Lara de Liederkerke-Meier gewinnt mit selbstgezogener Hooney d’Arville CCI5*-L Luhmühlen 2024

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LUHMÜHLEN – Longines Horse Trail 2024

Lara de Liederkerke-Meier und Hooney d'Arville gewinnen das CCI5*-L Luhmühlen 2024 (© Sportfotos Lafrentz)

Die Belgierin Lara de Liederkerke-Meier hat mit Hooney d’Arville, deren Mutter sie auf dem Weg in die Weltspitze begleitet hat, das CCI5*-L Luhmühlen 2024 gewonnen. Das Parcoursspringen ließ Träume platzen und dokumentierte die britische Vormachtstellung in der Vielseitigkeit.

Lara de Liederkerke-Meier hatte nach dem anspruchsvollen Geländekurs des CCI5*-L Luhmühlen 2024 an dritter Position gelegen. Der Kurs war fordernd, kein Spaziergang. Schon gar keiner in der Sonne. Wegen eines heftigen Regensturms, bei der sogar ein Baum auf dem Parkplatz umknickte, hatte die Prüfung am Samstagvormittag unterbrochen werden müssen. Der sandige Heideboden war mit den Wassermassen aber gut zurechtgekommen.

Schon nach der Cross Country-Strecke war Lara de Liederkerke-Meier überglücklich: „Hooney d’Arville ist ein Fünf-Sterne-Pferd“, hatte sie sich gefreut. Zu der Schimmelstute hat die Reiterin, die mit ihrem Mann Kai-Steffen Meier in Arville einen Pferdebetrieb mit Ausbildung und auch Zucht betreibt, eine ganz besondere Beziehung. Hooney ist in den Stallungen der Familie geboren. Der Vater der elfjährigen Stute ist ein „Promi“: Vigo d’Arsouilles, der Hengst, mit dem Philippe le Jeune 2010 Weltmeister im Springen in Kentucky wurde.

Lara de Liederkerke-Meiers Luhmühlen-Siegerin mit WM-Eltern

Auch die Mutter hat WM-Erfahrung. Mit Nooney d’Arville, einer hoch im Blut stehenden schwedischen Stute, gehörte Lara de Liederkerke zur belgischen Equipe, die auf eben diesen Weltmeisterschaften 2010 Platz sechs in der Mannschaftswertung belegte. In der Einzelwertung war es Rang 43. Nooney war eines der entscheidenden Pferde für die zweifache Mutter auf dem Weg in die Weltspitze. Mit ihr nahm Lara de Liederkerke-Meier an mehreren Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter teil. Dabei war das Paar mehrfach unter den Top 10 zu finden.

Und noch etwas macht den Sieg – es ist übrigens ihr erster internationaler Triumph überhaupt – von Hooney d’Arville besonders: In Luhmühlen war ihre Mutter ihr letztes Turnier gegangen, 2011 bei den Europameisterschaften verletzte sich Nooney Blue und ging dann in die Zucht.

An sich glauben und an sein Pferd

Die Ausbildung der Stute war nicht immer einfach, sagt Laras Ehemann Kai-Steffen Meier. Sechsjährig war Hooney d’Arville Sechste bei den Weltmeisterschaften der Jungen Vielseitigkeitspferde in Lion d’Angers. Und nun, fünf Jahre später, ist sie ein Fünf-Sterne-Pferd. Und Lara de Liederkerke-Meier zählt zu den Fünf-Sterne-Reiterinnen. Zu den Fünf-Sterne-Siegerinnen! So ganz glauben kann sie das noch nicht kurz nach ihrer Nullrunde im Stadion von Luhmühlen, das gestern um dieselbe Zeit noch wie die Wattenmeerküste ausgesehen hatte. „Ich habe sie (Fünf-Sterne-Reiter) immer auf Social Media gesehen und hätte nie gedacht, dass ich einmal dazugehören würde. Aber irgendwann kommt der Moment, in dem du an dich glauben musst, an dir arbeitest und dann hast du irgendwann die guten Pferde und eines Tages wird dann alles zusammenkommen“, sagt die Siegerin.

Ihr Konzept für das Parcoursspringen beim CCI5*-L Luhmühlen 2024 klingt simpel: „Ich wollte einfach die beste Runde springen, die ich kann“. Das gelang ihr. Und das unterschied de Leiderkerke-Meier in Luhmühlen von den beiden Reiterinnen, die nach dem Gelände vor ihr lagen: Die 22 Jahre alte Irin Jennifer Kühnle, deren Polly Blue Eyes eigentlich als verlässliche Springerin gilt, hatte zwei Abwürfe zu verzeichnen. Hinzu kamen 0,4 Zeitfehler, die sie auch bei der Nullrunde im Sattel ihres zweiten Pferdes, Sammy Davis Junior, auf der Uhr hatte. Damit wurde sie Siebte und Achte. Mit 22 Jahren ein Debüt, wie man es nicht alle Tage erlebt! Erst 2023 war Kühnle, deren Vater Hans nach Irland ausgewandert ist und dort das Gestüt Tullibards Stud betreibt, erstmals in einer langen Vier-Sterne-Prüfung an den Start gegangen.

Pech für Rosalind Canter und „Izi“

Die britische Europameisterin und Badminton-Siegerin Rosalind Canter war mit Izilot im vergangenen Jahr siegreich im CCI5*-L Pau. Sollte Luhmühlen der körperlich so kleinen und reiterlich so großen Reiterin den dritten Fünf-Sterne-Sieg innerhalb eines Jahres einbringen?

Der niederländische Hengst, ein Casall-Enkel, war bis kurz vor Schluss ohne Abwurf. An Sprung elf erwischte es das nach dem Gelände in Führung liegende Paar (26,9) dann aber. Und am folgenden Einsprung zur zweifachen Kombination ein weiteres Mal. Zusammen mit 2,0 Zeitfehlern summierten sich 36,9 Minuspunkte – Platz vier.

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Starke Briten

Profitieren von den beiden Abwürfen konnten zwei andere britische Olympiakandidaten: Tom McEwen mit der herrlichen irischen Fuchsstute Cooliser. Das Paar war Vierte nach dem Gelände (36,0) und schafften einen von sechs Parcoursritten ohne Abwurf innerhalb der erlaubten Zeit. „Man muss sie ein bisschen machen lassen, nicht mit ihr argumentieren“, erläutert McEwen. Und die ambitionierte irische Stute bewies, wie gut dieses Konzept ist.

„Ehrlich gesagt, nein!“ – mit Fehlern der vor ihm liegenden Teamkameradinnen habe er nicht gerechnet, sagt Tom McEwen. „Ros ist die beste der Welt, Izilot ein wunderbarer Springer“. Trotz des Wetters und des Umstands, dass sein zweites Pferd im CCI5*-L Luhmühlen Brookfields Quality erst bei dem Wolkenbruch auf der Strecke angehalten werden musste und er nach Wiederaufnahme der Prüfung wegen Nasenblutens nicht zu Ende reiten konnte und aufgab, zieht der Brite schon vor dem CCI4*-S eine positive Bilanz seines Luhmühlen-Trips. Zumal es auch Brookfields Quality gut geht, „perfekt“ ginge es dem Braunen.

Mit ihrem Dressurergebnis von 36,9 Minuspunkten konnte sich Weltmeisterin Yasmin Ingham mit dem Iren Rehy DJ von Platz 28 und fehlerfreiem Cross (6.) auf Platz drei in der Gesamtwertung vorarbeiten. Auch sie blieb ohne Abwurf in der Zeit im Springen. Insgesamt kamen 19 der 42 Paare im CCI5*-L Luhmühlen aus Großbritannien. Sechs von ihnen schafften eine Top 10-Platzierung.

Zwei deutsche Fünf-Sterne-Debüts beim CCI5*-L Luhmühlen

Zwei deutsche Kombinationen gaben ihr Debüt in Luhmühlen auf Fünf-Sterne-Niveau. Für Libussa Lübbecke das Allerwichtigste nach der Premiere in der Königsklasse: „Das Pferd ist fit, wir fahren gesund nach Hause und haben heute noch mal gezeigt, dass wir dem gewachsen sind“, so die Sportsoldatin, die sagt, ihre Debüterwartungen seien noch mal „übererfüllt“. Nach der Dressur hatte sie mit der Hannoveraner Stute Caramia v. Comte an Platz sieben rangiert (31,9). Ein ausgelöstes Sicherheitssystem (MIM) am Einsprung des Coffins kostete dann elf Strafpunkte. Zusammen mit Zeitstrafpunkten war das Duo 19. nach dem Gelände (65,7). Die Position konnte das Paar aus Warendorf halten, auch wenn es heute einen Abwurf gab (70,5).

Nicola Aldinger und der Holsteiner Timmo, Luhmühlener Lokalmatadoren, beendeten die Prüfung auf Platz 20 ( 71,7)., Nach der Dressur war der Schimmel Fünfter (30,9). Ein Vorbeiläufer auf der Geländestrecke im letzten Wasserkomplex, das Ziel beinahe schon zum Greifen nah, vereitelte eine bessere Rangierung (66,5/21.). „Top angefangen, top aufgehört. Der Mittelteil hat noch nicht ganz funktioniert“, so die Bilanz des gebürtigen Schwaben, der einen Ausbildungsstall auf dem Gelände des AEZ Luhmühlen betreibt. Alles in allem war es ein „fantastisches“ Wochenende für den 35-Jährigen: „Im Gelände fand ich ihn fantastisch, da oben hätte ich ein bisschen besser reiten können. Er sprang heute fantastisch nach den 11.40 Minuten gestern“. Ein Springfehler und 1,2 Strafpunkte für die Zeitüberschreitung schlossen das Debüt der beiden ab.

31 Pferde beendeten die Prüfung. Drei Reiter gaben im Gelände auf, fünf schieden aus und einer hatte nach der Dressur zurückgezogen. Zwei Pferde wurden zur letzten Verfassung am Sonntagmorgen nicht mehr vorgestellt.

Endergebnis des CCI5*-L Luhmühlen

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).