunkten die Führung übernommen, und das war auch das Ergebnis, das sie ins Ziel brachten. Trotz des anstrengenden Geländetages gestern bei sengender Sonne galoppierte der Hannoveraner Wallach auch heute noch durch den Parcours als sei nichts gewesen und kam nicht in die Nähe einer Stange. Ganz souverän.
Vor zwei Jahren hatte ein Abwurf auf dem selben Platz noch verhindert, dass die beiden Europameister wurden. Heute holten sie sich den Titel. Und auch wenn Michael Jung in diesem Sport bereits alles gewonnen hat, sagte er: „Dieser Titel bedeutet mir sehr viel, besonders in diesem Jahr.“ Jung ist sicher: „Für uns war die Verschiebung der Olympischen Spiele positiv. Dadurch hatten wir Zeit, uns zusammenzuraufen.“
Das beweisen die beiden schon seit Jahresanfang. Luhmühlen war die vierte Prüfung, der vierte Sieg und der zweite Titel nach dem des Deutschen Meisters der Berufsreiter in Marbach. Jung sagt: „Sicher ist man angespannt vor dem Springen. Schließlich ist das kein Training, sondern eine wichtige Prüfung. Aber man darf auch nicht zu viel Druck machen, das Pferd muss locker bleiben. Vielleicht haben wir jetzt den Dreh raus.“
Das steht zu hoffen, denn Michael Jung reist zusammen mit den anderen beiden Medaillengewinnerinnen dieser DM zu den Olympischen Spielen in Tokio. Das hat das DOKR heute bekannt gegeben – wobei die Nominierung ja durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erfolgt. Aber das ist nur eine Formsache.
Silber für Auffarth
Sandra Auffarth und ihr zwölfjähriger Diamant de Semilly-Sohn Viamant du Matz waren von Rang sechs nach der Dressur mit 27,1 Minuspunkten in diese Deutsche Meisterschaften gestartet und genauso haben sie sie auch beendet. Am Schluss bedeutete das die Silbermedaille. So wie der Fuchs heute sprang, würde er auch bei den Parcoursspezialisten, zu denen Auffarth ja auch gehört, eine gute Figur machen. Kein Wunder also dass die ehemalige Weltmeisterin sagt: „Ich bin eigentlich ganz entspannt vor dem Springen, weil ich ein richtig tolles Springpferd habe. Ich freue mich richtig darauf.“
Die Siegerehrung hatte sie ihrem Fuchs allerdings erspart. „Er hat unheimlich viel Energie und wir haben ja noch ein anderes Turnier vor uns …“ Gemeint sind natürlich die Olympischen Spiele in Tokio, für die Auffarth und Viamant du Matz gesetzt sind. Für Auffarth eine Riesenfreude, auch wenn es bereits ihre dritten sind: „Wir haben dieses Jahr ja nur drei Teamplätze, und dann dazu zu gehören, in so einem Reiterland …“
Wer sich gewundert hat, warum Sandra Auffarth ihre anderen beiden Pferde im Abschlussspringen nicht mehr geritten ist – der Holsteiner Let’s Dance, der gestern im Cross einen Vorbeiläufer hatte, sollte heute nicht mehr springen, weil er in der Meisterschaftswertung ohnehin keine Chance mehr gehabt hätte. Ihn wollte Auffarth lieber schonen. Und der zehnjährige, ebenfalls als Holsteiner eingetragene The Phantom of the Opera, der gestern mit nur 1,2 Zeitfehlern ins Ziel des Vier-Sterne-Geländes gekommen war, fiel heute morgen durch die Verfassungsprüfung. Warum, konnte schnell geklärt werden: „Auf Sand trabte er ganz normal, nur auf dem harten Boden hatte er Probleme. Wir haben dann das Eisen abgenommen und festgestellt, dass sich zwischen Platte und Huf ein Klumpen festgesetzt hatte, der ihm auf hartem Boden weh getan hat.“ Einerseits sei es natürlich erfreulich, dass es nichts Dramatisches war. Andererseits sei es „nach der Superrunde gestern im Gelände“ ärgerlich, so Auffarth.
Bronze für Julia Krajewski
Das mit der Mischung aus Freude und Ärger hatte heute auch Bronzemedaillengewinnerin Julia Krajewski, die vor dem Springen auf Silberkurs lag mit ihrer Selle Français-Stute Amande de B’Néville, aber dann an Hindernis zehn einen leichten Abwurf kassierte, obwohl die Stute sonst überragend sprang. So wurde es Platz drei in der DM-Wertung mit 27,9 Minuspunkten.
„Ja, die ersten zehn Minuten nach dem Springen habe ich mich schon geärgert“, gab Krajewski zu. Aber: „Doch dann stand ich da in der Siegerehrung und mir wurde klar, was ich gerade erreicht haben, dass die Stute Bronze gewonnen hat!“ Denn damit hatte sie zu Beginn des Jahres noch überhaupt nicht gerechnet.
Ihre Nummer eins für den Weg nach Tokio war eigentlich Samourai du Thot, mit dem sie ja 2019 Deutsche Meisterin hier in Luhmühlen geworden war. Aber der musste ja bekanntlich vorzeitig aus dem Sport verabschiedet werden. „Als absehbar war, dass das mit dem Auge nichts mehr wird, hatte ich Tokio eigentlich innerlich gestrichen und mir schon überlegt, dass ich dann ja früher in Urlaub fahren könnte“, sagte Krajewski später. Doch dagegen hatte ihre elfjährige Oscar des Fontaines-Stute Amande de B’Néville genannt Mandy offenbar etwas einzuwenden. „Sie ist schon super aus der Winterpause rausgekommen. Und dann kam Saumur. Das war der Moment, in dem ich wusste, ich habe ein Weltpferd!“
Mandy ist nun das dritte Pferd dieser Sorte, das von Julia Krajewski ausgebildet wurde, und das zweite, das in Tokio bei den Olympischen Spielen an den Start gehen wird. Denn bekanntlich war es auch Krajewski, die Michael Jungs Chipmunk in den Sport gebracht hat. „Eineinhalb Pferde habe ich dann in Tokio“, freute sie sich über diese Leistung der besonderen Art.
Julia Krajewski hat schon viele Höhen und auch Tiefen in ihrer Karriere erlebt (ausgeschieden in Rio, Medikationsfall in Strzegom, Vorbeiläufer in Tryon), aber sie hat sich nie entmutigen lassen. Das hat aus ihrer Sicht vor allem mit ihrer Leidenschaft zu tun, die ihr auch den Erfolg als Ausbilderin beschert hat, nun zwei ihrer Pferde in Tokio dabei zu haben: „Ich liebe es, mir bis ins kleinste Detail Lösungen zu überlegen, wie ich das einzelne Pferd zum Spitzensportler machen kann. Das ist für mich wie Tüfteln.“ Da sind es dann eben auch die kleinen Erfolge, die einen immer wieder nach vorne schauen lassen, wie Krajewski erzählt: „Als ChinTonic (Chipmunks sechsjähriger Vollbruder, den sie ebenfalls ausbildet seit er dreijährig ist, Anm. d. Red.) seine erste Zwei-Sterne-Prüfung gewonnen hat, habe ich vor Glück geheult!“ Und welcher Pferdemensch könnte es nicht nachvollziehen, wenn sie sagt: „Wenn es schwierig wird, gehe ich reiten.“
In der Gesamtwertung des CCI4*-S hatte der Abwurf Krajewski und Mandy übrigens auf Rang fünf zurückfallen lassen. Dazwischen behauptete sich Evergreen Andrew Hoy, der nun seit 43 Jahren ein absoluter Weltklassereiter ist, wie er heute einmal mehr bewiesen hat mit seinem Vassily de Lassos und Dritter der Gesamtwertung wurde, ebenfalls mit seinem Dressurergebnis von 27,6 Minuspunkten. Was ihn nach dieser Zeit noch immer antreibt? „Meine erste WM-Nominierung war 1978. Seither hat der Sport sich sehr verändert. Was mich antreibt, ist der Wunsch, besser zu werden. Ich bin immer auf der Suche nach dem besten Weg.“ Er ist übrigens der Ansicht, der Sport habe sich zum besseren verändert, weil er unterhaltsamer für die Zuschauer geworden ist.
Hinter Hoy konnte sich noch die Schwedin Louise Romeike auf dem von ihrem Mann Claas übernommenen Cato vor Julia Krajewski setzen. Auch sie hatte 27,6 Minuspunkte, aber Andrew Hoy das bessere Geländeergebnis.
Hans im Glück
Bundestrainer Hans Melzer sieht seinen letzten Olympischen Spielen entgegen. Nach diesem Jahr will er sich als Trainer zurückziehen. Er wirkte ziemlich stolz auf das Team, mit dem er nach Tokio reist und das hier in Luhmühlen in allen drei Disziplinen nicht nur gute Leistungen auf dem Papier abgeliefert hat, sondern vor allem auch lehrbuchreifes Reiten. Beim Anblick seiner drei Mannschaftsreiter in der Pressekonferenz brach es spontan aus ihm heraus: „Mein Team, guck dir das mal an! Ist das nicht geil?“
Damit war alles gesagt, wenn die drei in Tokio so reiten, wie hier in Luhmühlen, werden sie es der Konkurrenz schwer machen. Melzer: „Ich wäre ein schlechter Trainer und die drei wären schlechte Reiter, wenn Doppelgold nicht das Ziel wäre. Ich habe großes Vertrauen in mein Team.“
Zu dem als vierter Mann und damit als Ersatzreiter auch noch Andreas Dibowski mit Corrida gehört (Heute Platz sieben und Vierter der DM-Wertung) sowie als erster Reservist der CCI5*-Zweite Christoph Wahler auf Carjatan und als Zweite Reservistin Anna Siemer mit Butt’s Avondale, die heute Zwölfte wurden.
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