Der Entscheidungstag in Badminton. Im letzten Jahr waren Ros Canter und Lordships Graffalo noch Zweite, diesmal sprangen sie an die Spitze. Aber es gibt nicht nur positive Nachrichten. Eine Zusammenfassung der Ereignisse und ein Fazit.
Es regnete wie schon die Tage zuvor „ Cats and Dogs“, Katzen und Hunde, wie der Brite sagt, als der Herzog von Beaufort der Siegerin des CCI5*, Rosalind Canter die Trophäe überreichte. Es handelt sich um drei silberne Pferde, die die drei Disziplinen des Eventing symbolisieren sollen. Die 37-jährige gewann auf dem elfjährigen Grafenstolz-Sohn Lordships Graffalo, genannt Walter, mit 35,3 Minuspunkten und fast vier Springfehlern Vorsprung. Zweiter wurde der 39-jährige Oliver Townend auf dem 16-jährigen Iren Ballaghmor Class (50,3). Der bis dahin an zweiter Stelle liegende Ire Austin O ’Connor, der mit dem 14-jährigen Colorado Blue v. Jaguar Mail im Springen noch zwei Abwürfe kassierte, wurde Dritter (51,9).
Die einzige deutsche Starterin Anna-Katharina Vogel war bereits im Gelände nach einem Sturz an Sprung 16 ausgeschieden.
Wie erst Montag bekannt wurde, hat ein Pferd das Fünfsterne-Turnier nicht überlebt. Der 13-jährige Carthago, geritten von Fiona Kashel (GBR), wurde nach einem Sturz an Sprung 24 in einer Tierklinik eingeschläfert.
Im Detail
Ros Canter, die Weltmeisterin von 2018, hatte bereits in der Dressur die Führung übernommen, die sie nicht mehr hergab. Sie kam im Gelände mit der zweitschnellsten Zeit nach Hause und musste im Parcours lediglich 1,6 Zeitfehler hinnehmen, die sie sich aber locker leisten konnte. Es war der erste Sieg in Badminton für die zierliche Reiterin, deren Fliegengewicht der stabile Graffalo wohl kaum spürte. Wie im Gelände ritt sie auch im Parcours jeden Sprung konzentriert an, überließ nichts dem Zufall, angefangen von der akribischen Vorbereitung bis hin zum sauber attackierten letzten Parcourshindernis.
Oliver Townend konnte sich trotz eines Abwurfs auf Platz zwei vorarbeiten. Mit seinem anderen Pferd Swallow Springs, das er im Gelände als erstes gestartet hatte, war er von der Ground Jury aus der Prüfung genommen worden, weil der Schimmel völlig erschöpft war und aus den Reihen des Publikums schon vor dem See der Ruf „Stop him“ („Haltet ihn an“) zu hören war.
Als erster Ire seit 40 Jahren gelang Austin O’Connor der Sprung auf Podium. Er lieferte die schnellste Geländerunde ab mit nur 10,8 Zeitfehlern. Sein Schwachpunkt war auch diesmal die Dressur.
Nur zwei Null-Fehler-Ritte
Nachdem alle 30 Pferde, die noch im Rennen waren, auch die morgendliche Verfassungsprüfung passierten, ohne dass eines von ihnen in die Holding Box musste, war das Springen ein echter Test, der etliche Hoffnungen noch pulverisierte. Nur zwei Reitern gelang ein makelloser Nullfehler-Ritt, ohne Abwürfe und Zeitüberschreitungen.
Einer davon war der Olympia-Zweite von Tokio, Tom McEwen auf dem 16-jährigen Diamant des Semilly-Sohn Toledo de Kerser, der bereits im Gelände mit einer sicheren Runde brilliert hatte. Der Braune zog seine Bahn wie an der Schnur gezogen, mit kraftvoller Galoppade, souverän an den Sprüngen.
Nicht überraschend war am Ende Platz fünf für den 30-jährigen Tom Jackson auf dem zwölfjährigen Schimmel Capels Hollow Drift ebenfalls mit einem makellosen Parcours. Der dreifache Medaillengewinner bei Nachwuchschampionaten wurde seinem Ruf als sicherer Springreiter gerecht.
Mit drei Abwürfen verdarb erneut der 13-jährige Holsteiner Vitali v. Contender-Heraldik xx seinem Reiter Tim Price (Neuseeland) einen besseren Platz, aus Platz vier wurde Rang sieben.
Fazit
Viele hervorragende Ritte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht alle Reiter der Schwierigkeit des britischen Fünfsterne-Klassikers gewachsen waren. Aber elf Reiter gaben vorzeitig auf, sechs gingen gar nicht erst an den Start angesichts des erst nassen, dann klebrigen Bodens. Vielen Pferden war im Laufe des circa 6700 Meter langen Kurses die Anstrengung anzusehen.
Dass es wieder am Ende ein totes Pferd gab, ist mehr als eine Fußnote, auch wenn der Unfall als solche behandelt wurde. Der 13-jährige irische Wallach Carthago, der im vergangenen Jahr in Luhmühlen Siebter geworden war, stürzte unglücklich an Sprung 26, einer Busch-Ecke im letzten Drittel der Strecke. Er konnte noch auf eigenen Beinen in den Anhänger gehen, der ihn in eine Tierklinik brachte. Dort entschieden sich die Besitzer aufgrund der schweren Beinverletzung, das Pferd einzuschläfern. Gebrochen war nichts. Die Prüfung wurde für ca 15 Minuten unterbrochen, mehrere Reiter mussten angehalten werden.
Die Statistik zeigt 15 Stürze auf, sechsmal ging das Pferd zu Boden, neunmal der Reiter. Das ist eindeutig zu viel. Dreimal wurden die MIM -Sicherheitsclips ausgelöst und damit womöglich weitere Stürze verhindert. Kein Reiter kam der Bestzeit auch nur nahe, die meisten waren eine halbe bis eine ganze Minute langsamer, was immerhin dafür spricht, dass viele Reiter zumindest innerlich „die Uhr weggeschmissen“ hatten, um die Schlammschlacht zu überstehen.
Auch am Montag – das Springen war wegen der Krönung von Charles III. um einen Tag verschoben worden – schob sich eine unabsehbare Menge von Menschen durch die knöcheltief vermatschten Wege zwischen den Verkaufsständen. Und erteilten der Welt, wie schon bei der Königskrönung zwei Tage zuvor, die bekannte Lektion: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.
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