Für die Britin Rosalind Canter auf Gruffalo, genannt Walter, ist der erste Badminton-Sieg zum Greifen nah. Für die einzige Deutsche, Anna-Katharina Vogel, war auf halber Strecke des Gelände beim CCI5*-L Badminton Schluss. Die beste Nachricht des Tages: Es gab Stürze, aber, wie es abends aussah, keine schweren. Und viele Reiter bewiesen Horesemanship, indem sie ruhiger ritten oder aufgaben, wenn das Pferd müde war.
Am Ende war es doch das bessere Dressurergebnis, mit dem Ros Canter auf dem elfjährigen Graffalo v. Grafenstolz ihren Spitzenplatz in der Dressur auch nach dem Gelände CCI5*-L Badminton verteidigen konnte. Sie blieb 29 Sekunden über der erlaubten Zeit von 11.35 Minuten und liegt jetzt mit 33,7 Minuspunkten vor dem schnellsten Reiter des Tages, dem Iren Austin O’Connor auf dem 14-jährigen Jaguar Mail-Sohn Colorado Blue (42,7). Der brauchte zwar zwei Sekunden weniger, aber begann als 34. nach der Dressur den Tag.
Dritter ist vor dem morgigen Springen der Brite Oliver Townend auf dem 16-jährigen Ballaghmor Class (49,9) vor dem Neuseeländer Tim Price auf dem Holsteiner Contender-Sohn Vitali und den britischen Olympiazweiten von 2021 Tom Mc Ewen und der 16-jährige Toledo de Kerzer v. Diamant de Semilly.
Pech für Anna-Katharina Vogel im Gelände CCI5*-L Badminton
Für die einzige deutsche Starterin, Anna-Katharina Vogel war die Reise an Hindernis 16 zu Ende, als die 16-jährige Quintana über einem Oxer namens „Hundezwinger“ stürzte. Pferd und Reiterin blieben unverletzt. Anna-Katharina Vogel, die sich ihre Premiere in Badminton anders vorgestellt hatte, zeigte Fassung: „Ärgerlich, dass das ausgerechnet hier passieren musste.“ Die Stute wirkte nicht mehr ganz frisch. „Der Boden war einfach schwer und hat unglaublich viel Kraft gekostet.“ Sie sei bis dahin phänomenal gelaufen.
Nach ausgiebigem Regen in den Tagen davor und auch noch am Samstag blieb der Boden die größte Herausforderung der Geländeprüfung. Das Feld war auf 58 Reiter geschrumpft, nachdem sechs Reiter auf einen Start verzichtet hatten, darunter die Vorjahrssiegerin Laura Collett mit dem Diarado-Sohn Dacapo.
30 von 58 Pferden beenden Gelände beim CCI5*-L Badminton
30 Pferde kamen im Cross ins Ziel, davon 24 ohne Hindernisfehler, keines kam der Bestzeit auch nur nahe. Man hatte den Eindruck, dass ohne die Uhr im Nacken viele Reiter harmonischer und „schöner“ ritten, sah aber auch viele Pferde, die in der zweiten Hälfte sichtbar an Kraft und Energie verloren.
Elf Reiter gaben auf, 17 Pferde schieden nach Sturz von Pferd und/oder Reiter oder Verweigerungen aus. Der Boden, am Anfang sehr nass, trocknete allmählich ab, wurde dafür aber klebrig und damit nicht besser. „Ich habe verzweifelt versucht, noch ein bisschen grünes Gras vor den Sprüngen zu finden“, sagte Oliver Townend, der je ein Pferd morgens und nachmittags ritt. „Egal, welche Spur man sich suchte, es war alles ausgetreten. Bei so einem Boden wird ein Pferd damit fertig oder eben nicht.“ Es seien viele bewährte Fünf-Sterne-Pferde am Start gewesen, die alles für ihre Reiter gegeben hätten. „Da zeigt sich, dass die guten Pferde den Sport lieben, kein Mensch der Welt könnte sie dazu zwingen, wenn sie nicht wollten,“ ist Townend überzeugt.
Schon in der Dressur war der Rasen ein Problem, die Hauptlinien am Ende tief ausgetreten. „Bei einem Event auf diesem Niveau sollte es einen Allwetterboden geben“, sagte Oliver Townend.
Auch die Führende, Ros Canter, fand den Boden im Cross nachmittags noch schwieriger als morgens. Wie Townend hatte sie ihr besseres Pferd als zweites geritten. „Es war harte Arbeit“, sagte sie. Ihr erstes Pferd, Crown Jewel, brachte sie ebenfalls unter die Top Ten, auf Platz sieben. „Auch in der Vorbereitung habe ich hart gearbeitet, es war nicht nur Spaß. Jetzt hoffe ich, dass ich es gut zum Ende bringe, ich finde, ich habe es verdient.“ Nach dem zweiten Platz 2022 wäre es der erste Badminton-Sieg für die Weltmeisterin von 2018. Der Kurs hätte sich gleichwohl gut reiten lassen. „Exakt von Sprung zum Sprung“, sagte sie. Als sie zu den letzten Sprüngen ins Stadion galoppierte, wurden sie und ihr Pferde von den Fans jubelnd begrüßt. „Alle lieben Walter (Graffalo)“, sagte sie, „er musste sich heute mehr ins Zeug legen, als je zuvor, aber ich glaube, er hatte einen netten Tag an der frischen Luft.“
Schneller Ire von Platz 34 auf Rang zwei
Ohne ersichtliche Mühe und unbeirrt zog Colorado Blue unter Austin O’Connor seine Bahn, „fraß“ die Sprünge geradezu. Ihm schien der Boden hervorragend zu liegen, hier war er 2019 unter ähnlichen Wetterverhältnissen Vierter geworden. Es wäre der erste irische Sieg seit 58 Jahren – aber Canter liegt ja, wie gesagt, zwei Springfehler vor ihm. „Colorado ist ein unglaubliches Pferd, es ist ein Privileg, ihn zu reiten“, sagte O‘Connor.
Ballaghmor Class von Oliver Townend ist ein Fünf-Sterne-Star, er gewann Kentucky (2021), Burghley (2017) und olympisches Teamgold (2021). Allerdings ist der Springparcours sein Schwachpunkt, vier Abwürfe kassierte er bei der WM 2022.
Fazit des Parcourschef
Parcourschef Eric Winter zeigte sich erleichtert und zufrieden zugleich. „Dies war ein guter Tag für abwerfbare Hindernisse“, sagte er. „In zwei Fällen haben sie definitiv einen Sturz verhindert und auf der anderen Seite wurden sie nicht unnötig ausgelöst.“ 14 Sprünge waren mit Sicherheitssystemen ausgerüstet. „Es war ein harter Tag für die Pferde, aber die Reiter haben durchweg Horsemanship bewiesen und das Wohl ihrer Pferde im Auge behalten. Die Prüfung lief so gut, wie es unter diesen Umständen möglich war.“
100.000 Menschen hatten im Vorweg übers Internet eine Eintrittskarte ergattert, dann wurde der Vorverkauf geschlossen. An allen Tagen zusammen rechnen die Veranstalter mit rund 220.000 zahlenden Besuchern.
Hier geht’s zu den Ergebnissen des CCI5*-L Badminton 2023.
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