Ingrid Klimke fährt mit der Einzelgoldmedaille nach Hause, die sie einer ihr wichtigen Person widmet. Auch die restlichen deutschen Reiter können die EM in Strzegom als Erfolg verbuchen.
Ingrid Klimke auf dem 13-jährigen Hale Bob ist mit 30,30 Punkten neue Europameisterin der Vielseitigkeitsreiter, der erste Einzeltitel für die 49-Jährige nach fünf Mannschaftsmedaillen bei Championaten. „Endlich hat sie mal gewonnen“ sagte Kurt Gravemeier. Der frühere Springreiter-Bundestrainer war kurz entschlossen aus Münster zur Vielseitigkeitseuropameisterschaft ins polnische Strzegom gefahren, um seinem Schützling Ingrid Klimke vor dem Springen beizustehen. „Als Kurt hörte, dass ich vorne lag, ist er um vier Uhr morgens los gefahren.“
Denn Klimke durfte sich keinen Fehler erlauben, wollte den Titel nicht ihrem Dauerkonkurrenten und Landsmann Michael Jung überlassen; der Abstand vor dem Springen betrug nur 2,5 Punkte, nicht mal einen Springfehler. Wie die ersten Starter gezeigt hatten, war nicht nur der Parcours machbar, auch die Zeit war kein Problem. Aber alle Stangen blieben liegen, eine wackelte gefährlich, wollte aber kein Spielverderber sein. Ingrid Klimke schloss die Prüfung mit ihrem Dressurergebnis ab.
Silber gewonnen
Die Silbermedaille ging an Michael Jung auf Rocana (32,80), Bronze an die Britin Nicola Wilson auf Bulana (35,50). Sie war die letzte Starterin des britischen Teams, das nun zum ersten Mal seit 2010 wieder einen Mannschaftstitel mit nach Hause nehmen konnte (113,90). Seit 2001 hatten sie den Deutschen den Vortritt lassen müssen und es ist vielleicht kein Zufall, dass dies das erste Jahr war, in dem Chris Bartle die Briten betreut, jener Mann, der so lange für den deutschen Erfolg stand.
Hinter den deutschen Silbermedaillengewinnern (123,00) ging die Bronzemedaille nach Schweden (148,40). Der deutsche Mannschaftserfolg wurde durch Julia Krajewski auf Samourai du Thot mit einer Nullrunde im Parcours abgerundet, insgesamt wurde sie 18. „Ich bin froh, dass ich zur Mannschaftsmedaille beitragen konnte, sagte sie, „aber ich wäre lieber das Streichergebnis gewesen, wenn Bettina null durchs Gelände gekommen wäre.“ Jeder Ritt zählte, da Dressursiegerin Bettina Hoy nach Sturz im Gelände ausgeschieden war.
Fast hätte es noch eine schwedische Einzelbronzemedaille gegeben, aber Reality von Sara Algotsson Ostholt trat dreimal zu und warf ihre Reiterin auf Platz neun zurück. Sechster hinter den Britinnen Kristina Cook auf Billy the Red und Rosalind Canter auf Allstar wurde der deutsche Einzelreiter Kai Rüder, aus der Reserveliste nachgerückt, der hier insgesamt eine hervorragende Leistung ablieferte. Auch Josefa Sommer auf Hamilton blieb ohne Springfehler und wurde am Ende mit einem Zeitfehler Zwölfte, ein hervorragendes Championatsdebüt. Alle fünf deutschen Reiter blieben im Parcours ohne Springfehler.
Am Ende konnten die Deutschen mehr als zufrieden sein, aber am glücklichsten strahlte Ingrid Klimke.
Diese Goldmedaille widme ich Chris. Er hat Bobby und mich groß gemacht, ihm verdanke ich alles. Die silberne kriegt meine Mutter, die mich immer so toll unterstützt.
Es ist höchst bedauerlich, dass das Deutsche Fernsehen nicht eine Minute von einem europäischen Großereignis übertragen hat. Da greift man lieber auf die Bundesliga, und wenn es die 3. ist, zurück. Holzen und Bolzen kommt beim Zuschauer wohl besser an, als guter und erfolgreicher Reitsport. Danke an das Team um Frau Pochhammer für News, Blog und Fotos.
I. Tönjes
ganz deiner Meinung! Nicht einmal die EM in Göteborg ist es wert übertragen zu werden. Sehr verwunderlich – die deutschen Reiter sind doch seit Jahren Medaillenkanditaten.
Eurosport zeigt jeden Tag gegen 22 oder 23 Uhr eine Zusammenfassung vom Tage. Außerdem überträgt Clip My Horse TV live – und FEI TV sowieso. Beides ist einen Monat lang kostenlos und kann anschließend gekündigt werden, wenn man nicht bezahlen möchte.
Welch ein Verlust Christopher Bartle für den deutschen Vielseitigkeitssport ist, merkt man schon in diesem Jahr.
Drei Spezialtrainer (Koschel/Dressur, Döring/Springen und Nicholson/Gelände) sollen ihn ersetzen, na dann mal los.
Ganz nebenbei kann man feststellen, dass Christopher Bartle als sogenannter Co-Trainer in Deutschland oft zu kurz kam, wurde er nie wie sein Cheftrainerkollege zum Trainer des Jahres gekürt oder von der FN zum Reitmeister ernannt.
Schön, dass Ingrid Klimke Christopher Bartle`s Arbeit in dem obigen Bericht würdigt.
Horst Müller