Nach einem Geländekurs, der sich am Ende besser reiten ließ, als mancher befürchtet hatte, aber doch championatswürdige Leistungen forderte, dominieren britische und deutsche Reiter die ersten acht Plätze des Zwischenklassements bei den Europameisterschaften der Vielseitigkeitsreiter in Avenches.
Ingrid Klimke auf dem 17-jährigen Hale Bob (21,4) musste nach 1,2 Zeitfehlern die Zwischenführung bei den Europameisterschaften in Avenches an die Britin Nicola Wilson auf Dublin (20,9) abgeben. Auf Rang drei liegt der Franzose Maxime Livio auf Api du Libaire (22,5).
Sieben der 67 Reiter blieben in der erlaubten Zeit von 10:07 Minuten. Schnellster des Tages war mit 9:56 Minuten der deutsche Mannschaftsreiter Michael Jung auf Wild Wave, der mit seinem Dressurergebnis von 23,9 Punkten vorläufig auf Platz sechs liegt.
Anna Siemer mit Butts Avondale konnte sich nach einer flotten Runde mit nur 1,6 Zeitfehlern vom 38. auf den 15. Rang vorarbeiten. Das Streichergebnis lieferte Andreas Dibowski auf Corrida, mit 15,2 Zeitfehlern auf Rang 30. Die Spitze liegt dicht beisammen: Zwischen dem 1. und 7. Rang liegen weniger als ein Springfehler.
Die Briten führen weiter die Mannschaftswertung mit 69,1 Punkten an , vor den Deutschen mit 78,4 Punkten und den Franzosen (96,8), gefolgt von der Schweiz (106,5) und Irland (109,4).
Christoph Wahler
Mit einer glänzenden Geländerunde setzte sich Einzelreiter Christoph Wahler auf Carjatan v. Clearway auf Platz acht und hat damit die Erwartungen mehr als erfüllt. Der zwölfjährige Holsteiner galoppierte frisch bis zum letzten Hindernis, nur zwei Sekunden über der Zeit. „Die zwei Sekunden ärgern mich, weil mein Pferd sie nicht verdient hat. Ich habe, aus der Wendung kommend, einfach zweimal zu viel gezogen. Bis dahin war es mir gelungen, ihn in seinem Rhythmus gehen zu lassen. Er hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, wenn ich jetzt keinen Fehler mache, dann macht er auch keinen.“
Zum Kurs sagte Wahler, der Zweitplatzierte des CCI5* Luhmühlen im Sommer: „Das war richtig Arbeit. Es gab keine zwei Minuten, wo man das Pferd einfach laufen lassen konnte. Für einen Vollblüter, der schnell auf den Füßen ist, war es ein schöner Kurs, für mein Pferd war es harte Arbeit. Er hat das super angenommen, war die ganze Zeit bei mir.“ Wahler war einer der wenigen Reiter, der auch Hindernis 6/7, eine Hecke mit sehr schräg versetzter folgender Ecke, auf direktem Weg nahm.
Dirk Schrade
Nicht so glücklich lief es für den anderen deutschen Einzelreiter, Dirk Schrade auf dem elfjährigen Casino v. Casillas (Holst.) . Nach einer Verweigerung gleich an Sprung 4 C , die schräg bergauf versetzte Buschhecke hinter dem Coffin – man hatte den Eindruck, das Pferd wusste nicht so recht, wo es hin sollte – schaltete der Reiter im Tempo runter und nutzte den Kurs als Trainingsrunde. Am Ende standen 74,1 Minuspunkte zu Buche, Platz 30.
„Ich bin natürlich enttäuscht, aber trotzdem zufrieden mit Casino, er kann alle Aufgaben bewältigen, das hat er heute gezeigt. Ich fing sehr forsch an, habe zu den ersten drei Sprüngen immer einen Galoppsprung weniger gemacht, kam auch super über das Coffin, kam dann aber zu weit nach rechts, da war der Spring 1,50, 1,60 Meter hoch. Da hätte ich mir einfach mehr Zeit nehmen müssen. Danach war alles easy, er wackelte an keinem Sprung.“
Anna Siemer
Als erste Deutsche oblag es Anna Siemer auf der 14-jährigen Avondale v. Nobre xx (Hann.), mit einer sicheren Runde für einen guten Team-Auftakt zu sorgen. Das gelang ihr bei ihrer Premiere als Championats-Teamreiterin überzeugend. „Es waren wirklich sehr viele Wendungen“, beschreibt sie den Kurs, „aber wenn man wie ich ein Pferd hat, das eine leichte Verbindung hält und nicht auf die Hand geht, ist das natürlich von Vorteil. Die Stute ließ sich gut wenden, nach rechts, nach links, den Rest galoppierte sie so weg.“
Der wechselnde Boden, zwischen Gras- und Sandbahn, habe ihrem Pferd nichts ausgemacht. „Vielleicht auch weil sie leichter ist als andere Pferde,“ sagt Siemer. Es macht ja einen Unterschied, ob da 400 Kilo oder 600 Kilo angeflogen kommen.“
Avondale, die mehr als 90 Prozent Vollblut führt, startete mit GPS und einem Messgurt, der ständig ihre Werte in ein vom deutschen Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR) betreutes Forschungsprojekt einspeist.
Andreas Dibowski
Nicht zufrieden konnte der zweite deutscher Mannschaftsreiter Andreas Dibowski sein. Die zwölfjährige Contendro-Tochter Corrida (Hann.) pullte zunächst los und arbeitete sich quasi an sich selbst ab.
„Sie war schon sehr stark und dann verliert man halt an jedem Sprung ein, zwei Sekunden“, sagte Dibowski nach seinem Ritt. „Der Kurs war sehr technisch, man musste die einzelnen Sprünge vorbereiten und dabei lief mir die Zeit weg, vor allem im letzten Drittel, wo die Hindernisse nochmal Schlag auf Schlag kamen. Bis dahin war ich noch ganz gut in der Zeit.“ Am Ende schien bei Reiter und Pferd die Luft raus.
Michael Jung
Die beiden letzten Teamreiter mussten es nun richten, wenn die Deutschen weiter um die Medaillen mitspielen wollten. Der dreifache Olympiasieger Michael Jung enttäuschte nicht. Er ließ den Kurs mal wieder wie einen A-Geländeritt aussehen, und das elf Sekunden unter der Bestzeit, obwohl Jung an zwei Hindernissen den längeren Weg wählte, an 6/7 und an 24, als er einen längeren Anrittweg zum „Schweizerhaus“ nahm.
Wildwave v. Waterdance xx flog über die Sprünge, immer die Nase vor, womit er die Chance bekam, den Sprung früh zu erkennen und einzuschätzen – das ist wohl eines der Geheimnisse des Ausnahmereiters Jung.
Der neunjährige Holsteiner hat damit sein Image für zukünftige Championate weiter gefestigt. „Natürlich bin ich sehr sehr glücklich“, sagte Jung nach seinem Ritt. „Mein Pferd hat alles gezeigt, was es kann, er kann galoppieren, er ist schnell, er ist geschickt, und sehr clever. Er ist ja sehr groß, über 1,73 Meter, aber er hat Blut und Ausdauer und hätte am Ende noch drei, vier Minuten länger laufen können. Ich freue mich auf die Zukunft.“
Ingrid Klimke
An Titelverteidigerin Ingrid Klimke auf Hale Bob war es nun, nicht nur das Teamergebnis abzusichern sondern auch ihre Führung nach der Dressur. Das gelang ihr fast. Trotzdem schwärmte sie wie gewohnt von ihrem Pferd: „Es lief super, er zog vor allem am Anfang seinen Strich, ich war auch gut in der Zeit, im Mittelteil mit den vielen kleinen Buckeln lief sie mir etwas weg, dann nahm ich bei Sprung 24 den längeren Weg, das konnte ich dann nicht mehr einholen. Es war wie im Stechen. Aber Bobby war bis zuletzt frisch. Über drei Sekunden will ich mich wirklich nicht ärgern.“
Ingrid Klimke empfand den Wechsel von Grasbahn auf Sand und wieder zurück als schwierig, zwei Pferde waren ja auch auf der Flachen ausgerutscht.
Kursdesigner zufrieden
58 von 67 Pferden beendeten den Cross. Am Ende standen 20 Verweigerungen verteilt über die Strecke, drei Stürze, davon zwei auf der Flachen, und ein Reitersturz zu Buche. Fünfmal wurde das MIM-Sicherheitssystem ausgelöst, zwei Reiter mussten ausscheiden, weil sie einen Sprung ausgelassen hatten. Parcoursaufbauer Mike Etherington-Smith, der zusammen mit Martin Plewa den Kurs gestaltet hatte, war nicht nur mit dem Ergebnis zufrieden, sondern lobte auch den Veranstalter, der in nur wenigen Monaten Vorbereitungszeit seine ersten lange Viersterne-Prüfung quasi aus dem Boden gestampft hatte.
Sonntag um 9 Uhr stellen sich die Pferde zum Vetcheck, das Springen startet um 11 Uhr.
Zeitplan und Ergebnisse finden Sie auch hier. nike air jordan 1 low outlet | cheapest air jordans 1
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