CHIO Aachen: Ingrid Klimke und Hale Bob führen das deutsche Team zum Sieg

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Ingrid Klimke und Hale Bob im Aachener Gelände. (© www.toffi-images.de)

Was für ein Krimi war das heute im Aachener Gelände! Nachdem das deutsche Team einen denkbar schlechten Start erwischt hatte, schien die Führung dahin. Aber dann lief es – zumindest für die Mannschaftsreiter. Allen voran Ingrid Klimke, die damit das Triple in Aachen perfekt machen konnte.

Das war schon eine richtig große Aufgabe, die Kursdesigner Rüdiger Schwarz den Reitern heute im Gelände der Vier-Sterne-Kurzprüfung von Aachen gestellt hatte. Hoch und technisch, mit vielen Klippen und einer Zeit, die nur drei Reiter überhaupt knacken konnten. Aber diese drei waren es auch, die dann am Ende ganz oben auf dem Podium standen. Allen voran Ingrid Klimke, die dank ihrem großartig aufgelegten Hale Bob nach 2015 (mit Escada) und 2017 bereits den dritten Sieg beim CHIO Aachen feiern konnte – und damit auch großen Anteil am deutschen Sieg im Nationenpreis hatte.

Dabei hatte der Vormittag auf der Aachener Geländestrecke so begonnen, dass Rüdiger Schwarz nach der Hälfte des Feldes schon ein bisschens ins Schwitzen gekommen war, wie er bei der Pressekonferenz zugab: „Aber das Finale war dann so, wie ich es mir vorgestellt habe. Mehr Action als bei den letzten zehn Reitern geht eigentlich nicht.“

Unglücklicher Auftakt für das deutsche Team

Als erste Mannschaftsreiterin war heute die kurzfristig für Julia Krajewski nachgerückte Josefa Sommer mit Hamilton an den Start gegangen. Allerdings war der Ritt des Paares schneller wieder beendet, als das ursprünglich der Plan war. Gleich nach dem dritten Sprung verlor der 17-jährige Heraldik xx-Nachkomme eine Eisen. „Ich habe es an mir vorbeifliegen sehen, wollte dann aber eigentlich für das Team weiterreiten“, so die 36-jährige Reiterin im Anschluss. Allerdings kam Hamilton noch vor dem nächsten Hindernis ins Rutschen, galoppierte nicht mehr sicher – Sommer gab auf. Das Aus für die kommenden Europameisterschaften in Luhmühlen? „Auf keinen Fall!“, betonte Bundestrainer Hans Melzer. „Josefa hat völlig richtig entschieden. Das hatte heute nichts mit der Form zu tun, sondern war einfach Pech. Und die beiden haben dieses Jahr schon viel gewonnen, außerdem sind es noch fünf Wochen bis zu den Europameisterschaften.“ Zuletzt waren Sommer und Hamilton im CCI4*-S Wiesbaden siegreich gewesen.

Nun lag es also an den übrigen drei Teamreitern, die Führung im Nationenpreis nach Dressur und Springen zu verteidigen. Neben Ingrid Klimke waren das Michael Jung und Star Connection sowie Andreas Dibowski und Corrida. Beiden Paaren gelang eine souveräne Runde, nur einige Fehler für Zeitüberschreitung mussten auf das deutsche Mannschaftskonto hinzuaddiert werden. Jung kam mit dem ehemaligen Weltmeister der jungen Vielseitigkeitspferde, der nach langer Verletzungspause in diesem Jahr sein Comeback feiert am Ende auf 32,1 Minuspunkte, Rang sieben. Bei Andreas Dibowski und Corrida ware es letztendlich 37,7 Minuspunkte und damit der elfte Platz. Damit war die Order vom Bundestrainer („sicher ins Ziel kommen“) auf jeden Fall schon einmal erfüllt und das deutsche Team wieder im Rennen.

Chipmunk und Bobby fliegen über die Soers

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„So langsam fühle ich mich auf ihm richtig zu Hause“, sagte Michael Jung nach seinem Ritt mit Chipmunk. (© www.toffi-images.de)

Bevor es für die letzte Mannschaftsreiterin Ingrid Klimke auf die Strecke ging, waren zunächst alle Augen auf Michael Jung mit seinem zweiten Pferd Chipmunk gerichtet. Nach einem Abwurf im Springen starteten die beiden von Position vier in das Gelände. „Es war schwer heute in der Zeit zu bleiben, aber die Bedingungen in Aachen sind hervorragend. Und Chipmunk ist toll in allen drei Disziplinen, er hat alle Möglichkeiten.“ Das bewies der elfjährige Contendro I-Sohn auch heute. Eine Sekunde unter der erlaubten Zeit galoppierte er über die Ziellinie, damit blieb es bei 25,5 Minuspunkten. Bis zu den Europameisterschaften in Luhmühlen will Jung nun nur noch am Feinschliff arbeiten.

Direkt nach Jung und Chipmunk gingen Ingrid Klimke und ihr Super-Bobby auf die Strecke. Im letzten Jahr hatten die beiden einen ärgerlichen Vorbeiläufer. „Natürlich hatte ich das im Kopf und der Kurs heute war wirklich schwer. Da war höchste Konzentration erfordert. Aber ich hab Michis ersten Ritt gesehen und danach hatte ich einen Plan“, so die Reitmeisterin. „Bobby war heute sehr selbstbewusst und schon beim Abreiten bestens aufgelegt. Er war auf der Strecke so schnell, dass ich mir bei den schwierigen Aufgaben genug Zeit nehmen konnte“, strahlte sie nach ihrem Ritt. „Nach dem letzten Sprung war Bobby noch voller Energie, er ist wirklich fit – das gibt mir natürlich auch ein gutes Gefühl in Hinblick auf die Europameisterschaften.“ Mit 6:53 Minuten gelang den beiden die schnellste Runde des Tages, 24,7 Minuspunkte lautete das Endergebnis.

Hochspannung in Aachen

Da im Gelände in umgekehrter Reihenfolge gestartet wurde, lag es nun an dem Neuseeländer Tim Price und Wesko sowie der bis dato führenden Britin Laura Collett und London, ob es der dritte Sieg für Klimke in Aachen werden sollte. Für den Neuseeländer kamen nach einer ansonsten schön anzusehenden Runde Zeitstrafpunkte hinzu, so dass er auf Platz vier zurückfiel. Laura Collett hatte einen ärgerlichen Vorbeiläufer am letzten Hinderniskomplex vor dem Stadion. Damit war klar: Ingrid Klimke did it again! Hinzu kam ein großartiger zweiter Platz für Michael Jung und Chipmunk bei ihrem Aachen-Debüt.

Rang drei ging an den in Großbritannien beheimateten Australier Christopher Burton mit Quality Purdey (27,0). Das Paar war das einzige, das neben Klimke und Jung in die Zeit galoppierte. „Für mich war das der härteste Kurs, den ich hier in Aachen je geritten bin. Aber insgesamt ließ die Strecke sich gut reiten“, lautete sein Fazit. Einmal mehr toll anzusehen war auch der Ritt von Burtons Landsmann Andrew Hoy mit Vassily de Lassos, die nur drei Sekunden über der erlaubten Zeit ins Ziel kam und Fünfter wurde.

Und auch im Nationenpreis brillierten die Deutschen nach ihrem enttäuschenden Platz fünf im letzten Jahr. Mit 94,5 Zählern setzte sich das Team von Hans Melzer gegen die Neuseeländer (102,7) und die Australier (112,4) durch. „Wir hatten wirklich Glück, dass wir heute gewonnen haben. Rüdiger Schwarz hat viele Änderungen auf der Strecke vorgenommen. Besonders der letzte Hinderniskomplex vor dem Stadion war wie ein ,Filter-Sprung‘, auch das erste Wasser war sehr schwierig“, resümierte der Bundestrainer.

Das verflixte Hindernis 15a

Ein „bisschen traurig“ war Melzer hingegen über das Abschneiden der übrigen deutschen Reiter. Als erstes deutsches Paar kamen Anna Siemer und Butts Avondale nach einem Vorbeiläufer an Hindernis 15a und 27,2 Zeitfehlern auf insgesamt 80,2 Minuspunkte, Rang 29. An genau dem gleichen Hindernis war die Reise für Dirk Schrade und Unteam de la Cense ganz vorbei. Erst wischte der elfjährige Selle Francais links an dem schmalen Element vorbei, beim zweiten Versuch schien dann der Rhythmus ganz verloren. Schrade gab auf. „Die Aufgabe war für das Pferd schwer zu erkennen, Dirk kam auch zunächst ziemlich schnell zum Hindernis“, lautete die Begründung von Melzer. Tatsächlich stand der Sprung 15a inmitten eines Fahrhindernisses, die Pferde sahen quasi überall Holz.

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Auch Frank Ostholt und Jum Jum hatten an 15a Probleme, mussten 20 Minuspunkte für einen Vorbeiwischer zu den 31,5 Minuspunkten aus der Dressur und zwei Abwürfen im Springen hinzuaddieren. Noch einmal 20 Minuspunkte gab es für das Überschreiten der Zeit – insgesamt 79,5 Minuspunkte, Platz 28.

Schreckmoment für Peter Thomsen

Zum Glück glimpflich verlief ein ziemlich spektakulär aussehender Sturz von Peter Thomsen. Sein mächtig galoppierender Schimmel Casino verkannte die Aufgabe im Wasser, sprang über den falschen Teil der Ecke und damit direkt in die Seile hinein, die das angrenzende Fahrerhinderniss absperrten. Reiter und Pferd blieben aber unverletzt.

Eben dieses Wasserhinderniss war es allerdings, das vielen Reiten Kopfzerbrechen bereitete. Nach einem an sich schon ziemlich hohen Einsprung ins Wasser ging es unter der Brücke für die Fahrer durch, scharf um die Kurve und dann direkt über die Ecke. „Hier war die Linienführung sehr wichtig. Wer die Wendung zu groß geritten ist, hat seinem Pferd keine Chance gelassen, die Aufgabe richtig zu sehen“, erklärte Melzer. An gleicher Stelle stürzte später auch der US-Amerikaner Phillip Dutton mit Z.

Sandra Auffarth und Nachwuchshoffnung Viamant du Matz kamen heute nicht über Rang 32 hinaus. Nach zwei Hindernisfehlern im Gelände und etlichen Zeitfehlern hatte das Paar 109,0 Minuspunkte insgesamt. Ein Lichtblick war hingegen die Runde von Kai Rüder und Colani Sunrise, der seit den Weltmeisterschaften in Tryon (USA) noch einmal an Form gewonnen zu haben scheint. Ohne Probleme im Gelände, aber eine halbe Minute über der Zeit, belegten die beiden Platz zehn mit 36,9 Minuspunkten.

Alle Ergebnisse aus Aachen finden Sie hier.

 

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