Michael Jung führt nach Gelände CCI4*-S Luhmühlen 2024 vor drei Britinnen, Krajewski Fünfte

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LUHMÜHLEN – Longines Horse Trail 2024

Michael Jung und Chipmunk peilen die Deutsche Meisterschaft 2024 an beim CCI4*-S Luhmühlen. Es wäre Jungs vierter nationaler Titel. (© TGL/ Sportfotos Lafrentz)

Stilpreis mit 3,2 Zeitstrafpunkten – Michael Jung liegt mit Chipmunk nach dem Gelände beim CCI4*-S in Luhmühlen 2024 weiterhin in Führung. Ihm im Nacken: Drei Top-Kombinationen aus Großbritannien mit weniger als einem Springfehler Abstand. Julia Krajewski und Nickel mit starker Leistung vor Sandra Auffarth in Wertung Vielseitigkeits-DM 2024.

Die Sonne strahlte und Michael Jung nicht minder. Mit dem Hannoveraner Chipmunk liegt er nach dem Gelände beim CCI4*-S Luhmühlen 2024 knapp vor Laura Collett und London. Die britischen Badminton-Sieger kommen nach den vier Kilometern in der Westerngellernser Heide auf 26,4 Minuspunkte. „Chip“ und „Michi“ haben 26,1 auf ihrem Konto.

„Maschine“ Chipmunk im Gelände Luhmühlen 2024

Der Contendro-Sohn galoppierte über die Strecke wie für ein PR-Video „Schönes Vielseitigkeitsreiten“. „Maschine“, sagt Michael Jung anerkennend, um die Qualität seines Partners in einem Wort zusammenzufassen. Der Ritt war „Freude pur, voll konzentriert, super galoppiert, top gesprungen immer richtig aufmerksam ganz einfach zu reiten hat mir wirklich überall nur Spaß gemacht.“ Klingt nach das, was in der Dressur ein 10,0-Protokoll wäre. Und genau so sah der Ritt auch aus.

Zum Auftakt hatte der Olympiasieger als einer der letzten Starter einen immer noch sehr guten, aber wetterbedingt an einigen Absprungstellen strapazierten Untergrund vorgefunden. Entsprechend hatte er seinem 16-jährigen Hannoveraner die ersten Sprünge noch „etwas Zeit und Balance geben“. Noch innerhalb der ersten Minute kamen auch schon die ersten technischen Abfragen, etwas das Coffin. Wolkenbruchartige Regenfälle hatten dem Boden als das CCI5*-L Gelände auf dem Programm stand, etwas zugesetzt.

Vor dem Springen liegen die ersten drei Kombinationen 3,2 Strafpunkte auseinander. Jung lässt das coll. „Knapp ist es immer. Wenn es am Ende 0,1 sind, dann ist es auch ein Haufen Glück“, das man benötige.

London – wie ein alter Wein

Die Britin Laura Collett benötigte vier Sekunden mehr als die Optimal Time. „Der Ritt war auch gedacht, um Vertrauen zu schaffen, Selbstbewusstsein.“ Das hat geklappt, sagt die 34-Jährige. „Er hat alle Aufgaben verstanden“. Überhaupt sei er ein Pferd für alle Fälle, egal ob Vier-Sterne-kurz oder Fünf-Sterne-lang. Der Kurs war „dick und schnell, du musstest schon auf deiner Linie bleiben, ab er war ein Vergnügen ihn zu reiten“. Auch weil sie den Holsteiner schon so lange kennt. Er sei, „wie ein guter Wein, je älter, desto besser“. Ob man die beiden sich wie ein altes Ehepaar verstehen würden? „Keine Ahnung ich bin nicht verheiratet“, lacht die Britin.

Hochzufrieden, und ja, natürlich mit der Hoffnung, dass die britischen Olympia-Selektoren ihren Ritt genau so gut fanden wie sie selbst, ist die amtierende Weltmeisterin Yasmin Ingham. Mit Banzai du Loir war sie Siebte nach der Dressur, 1,2 Zeitstrafpunkte kamen im Cross hinzu (29,3). „Er hat immer nach den Flagge geguckt, er liebt einfach die Geländestrecke“. Das habe er ja auch in Kentucky gezeigt. Dort war das Paar Dritte.

Tom McEwen, Pechvogel in der CCI5*-L, kam mit dem erfahrenen Dublin nach einer Runde mit ein paar kleineren Unstimmigkeiten, etwas im zweiten Wasserkomplex, drei Sekunden zu langsam in Ziel. 29,6 nimmt die Kombination mit ins abschließende Parcoursspringen.

Deutsche Meisterschaften: Nickel on Tour

Das CCI4*-S Luhmühlen entscheidet auch über die Deutschen Meisterschaften 2024. Michael Jung führt. Zweite ist Julia Krajewski nach dem Gelände Luhmühlen 2024. Mit dem Holsteiner Nickel v. Numero Uno, der noch drahtiger wirkte als letztes Jahr und mit dynamischer Frequenz acht Sekunden über der Richtzeit ins Ziel kam (31,7), ist sie nun Fünfte der internationalen Wertung. Sie hätte sich gern 40 Sekunden mehr Zeit gelassen, „aber mein Freund hat gesagt, nee, nee, du beeilst dich schon ein bisschen“. Gesagt, getan. „Hier und da hätte ich noch einen Galoppsprung weniger machen können“, so ihr Fazit. In der Dressur war das Duo aus Warendorf Elfte. Die Geländerunde heute, das machte auch Bundestrainer Peter Thomsen deutlich, hat Eindruck hinterlassen. Bei ihm und auch den Mitgliedern des Vielseitigkeitsausschusses des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR).

Geplant ist, dass alle potenziellen Olympiapferde beim CHIO Aachen starten sollen, aber nicht unbedingt auf Sieg. Nominiert werden müssen die Mannschaften für Paris 2024 am Montag nach Aachen, dem 8. Juli 2024.

Weil Michael Jung nach einem Ritt mit Kilcandra Ocean Power, der nach Selbsteinschätzung des Reiters noch etwas runder in der Abstimmung hätte ausfallen dürfen, zwar Sechster (32,7) ist, aber für die DM-Wertung nur ein Pferd berücksichtigt wird, liegt Sandra Auffarth auf dem Bronzerang vorm Springen. Ihr Fuchs Viamant du Matz hatte eine der besten Dressuren seiner Karriere gezeigt (27,2/5.), brauchte aber 14 Sekunden mehr als vorgesehen. Wegen des matschigen Bodens im Gelände Luhmühlen 2024 hatte sie „hier und dort das Tempo etwas herausgenommen“, so die Weltmeisterin von 2014. Sie ist nun Siebte im CCI4*-S und rangiert vor Calvin Böckmann und Altair de la Sense. Die beiden machten einen großen Satz im Klassement – von Rang 27 nach der Dressur (32,7) auf Position acht. Drei Sekunden über der Richtzeit addieren sich für die beiden auf 33,9 Punkte.

Sieben Paare konnten das Gelände nicht beenden, sechs weitere Kombinationen hatten auf den Start verzichtet.

Zwischenergebnis CCI4*-S Luhmühlen 2024.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).