Was war das für eine Vielseitigkeit bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro! Nach einem enttäuschenden Geländetag haben Michael Jung, Sandra Auffarth und Ingrid Klimke heute allesamt fantastische Leistungen beim Abschlussspringen gezeigt und doch noch Silber geholt. Und Michael Jung? Der hat einmal mehr Sportgeschichte geschrieben!
Welch ein Tag! Michael Jung gewann mit 40,90 Punkten die erste Goldmedaille für Deutschland in Rio, das Team Silber, endlich, nach drei medaillenlosen Tagen. Aus dem drohenden Desaster wurde ein Tag des Triumphes. Gestern rangierten die Deutschen noch auf Platz vier mit drei Springfehlern Rückstand zur Bronzemedaille, nur Michael Jung als Zweiter der Zwischenwertung schon auf Medaillenkurs. „Da haben wir uns unsere Wunden geleckt“, sagt Chef de Mission Dr. Dennis Peiler. Ingrid Klimke ergänzt:
„Und dann haben wir das Feld von hinten aufgerollt“
INGRID KLIMKE
„Gestern hatten wir ein bisschen Pech, heute dürfen wir stolz auf uns sein.“ Und Sandra Auffarth, die Bronzemedaillengewinnerin von London, brachte es auf den Punkt: „Es ist schöner, heute Silber zu gewinnen als Gold zu verlieren.“
Jung wiederholte damit seinen Olympiasieg von London 2012, mit demselben Pferd, dem inzwischen 16-jährigen Sam v. Stan the Man xx-Heraldik xx. Die Silbermedaille ging an den Franzosen Astier Nicolas auf Piaf de N’Bonneville (48,00), Bronze an den US-Reiter Philipp Dutton auf Mighty Nice (51,80). Dem sonst so kühlen Michael Jung liefen die Tränen übers Gesicht, als er die Glückwünsche seiner Eltern, seiner Freundin Faye Füllgraebe und der ganzen deutschen Mannschaft entgegennahm. „Es ist ein „Klassegefühl“ sagte er, „Ich bin so dankbar, dass ich das erleben darf.“ Sam war hingegen völlig unbeeindruckt von dem großen Moment, hampelte bei der Siegerehrung herum und hätte bei der Ehrenrunde seinen Reiter noch fast auf den Boden befördert.
Michael Jung wird Legende
Jetzt steht Jung in einer Reihe mit dem Holländer Charles Mortangues Parout auf Marcroix (Gold 1928 und 1932) und dem Neuseeländer Mark Todd auf Charisma (1984 und 1988), der im Alter von 60 Jahren in Rio mit dem Holsteiner Leonidas einen achtbaren siebten Platz belegte. Sandra Auffarth auf Opgun Luovo wurde mit 66,40 Punkten Elfte, Ingrid Klimke 14. (69,59), im Mannschaftssppringen gingen beide Pferde fehlerfrei. „Wolle“ auch im Einzelspringen, das es nur bei Olympischen Spielen gibt. Der in vielen schweren Springprüfungen erfolgreiche Hale Bob bescherte Ingrid Klimke einen Abwurf, was sie ein paar Plätze kostete.
Diese olympische Vielseitigkeit wurde im Springen entschieden. Die beiden Parcours, der erste fürs Team, der zweite für die Einzelwertung, beide mit technischen Aufgabenstellungen, wirbelten die vorderen Plätze und auch die Mannschaftsmedaillen noch einmal gründlich durcheinander. Alle drei in der Wertung verbliebenen deutschen Reiter legten im Mannschaftsspringen eine saubere Nullrunde hin, sicher in jeder Phase. Auf dem Abreiteplatz gaben die Springspezis Kurt Gravemeier, früherer Bundestrainer, und Marcus Ehning, der schon für seinen eigenen Olympiaauftritt angereist ist, Hilfestellung. Zwölf Reiter von den verbliebenen 46 Startern blieben fehlerfrei, darunter die beiden Franzosen Thibaud Valette auf Qing du Briot und Astier Nicolas auf Piaf de N’Bonneville. Das sicherte ihnen ein Endergebnis von 169,00 Fehlern und die Goldmedaille.
Starke Equipe Tricolore
Die Franzosen ritten von Anfang an in starker Form, brachten als eines von nur zwei Teams alle vier Reiter ans Ziel. Der Rest kämpfte um Silber und Bronze, die Deutschen mussten mehr oder weniger auf die Fehler der anderen warten. Und die taten ihnen den Gefallen. Mark Todd auf dem dem Holsteiner Leonidas kassierte vier Abwürfe, damit war das Kiwi-Team aus allen Medaillen raus auf Platz vier (178,00). Ein Nullfehlerritt hätte Gold bedeutet, nur ein Abwurf weniger immerhin noch die Bronzemedaille. Die ging nun an das bis dahin führende Australier-Team (175,80). Ausgerechnet der bis dahin noch auf Platz eins liegende Christopher Burton auf dem unerfahrenen Hannoveraner Santano II, der eine so phantastische Geländerunde hingelegt hatte, kickte die Goldmedaille weg. Und die Deutschen fanden sich plötzlich auf Platz zwei wieder. Was hoffentlich auch Julia Krajewski wieder lächeln lässt. Nach ihrem glücklosen Ausscheiden auf der Geländestrecke sah sie sich im TV mit geschmacklosen Worten von ARD-Kommentator Carsten Sostmeier bedacht. Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und DOSB reagierten mit Pressemitteilungen, die ARD-Oberen entschuldigten sich.
Fünfter im Mannschaftswettbewerb wurden die Briten. Keiner der vier Reiter machte einen Springfehler, aber mit insgesamt 252,10 Punkten war es für jede Aufholjagd zu spät. Damit verlässt der DSP-Fuchshengst Chilli Morning, der unter dem Briten William Fox-Pitt nach der Dressur führte, ohne Medaille zum Abschluss den internationalen Sport, den er lange Jahre mitgeprägt hatte. In Zukunft soll er sich die Zeit als Deckhengst vertreiben.
Gastgeber Brasilien hätte als drittes Team alle Reiter ans Ziel bringen können, doch Ruy Fonseca trennte sich im Springparcours von seinem Tom Bombadill Too. Höflich legte der Reiter die mitgenommene Stange wieder ein, bevor er zu Fuß die Bahn verließ.
Ins Einzelspringen ging Michael Jung schon aus der Pole Position. Klimke bekam einen Abwurf, und Auffarth bleib erneut Null. Mark Todd und Leonidas lieferten mit einer Nullrunde eine Art Wiedergutmachung, die aber ein bisschen spät kam. Christopher Burton musste mit erneut zwei Abwürfen seinen Traum von der Einzelmedaille begraben. Der US-Reiter Philipp Dutton, dessen Team mit zwei Totalausfällen auf Rang 12 dümpelte, arbeitete sich auf den Bronzerang vor. Der Franzose Nicolas Astier hätte Jung mit weniger als einem Abwurf Rückstand noch unter Druck setzen können, aber da hatte es jemand auf dem Abreiteplatz wohl übertrieben. Der 13-jährige Selle français knallte in Hubschraubermanier über die ersten Hindernisse, das gab einen groben Fehler plus zwei Zeitfehler. Der Rest ist Geschichte. Jung konnte quasi zur Goldmedaille spazieren, hätte jetzt noch einen Abwurf machen dürfen. Machte er natürlich nicht. „Und das beste, wir sind jetzt für Tokio qualifiziert“ grinste er.
Den Weg zum zweiten Olympiagold des Dreamteams aus Baden-Württemberg haben wir in einer Extra-Galerie zusammengestellt. Diese finden Sie hier.cheap air jordan 1 low | JmksportShops | Chaussures, sacs et vêtements | Livraison Gratuite
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