Deutschlands Vielseitigkeitsreiter konnten ihre Führung von Tag eins auch nach der zweiten Hälfte der Dressur verteidigen – wenn auch knapp. Als letzte Starterin des Teams lieferte Ingrid Klimke das beste Ergebnis.
Als einziger unter den deutschen Reitern gelang Ingrid Klimke mit Hale Bob eine fehlerfreie Dressur, die mit 39,5 Punkten belohnt wurde, das bedeutet vorläufig Platz vier. Das deutsche Team konnte dadurch mit denkbar knappem Vorsprung (122,00) seine Führung nach der Dressur verteidigen vor Frankreich (122,20), Australien (126,40) und Großbritannien (127,70). Hinter den Iren auf Platz fünf (135,60) teilen sich Neuseeländer und USA den sechsten Rang (137,50).
Strahlend verließ Ingrid Klimke nach ihrer sauberen sicheren Rund die Arena. Hale Bob leistet sich noch einen Spritzgalopp Richtung Ausgang, aber während der Aufgabe hatte er sich voll auf seine Reiterin konzentriert und sein Bestes gegeben, obwohl er nicht unbedingt das geborene Dressurpferd ist, sondern mit einer eher begrenzten Mechanik vorlieb nehmen muss. Mit Cavaletti-Arbeit hatte Klimke „Bobby“ vor der Prüfung ins seelische und körperliche Gleichgewicht gebracht, während auf den umliegenden Kasernenhöfen Schießübungen veranstaltet wurden. „Draußen hat er noch gebuckelt“, sagte sie, „aber dann war er im Viereck echt ausdrucksvoll“. Sie habe die Empfehlung von Chris Bartle beherzigt, „immer schön positiv“ die Aufgabe anzugehen.
„Der Abstand spielt keine Rolle, man muss nur die Nase vorne haben.“ sagte Bundesstrainer Hans Melzer zum Zwischenstand. Er konnte nicht verstehen, dass Ingrid Klimke, deren Sitz wie immer vorbildlich war, in den Grundnoten für Sitz und Einwirkung nur eine 8 bekam. „Die sollen erstmal mit Bobby eine Aufgabe reiten“, sagte Melzer. Die Richternoten waren insgesamt streng, nur drei Reiter blieben außer Klimke unter 40 Minuspunkten: der vorläufige Spitzenreiter, der Brite William Fox-Pitt auf Chilli Morning (37,00), der Australier Chris Burton auf Santano (37,60) und der Franzose Matthieu Lemoine auf Bartl (39,20). Michael Jung liegt mit 40,90 Punkten auf immer noch aussichtsreicher Position fünf, Sandra Auffarth und Opgun Luovo auf Rang acht (41,60). Julia Krajewski mit Samourai du Thot lieferte mit 44,8 Punkten, Rang 18, vorläufig das Streichergebnis.
„Aber Morgen ist ein neuer Tag, da fangen wir wieder bei Null an“, sagt Hans Melzer. „Die Dressur ist jetzt Geschichte“, hat auch Chris Bartle seinen Reitern eingeschärft. Keiner erwartet im Gelände viele zeitfehlerfreie Ritte. Melzer erläuterte nochmal das Konzept, die nach der Papierform stärksten Reiter Auffarth und Jung als erste starten zu lassen. „Die wollen, sollen und können überall geradeaus reiten“, sagt er. „Die können erstmal vorlegen. Wenn wir dann drei tolle Ergebnisse haben, dann können wir zu Ingrid sagen: Go for Gold.“
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