CHIO Aachen 2018: Chipmunk und Julia Krajewski siegen, Team Deutschland nur Platz fünf

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Aachen – CHIO 2018

Julia Krajewski und Chipmunk beim CHIO Aachen 2018, wo sie souverän siegten. (© www.sportfotos-lafrentz.de)

CICO3* – Oje , oje! Da waren Licht und Finsternis dicht beieinander. Julia Krajewski gewann auf ihrem Zweitpferd Chipmunk die Dreisterne-Kurzprüfung in Aachen, aber für die deutsche Mannschaft sah es trübe aus. Das lief nichts wie geplant, es siegte das Team aus Neuseeland, für die Gastgeber blieb Rang fünf übrig.

Man muss mal wieder den alten Kalauer bemühen, dass die Vorstellung nur gelingt, wenn die Generalprobe daneben geht. Demnach hätten die deutschen Vielseitigkeitsreiter beste Chancen, ihre beiden Weltmeistertitel von 2014 zu verteidigen. Gleichwohl, der rechte Optimismus mag sich nicht einstellen, dafür passierte zu viel im deutschen Team. Auch der Siegerin Julia Krajewski.

Krajewskis Chipmunk rettet die Stimmung

Dass der Samstag für die Gastgeber doch noch versöhnlich endete, verdanken sie dem zehnjährigen Hannoveraner Chipmunk, der alles ausbügelte, was die anderen bis dahin vermasselt hatten. Nach der besten Dressur (19,70) und einem fehlerfreien Springparcours am Freitag ließ sich der Contendro I-Heraldik xx-Sohn unter Julia Krajewski im Gelände  nichts zuschulden kommen, sprang schnurstracks auch über die schmalsten Hindernisse und war haargenau so schnell wie es für den Sieg nötig war. 6,40 Zeitfehler, 16 Sekunden über der Bestzeit von 7 Minuten. Das waren am Ende 26,10 Strafpunkte und reichte gerade, um den einzigen Reiter, der das Zeitlimit einhielt, den Australier Chris Burton auf dem Oldenburger Quality Purdey v. Quality, in Schach zu halten und auf Platz zwei zu verweisen (26,70). Dritter wurde der Neuseeländer Tim Price auf Cetatinka v. King Kolibri (30,30), der in 7,06 Minuten ans Ziel kam. Die Kiwis, sogar ohne ihre Badminton– und Luhmühlen-Siegerin Jonelle Price übernahmen damit die Favoritenlast für die WM im September.

Auffällige neue Gesichter

Eines der auffallendsten Pferd der Prüfung ritt das australische Evergreen Andrew Hoy, junger Vater einer kleinen Tochter. Mit dem erst neunjährigen Vassily de Lassos v. Jaguar Mail wurde er nach ordentlicher Dressur, einem fehlerfreien Springparcours und einer sehr flotten Geländerunde in 7,03 Sekunden mit 31,70 Fehlern Vierter.

Für das deutsche Team, das nach Dressur und Springen in Führung gelegen hatte, nahm das Schicksal seinen Lauf. Andreas Dibowski hatte mit keinem seiner beiden Pferde ein glückliches Turnier, aber ihm gelangen zwei gute Geländerunden. Mit Mannschaftspferd Corrida wurde er nach mäßiger Dressur und einem kleinen Desaster am Wassergraben des Parcoursspringens am Ende mit 77,70 Strafpunkten 31., da ahnte noch niemand, dass dieses Ergebnis für das Mannschaftsresultat gebraucht werden würde. Es blieb das einzige ohne Hindernisfehler im Gelände. Mit Avedon verdarb er sich nach einer guten Dressur im Springen mit vier Springfehler alle Chancen auf einen besseren Platz. Nach einem flotten Cross blieb Platz 17 (53,40) übrig.

Das deutsche Meisterpaar, Julia Krajewski auf dem zwölfjährigen Samourai du Thot, bis dahin an zweiter Stelle nach Dressur und Springen, begann vielversprechend, aber an Hindernis 16 a war Schluss. Der Braune war nicht zu bewegen, zwischen den Flaggen über einen schmalen Buschoxer zu springen, wobei über dem dritten Versuch der Reiterin bereits der Hauch der Resignation schwebte. Der Rio-Auftritt wurde wieder lebendig. „Er hat einfach dicht gemacht“, sagte Bundestrainer Hans Melzer. Das war wohl auch die Vollbremsung vor dem Flug zur WM nach Tryon. Zum Glück für Julia Krajewski gibt es noch Chipmunk, dessen Besitzer Dr. Hilmar Meyer-Kuhlenkampff nach diesem Ritt die Freudentränen in den Augen standen. „Er ist ein ganz ehrliches Pferd“, sagt Krajewski, und was anderes kann man auf einem Championat ja auch nicht gebrauchen.

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Nicht ohne Komplikationen ging der Cross auch für den in die Mannschaft nachgerückten Kai Rüder ab. Es fing schon damit an, dass der 13-jährige Colani Sunrise nicht in die Startbox wollte, die durch einen abgesteckten „Tunnel“ zu erreichen war. „Ich konnte nicht von vorne reinreiten, wie sonst immer.“ sagte Rüder. So verlor er 40 Sekunden, bevor er losgaloppierte. Dann gab es noch einen heftigen Rumpler am zweiten Wasser, der Reiter landete auf dem Hals, das Pferd nahm Anlauf auf die Zuschauer, aber alles ging gut. Mit 74,40 Minuspunkten wurde er 28.

Europameisterin Ingrid Klimke auf Hale Bob legte ein flottes Tempo vor, Bestzeit lag in der Luft, bis zum verflixten Hindernis 16, wo „Bobby“ sich ebenfalls einen Vorbeiläufer leistete, zum Glück nur einen. Mit nur 8,4 Zeitfehlern kam Klimke trotz des ungeplanten Aufenthalts ins  Ziel, wurde am Ende mit 54,50 Punkten 19.

Zu den Lichtblicken für den Bundestrainer gehörte der Ritt von Sandra Auffarth mit dem Diamant de Semilly-Sohn Viamant de Maze, erst neun Jahre alt, mit einer riesigen Galoppade, souverän am Sprung, noch nicht auf volles Risiko geritten und am Ende mit 48,70 Punkten Zwölfte. Einen Platz davor konnte sich Bettina Hoy mit Designer und 48,10 Minuspunkten setzen.

Josefa Sommer und Hamilton v. Heraldik xx landeten als viertbeste Deutsche auf Rang 14. Nach einer nicht ganz spannungsfreien Dressur und einem Abwurf plus einem Zeitfehler im Parcours lief das Paar sicher über den Geländekurs, kassierte aber noch 12,4 Zeitfehler (49,50).

Zwei Reiter stürzten. Der britische Teamreiter Oliver Townend fiel ins Wasser, das Pferd suchte sich das nächste Hindernis – den Zaun, hinter dem an dieser Stelle glücklicherweise nur einige Zuschauer standen. Die sprangen zur Seite und der Schimmel Ballaghmor Class, Sieger in Burghley, visierte die Absperrungskordel zur Geländestrecke als nächstes an. Erst anschließend konnte er eingefangen werden. Der Franzose Thibault Fournier vermochte einen Rumpler an 12 a nicht aussitzen, aber Pferd und Reiter konnten den Kurs auf eigenen Beinen verlassen.

Nicht nur einen, sondern etwa drei Nullfehlerritte hatte sich Parcourschef Rüdiger Schwarz für das 38 Starter starke Feld ausgerechnet. Der Kurs war so konzipiert, dass man bis zur Hälfte eigentlich schneller als die Bestzeit sein musste, weil es ab da nur noch wenige Gelegenheiten gab, Zeit aufzuholen. Die Mengen strömten in die Soers an diesem sonnigen Sommersamstag, sodass das Gelände am Ende vor den letzten zehn Startern wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Wer zu spät kam, den bestrafte also auch in diesem Fall das Leben.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. Horst Müller

    Ob die Verantwortlichen des Vielseitigkeitssports wohl schon einmal überlegt haben einen Trainer einzustellen?
    Das es ohne Trainer nicht geht, sehen wir seit dem Ausscheiden von Christopher Bartle seit der EM in Strzegom im letzten Jahr.


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