Schon vor einigen Tagen hatte Julia Krajewski angedeutet, dass die sportliche Karriere ihrer Erfolgsstute Amande de B’Néville aka „Mandy“ möglicherweise ein Ende gefunden hat. Heute, am Heiligabend 2023, teilte sie die Entscheidung offiziell mit.
Julia Krajewski und ihre 13-jährige Selle Français-Stute Amande de B’Néville haben Pferdesportfans in den vergangenen Jahren einen Gänsehautmoment nach dem anderen beschert, vor allen Dingen natürlich bei ihren größten Erfolgen, dem olympischen Einzelgold 2021 in Tokio und im Jahr darauf bei den Weltmeisterschaften in Pratoni del Vivaro, wo es Gold mit der Mannschaft und Silber in der Einzelwertung wurde. Sie wäre ganz sicher auch in Paris 2024 als Favoritin auf eine Einzelmedaille an den Start gegangen. Doch daraus wird nichts.
Auf ihrer Instagram-Seite berichtet Julia Krajewski von einem Problem am Huf, das die Stute schon eine Weile begleitet und nicht zufriedenstellend ausheilt. „Während es sie in ihrem normalen Alltag nicht beeinträchtigt, besteht das Risiko, dass es sich deutlich verschlechtert, wenn sie wieder sportlicher Belastung standhalten müsste. Es gibt zwar eine kleine Chance, dass es funktionieren könnte, dennoch haben wir uns dagegen entschieden, es zu versuchen.“
Mit „wir“ sind außer ihr und ihrem Team vor allem Mandys Besitzer um Prof. Dr. Bernd Heicke gemeint, „der immer und zuallererst das Wohl des Pferdes im Blick hat, und damit eine ganz tolle Stütze ist!“, so Krajewski. Zusammen habe man beschlossen, die Stute aus dem Sport zu nehmen. Sie soll Fohlen bekommen. Wenn sie denen nur einen kleinen Teil ihres Talents mitgibt, dann sollten das herausragende Sportler werden.
Denn das war Mandy, eine herausragende Sportlerin. In St.GEORG 1/2024 spricht Julia Krajewski über das Gefühl, das Mandy ihr im Gelände gibt, wie sie selbstständig arbeitet und wie sie versteht, wenn es wichtig ist. Krajewski sagt, ihr sei sowohl in Tokio als auch in Pratoni schon beim Einreiten in den Abschlussparcours klar gewesen, dass Mandy keinen Fehler machen wird. Einfach, weil sie wusste, worum es ging. Und so war es denn auch. Aber Mandys Revier war natürlich das Gelände. „Wie Go-Kart fahren“, sagte ihre Reiterin einst. Und heute, nachdem die Entscheidung getroffen ist:
„Jeder darf selbst entscheiden, welche Risiken oder möglichen Chancen es sich lohnt einzugehen, aber mein Gefühl ist, dass Mandy mir so unglaublich viel gegeben hat, meine größten Träume erfüllt hat, mit und für mich gekämpft hat, für mich über sich hinausgewachsen ist, dass meine Größte Angst gewesen wäre, sie in so einer wichtigen Entscheidung im Stich gelassen zu haben und es am Ende zu bereuen.“
Und weiter: „Natürlich bin ich sehr traurig, dass ich Mandys unglaubliche Kraft, ihr Vermögen, ihre Cleverness und Entschlossenheit nicht mehr aus dem Sattel fühlen werde … dieses Gefühl von Überlegenheit, besonders am letzten Tag in Tokyo oder Pratoni, das sie mir gegeben hat, gibt es wahrscheinlich kein zweites Mal! Auf der anderen Seite bin ich unglaublich dankbar dafür, dass ich das so erleben durfte mit ihr und bin sehr glücklich mit der Entscheidung, sie jetzt aus dem Sport zu verabschieden und hoffentlich noch einige schöne Fohlen von ihr zu bekommen in der Zukunft ❤️❤️❤️ “
Sechsjährig kam Amande de B’Néville zu Julia Krajewski. Bei 31 internationalen Starts waren gerade mal vier Geländerunden, bei denen sie 20 Strafpunkte für eine Verweigerung bzw. einen Vorbeiläufer kassiert hätten. Mandy war eine echte Ankommerin. Ihr Springtalent kommt nicht von Ungefähr. Über ihren Vater Oscar des Fontaines geht sie auf die Holsteiner Landgraf-Dynastie zurück. Muttervater Elan de la Cour war selbst 1,60 erfolgreich und aus der Mutterlinie gingen zahlreiche international auf höchstem Niveau erfolgreiche Springpferde hervor.
Der Abschied von Mandy bedeutet indes nicht, dass Krajewski das Projekt Titelverteidigung in Paris abschreiben muss. Mit dem Holsteiner Nickel und dem Franzosen Ero de Cantraie (der ebenfalls Prof. Bernd Heicke gehört), hat sie zwei hoch talentierte, bald zehnjährige Nachwuchspferde, die beide die Qualifikation für die Olympischen Spiele bereits in der Tasche haben.
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