Frankreich gewinnt Vielseitigkeits-Nationenpreis CCI4*-S Jardy, Calvin Böckmann Zehnter

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Maxime Livio im CCIO4*-S. 2023 Jardy (© FEI/Libby Law Photography)

Mit einer Top Ten-Platzierung haben Calvin Böckmann und The Phantom of the Opera das CCI4*-S, gleichzeitig Nationenpreis, im französischen Jardy beendet. Frankreich siegte im Nationenpreis vor den Belgiern, die noch von einer Olympiaqualifikation träumen können. Das deutsche Team war nicht nur wegen des Unfalls von Nadine Marzahls Stute Valentine nicht mehr in der Wertung.

Doppelsieg der Gastgeber in Jardy und Triumph der französischen Equipe im Nationenpreis von Jardy. Beim CCIO4*-S westlich von Paris hat lag der Franzose Maxim Livio mit dem Wallach Api du Libaire bereits nach der Dressur in Führung. Seinem Dressurergebnis (27,4) fügte er lediglich einen Abwurf im abschließenden Parcours hinzu. Livio, derzeit der beste Franzose in der Weltrangliste Vielseitigkeit, gelang eine von drei fehlerfreien Runden ohne Zeitfehler auf der Geländestrecke.

Olympiadesigner in Jardy

Parcourschef Pierre Michelet, der bereits den WM-Kurs 2014 in Haras du Pin und auch die Geländestrecke der Olympischen Spiele von Rio gebaut hat, hatte sich für einen technisch anspruchsvollen Aufbau entschieden. „So ungefähr 40 Sprünge in 6:38 Minuten, das ist schon tough“, sagte Livios Mannschaftskollege Camile Lejeune im Ziel.

Camille Lejeune und Damedecoeur Tardonne (34,5) hatten im Gelände beinahe die Idealzeit einhalten können und sich so von Platz 32 nach der Dressur vor dem Springen auf dem sechsten Platz vorgearbeitet. Hier blieben alle Stangen liegen und der Franzose profitierte von den Springfehlern der anderen. Immerhin sieben der 53 im Springen angetretenen Paare schafften allerdings eine Nullrunde. Dazu kamen noch einige Kombinationen, für die ein paar Zeitfehler notiert werden mussten.

Einen der sieben „Nuller“ lieferte die Schweizerin Nadja Minder mit Toblerone (35,0), die Dritte wurden. Knapp dahinter rangierte Lara de Liederkerke-Meier mit Hermione D’Arville (35,3) als Beste des belgischen Teams, das den Nationenpreis auf Platz zwei beendete. Für die Belgier, Cyril Gavrilovic und Elmundo de Gasco wurden Fünfte (35,4), ist es wichtig, in der Nationenpreis-Gesamtwertung gut zu sein. Auf diesem Weg könnte sich noch eine belgische Mannschaft am Ende der Saison, der Klassiker in Boekelo ist Anfang Oktober die Schlussetappe, für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren.

70 Prozent beenden die Geländestrecke

79 Reiter/Pferd-Kombinationen waren in der Dressur an den Start gegangen. 56 Paare kamen im Cross ins Ziel, 16 mussten ausscheiden, fünf gaben im Gelände auf und zwei waren nicht angetreten. Dazu kamen zwei Pferde, die zur sonntäglichen Verfassungsprüfung nicht mehr vorgestellt wurden – darunter Antonia Baumgarts Lamango – und eines, das das erhoffte „accepted“ nicht zu hören bekam.

Zu den Kombinationen mit dem Vermerk „RT XC“, also retired, aufgegeben, im Gelände, zählten auch Nadine Marzahl und Valentine. Vor Hindernis 18, „le Burghley“ gab es eine längere Gerade auf der linken Hand zu galoppieren. Hier zog sich die Hannoveraner Stute, Vierte der Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen in diesem Jahr, einen Trümmerbruch auf offener Strecke zu. Die behandelnden Tierärzte sahen keine Chance mehr für die 16-jährige Valentino-Tochter. Noch vor Ort wurde die ehemalige Vize-Bundeschampionesse eingeschläfert, um ihr Leid zu beenden.

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Calvin Böckmann lag nach dem Gelände auf Platz vier mit 32,4 Minuspunkten. Der Holsteiner The Phantom of the Opera war sechs Sekunden über der Idealzeit im Ziel angekommen. Im Springparcours unterlief dem Paar dann ein Abwurf, der sie im hochkarätigen Starterfeld auf Platz zehn zurückwarf (36,8). Böckmann war bei den Deutschen Meisterschaften 2023 nach dem Gelände auf Medaillenkurs gewesen. In Luhmühlen hatte der Holsteiner Fuchs zwei Springfehler verzeichnet, weswegen das Paar nun noch einmal zur Formüberprüfung nach Jardy gebeten worden war. Bundestrainer Peter Thomsen muss in Kürze die sechs Reiterinnen und Reiter benennen, die bei den Europameisterschaften in Haras du Pin (FRA) Mitte August die deutschen Farben vertreten werden.

Das Mannschaftsergebnis im CCIO4*-S Jardy ist hier zu finden.

Einzelergebnis CCI4*-S Jardy.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Horst Müller

    Wohin geht der Weg im Vielseitigkeitssport?
    Sind Ausfälle von über einem Drittel zur Normalität geworden?
    So festzustellen bei den letzten CCI`s 4* in Strzegom, Luhmühlen und nun in Jardy.
    Nicht zu vergessen die Krönung an Ausfällen bei den Jugendmeisterschaften in Luhmühlen in der letzten Woche, wo fast 50% der Teilnehmer die Prüfung nicht beendeten.
    Von den Bildern, die vom „Gefährlichen Reiten“ nicht weit entfernt waren, einmal ganz zu schweigen.
    Wenn dann erst wieder etwas passiert, ist das Geschrei groß.
    Sollte vielleicht wieder einmal über den Geländeaufbau nachgedacht werden?

  2. M. Bach

    Wohin der Weg im Vielseitigkeitssport geht?
    Wahrscheinlich folgt er dem richtigen (Wirtschafts-)Leben:
    zu immer mehr Wachstum ohne Grenzen: höher, schneller, weiter, spektakulärer.
    Gnadenlos erfolgsorientiert. Dabei kommt es natürlich auch gerne hin und wieder zu „Kollateralschäden“.

    Mir sind die Strecken allein schon als Zuschauer oft viel zu lang.
    Warum müssen an die 30 Sprünge absolviert werden?
    Würden 20 nicht auch schon reichen?
    Vor allem, wenn die gefühlte Hälfe davon aus den engen, minimalistischen, Kosten sparenden, lieblos in die Landschaft gepflanzten „Heuschobern“ bestehen, bei denen sich jedes vernünftige Pferd die Frage stellt: „Was soll das? Ist das Kunst?“
    Es handelt sich m.E. eher um einen Intelligenztest für Pferde.
    Die Klugen laufen vorbei, und zweifeln am gesunden Menschenverstand.


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