EM Blair Castle: Deutsche Reiter greifen nach dem Titel

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Augen zu und durch musste das Motto am Cross Country Tag der Europameisterschaften 2015 lauten. Michael Jung und Tacinou haben das mit Bravour geschafft und sind nun in Führung.

Mit souveränem Abstand  führen die deutschen Vielseitigkeitsreiter (122,7 Minuspunkte) bei der Europameisterschaft in Blair nach dem Gelände vor den Briten (169,3) und Franzosen (179,7).

In der Einzelwertung liegt Michael Jung auf Tacinou mit 33,50 Minuspunkten weit an der Spitze vor Sandra Auffarth auf Opgun Louvo (42,6) und der britischen Einzelreiterin Izzy Tailor auf Matilda (44,0). Allerdings wird die Zeit von Sandra Auffahrt noch nachgerechnet. Sie wurde auf der Strecke angehalten und es steht noch nicht fest, ob die Strafpunkte sich nicht nochmal ändern.

Dirk Schrade und Hop and Skip ohne Probleme an einem der Sorgen-Hindernisse, der Palisade mit trockenem Graben davor und nicht einzusehender Landestelle. Foto: von Hardenberg

Dirk Schrade und Hop and Skip ohne Probleme an einem der Sorgen-Hindernisse, der Palisade mit trockenem Graben davor und nicht einzusehender Landestelle. Foto: von Hardenberg

Bereits der erste deutsche Teamreiter, Dirk Schrade auf Hop and Skip, meisterte den knapp 6000 Meter langen Cross Country-Kurs der Europameisterschaft in Blair Castle mit Bravour in 10:26 Minuten, 13 Sekunden über der Bestzeit von 10:13 Minuten. „Der Kurs lässt sich reiten wie erwartet“, sagte Schrade nach seinem Ritt. „Ein richtiger altmodischer Cross Country Kurs, schwer, viel zu springen, nicht sehr technisch.“ Die Hindernisse seien problemloser als erwartet, („Die Pferde gucken null“), aber der Boden sei durch den heftigen Landregen, der pünktlich zu Prüfungsbeginn eingesetzt hatte, sehr rutschig. „Vor allem bergab“, sagte Schrade. „So ist mein Pferd noch nie gerutscht.“ Hop and Skip hatte an Sprung 17 vorn links ein Eisen verloren, an den beiden Wasserhindernissen 9 und 19 gab es jeweils einen haarigen Moment, aber alles andere lief glatt. Schrade nahm alle Hindernisse auf dem direkten Weg. „Es hat wirklich Spaß gemacht“, sagte er, „mein Pferd hat seine ganze Klasse gezeigt.“ Schrade liegt mit 48,3 Minuspunkte vorläufig auf Platz acht, das ist das Streichergebnis des deutschen Teams. Aber selbst mit diesem Ergebnis mal drei wären die Deutschen noch weit in Führung.

Er kann's einfach mit jedem Pferd: Michael Jung und sein erst achtjähriger Anglo-Araber Tacinou. Foto: von Hardenberg

Er kann’s einfach mit jedem Pferd: Michael Jung und sein erst achtjähriger Anglo-Araber Tacinou. Foto: von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

In 10,02 Sekunden, elf Sekunden schneller als nötig, absolvierte der zweite deutsche Mannschaftsreiter Michael Jung auf dem jüngsten Pferd des Feldes, dem achtjährigen französischen Angloaraber Takinou, die 29 Hindernisse, jedes von ihnen eine besondere Aufgabe, aber alles in allem reitbar. Eine zusätzliche Schwierigkeit, die im Laufe des Tages immer mehr zunahm, war der gnadenlose Landregen, durchsetzt von einzelnen Sturmböen, der den lehmigen Boden erst glitschig, dann tief werden ließ. Aber Takinou zog seine Bahn, unbeirrt mit seiner unaufwändigen Galoppade, sprang alle Hindernisse auf dem kürzesten Weg. In der Mitte der Strecke noch etwas hinter der Zeit, warf er auf der Ebene am Schluss buchstäblich den Turbo rein, legte nochmal zu, in seinem eigenen Tempo, unterstützt, aber nicht getrieben von seinem Reiter, der zu jeder Zeit perfekt im Gleichgewicht sitzend, dem Pferd alle Chancen gab, die Strecke zu meistern. „Tacinou hat viel Blut und ich wusste, dass er schnell ist, dass er aber noch so angreift am Schluss, das hat mich auch überrascht.“ Es war erst die zweite lange Dreisterne-Prüfung für Takinou. Der rutschige Boden machte auch ihm zu schaffen, aber auf Anraten des ersten Reiters Dirk Schrade hatte Jung vor dem Ritt vorne nochmal längere Stollen eingedreht.

Die Doppel-Weltmeister im Kampf mit den Elementen ... Foto: von Hardenberg

Die Doppel-Weltmeister im Kampf mit den Elementen … Foto: von Hardenberg

Nach der Dressur in Führung liegend, musste Sandra Auffarth auf Opgun Louvo nach einer flotten, aber nicht pfeilschnellen Runde die Führung an Michael Jung abgeben. Zu keiner Zeit hatte die Weltmeisterin mit dem 13-jährigen Franzosen ein Problem mit den Hindernissen, wohl aber mit der immer glitschiger werdenden Strecke, die sie wiederholt das Tempo etwas zurücknehmen ließ. Hinzu kam ein Zwangshalt auf der Strecke, weil ein Hindernis repariert werden musste, bei dem die Sicherheitspins gebrochen waren. „Ich war froh, dass mein Pferd bei dem Stop so ruhig geblieben ist“, sagte Sandra Auffarth nach ihrem Ritt. „Ich bin noch nie angehalten worden, das war eine neue Erfahrung für mich.“ Ansonsten habe ihr der Kurs „Superspaß“ gemacht. „Mein Pferd war der Hammer“, sagte sie. Wie viel Zeit sie genau benötigt hat für die knapp 6000 Meter lange Strecke, stand auch eine Stunde nach dem Ritt noch nicht endgültig fest. Vorläufig wurde von 10:41 Minuten ausgegangen, was am Ende 11,2 Zeitfehler bedeutete und mit insgesamt 42,60, und Rang zwei hinter Michael Jung (33,50). „Aber ich hatte das Gefühl, mein Ritt war schneller. Ich reite nicht das erste Mal und ich habe da ein ganz gutes Gefühl dafür“, sagte sie.

Wasser von oben und von unten scheint wenigstens Ingrid Klimkes Hale Bob in keinster Weise die Laune verdorben zu haben, wenn man ihm ins Gesicht schaut! Foto: von Hardenberg

Wasser von oben und von unten scheint wenigstens Ingrid Klimkes Hale Bob in keinster Weise die Laune verdorben zu haben, wenn man ihm ins Gesicht schaut! Foto: von Hardenberg

Als Ingrid Klimke als letzte deutsche Reiterin auf die Strecke ging, war der Boden schon so tief, dass die Zeit nicht mehr einzuhalten war. „Ich bin einfach nach Gefühl geritten“, sagte sie. Am Ende war sie mit 46,60 Minuspunkten Achte der Zwischenwertung, davon 8,80 Fehler für Zeitüberschreitung. Der elfjährige Hale Bob wirkte sicher bis auf einen kleinen Angstmoment am Coffin. Wie alle deutschen Mannschaftsreiter ging Klinke an allen Hindernissen den direkten Weg. „Ich habe Bobby einfach sein Tempo wählen lassen, habe ihn nicht angetrieben.“ Er sei am Ziel noch total frisch gewesen.

Zwei der Regenopfer waren Bettina Hoy und Designer. Foto: von Hardenberg

Zwei der Regenopfer waren Bettina Hoy und Designer. Foto: von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Mit 20 Strafpunkten auf dem Konto und insgesamt 89,10 Strafpunkten, zur Zeit Platz 38, endete der Cross für Einzelreiterin Bettina Hoy enttäuschend. Das Missgeschick passierte an einer doppelten Ecke auf dem Turnierplatz, bis dahin war der elfjährige Designer gut und sicher gesprungen und flott galoppiert. „Danach habe ich das Risiko heruntergefahren und am Wasser den längeren Weg genommen“, so Hoy. Einen gefährlichen Moment gab es noch am Coffin, als Bettina Hoy nach einem unbequemen Satz von Designer fast vom Pferd katapultiert wurde und Mühe hatte, in den glitschigen Sattel zurück zu finden. Auch die Zügel wurden immer rutschiger.

Der zweite deutsche Einzelreiter, Peter Thomsen auf Barny, konnte mit einer sicheren Runde, stets auf dem direkten Weg, überzeugen. 57,70 Punkte standen am Ende auf seinem Konto, einschließlich 10,40 Punkte für Zeitüberschreitung, das ist vorläufig Platz 12. „Mein Pferd hat eine Superrunde hingelegt und Stehvermögen vor alle auf dem letzten Stück bewiesen.“

Aufgrund des zunehmend tiefer werden Bodens wurde Sprung 22, ein Tiefsprung, herausgenommen, nachdem drei Reiter hintereinander dort gestürzt und haltlos den Abhang heruntergerutscht waren. Insgesamt war Parcourschef Ian Stark zufrieden mit dem Ergebnis: „Einige promenten Namen scheiterten, aber einige No Names kamen gut durch.“ Nur drei Reiter blieben in der erlaubten Zeit, Michael Jung, Izzy Tailor und die britische Einzelreiterin Gemma Tattersall mit Arctic Soul. Die alle ritten in der ersten Hälfte des 65-Reiter starken Feldes, als der Boden noch besser war als in der zweiten. 45 Reiter beendeten den Kurs, 19 schieden aus oder gaben auf. 14 Stürze wurden gezählt, drei vonPferden, elf von Reitern. Sie alle verliefen nach Auskunft der Turnierleitung glimpflich.cheap air jordan 1 mid | cheap air jordan 1 blue

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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