Die deutschen Vielseitigkeitsreiter durften heute erstmals im Olympiastadion von Versailles trainieren. Die Pferde machten allesamt einen guten Eindruck. Und das Reiten war wunderbar anzuschauen.
Die Sonne kämpfte sich pünktlich durch den leicht bewölkten Himmel als die Vielseitigkeitsreiter ins Olympiastadion von Versailles kamen. Die Equipe hat die ungeliebte Startnummer eins gelost, damit mussten Julia Krajewski, Michael Jung, Christoph Wahler und Reservist Calvin Böckmann heute auch als erste ins Stadion. Um 9 Uhr durfte das Team samt Betreuungstross in die Arena. Die Kulisse ist atemberaubend. Das Schloss von Versailles ist tatsächlich hinter der offenen Stadionsseite viel besser zu erkennen als es die Computersimulationen hatten erwarten lassen.
An drei Seiten steigen die Tribünenränge buchstäblich in den Himmel. 16.000 Zuschauer finden im Olympiastadion von Versailles Platz. Zur Dressur der Vielseitigkeitsreiter wird es mutmaßlich noch nicht komplett ausverkauft sein. Die Gewöhnung der Pferde an die Stadionatmosphäre, im internationalen Sprech mit dem Zungenbrecher „Familiarization“ definiert, war streng getaktet. Zunächst durfte nur außen um das Viereck herum geritten werden. Dort sind mit Rasenstücken Muster gelegt, die an den Barockgarten direkt vor dem Schloss von Versailles erinnern. Blumenarrangements in den französischen Nationalfarben blau, weiß und rot geben noch Farbtupfer.
Entspannte Pferde und Vielseitigkeitsreiter im Olympiastadion Versailles
Die vierköpfige Equipe, das Team und Ersatzreiter Calvin Böckmann, der nach dem Aus von Sandra Auffarth und Viamant du Matz nachgerückt ist, verfolgten alle ganz individuelle Konzepte. Am auffälligsten war das bei Michael Jung, der sich nicht die glänzenden Hartschaftstiefel, sondern die weichen Springstiefel angezogen hat. Und der deutsche Meister Chipmunk war auch mit Spring- und nicht mit Dressursattel unterwegs. Unabhängig von der Bügellänge gab es aber doch einen gemeinsamen Nenner: Ruhe, Zufriedenheit und Losgelassenheit. Das galt für Michi, der manchmal den Allerwertesten aus dem Sattel nahm und auch mal im leichten Sitz eine lange Seite etwas frischer galoppierte. Aber auch die anderen sorgten für Wohlfühl-Atmosphäre.
Entspannt und konzentriert
Mit langem Hals arbeitete Christoph Wahler seinen Holsteiner Carjatan, Übergänge, Tempo-Unterschiede, Schulterherein auf dem zweiten Hufschlag (übrigens ein Thema in der aktuellen St.GEORG-Ausgabe). Später dann geschmeidige Seitengänge mit variierender Halseinstellung.
Julia Krajewski arbeitet viel an der Geradestellung ihres Holsteiners Nickel. Der Numero Uno-Sohn wurde viel auf gebogenen Linien immer wieder auch in Außenstellung geritten. Immer besser trug das Hinterbein, immer freier wurde die Schulter. Der Braune würde sich zweifelsohne auch gut in der Spezialdisziplin Dressur machen, aber bei seinem vielseitigen Talent wäre das ja so etwas wie eine Verschwendung.
Reservist Calvin Böckmann ritt Ausschnitte aus der Aufgabe. Auch er arbeitete an der Versammlung, beispielsweise mit wiederholten Reprisen im Außengalopp. Nach 15 Minuten durften die Vielseitigkeitsreiter dann im Olympiastadion auch ins Viereck. Parallel kamen dann die australischen Reiter und nutzten schon mal den „Außenbereich“.
Alle zufrieden
Am Ende sah man nur zufriedene Gesichter beim „Fußvolk“ der deutschen Equipe, bei Dressurtrainerin Anne-Kathrin Pohlmeier, Bundestrainer Peter Thomsen, dem Cross Country-Coach Rodolphe Scherer genauso wie bei den Pflegerinnen und Equipechef Prof. Dr. Jens Adolphsen und Mannschafts-Tierarzt Dr. Matthias Niederhofer.
Morgen wird es ernst. Die erste Verfassungsprüfung, für viele schon die erste von fünf Prüfungen (der Vet-Check vorm Springen ist die fünfte), ist der offizielle Auftakt für die deutschen Vielseitigkeitsreiter, die hoffen, im Olympiastadion am Montag nach dem letzten Springen noch einmal galoppieren zu dürfen.
Dann hoffentlich dekoriert.
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