Prügelvideo bringt Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd in Erklärungsnot

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Olympiasieger Mark Todd-schlägt in einem Video auf ein Pferd mit einem Ast ein. (© YouTube)

Ein Vielseitigkeitspferd steht vor einem Wasserhindernis und weigert sich, hineinzugehen. Von hinten schlägt ein Mann mit einem Ast auf das Pferd ein: Die Szene aus einem Video in den sozialen Netzwerken bringt Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd in Bedrängnis.

Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd schlägt mehrfach auf einen Schimmel ein. Das Pferd steht vor einem Wasserhindernis und weigert sich, eine Stufe hinabzuspringen. Todd, in einer blauen Neuseeland-Jacke, schlägt immer wieder auf die Hinterhand und Kruppe des Pferdes ein. Nicht mit einer Peitsche, sondern einem Ast. Zehnmal landet der Ast auf dem Pferd, das hat die englische Boulevardpresse gezählt. Verschiedene Zeitungen hatten das Video, das vor zwei Jahren entstanden sein soll, veröffentlicht.

Entschuldigung  von Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd

Name des Schimmels und der Reiterin sind nicht bekannt. Samstagabend hat sich Todd zu Wort gemeldet. „Ich entschuldige mich aus vollstem Herzen bei dem Pferd und allen Beteiligten für meine Taten in diesem Video. Eines der wichtigsten Dinge, die ich predige ist gegenseitigen Respekt zwischen Reiter und Pferd und dass Geduld und Freundlichkeit der beste Weg sind, um Ergebnisse zu erzielen. Ich glaube diese Überzeugung einhergehend  mit meiner großen Empathie für Tiere hat es mir möglich gemacht, eine solch lange Karriere im Vielseitigkeitssport zu haben. Ich bin von mir selbst enttäuscht, dass ich diesen Prinzipien hier nicht entsprochen habe.“

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Erste Reaktionen

In den sozialen Medien halten die Kommentierenden nicht mit ihrem Entsetzen und ihrer Enttäuschung zurück: „Bastard“ ist noch eine der harmloseren Formulierungen. Von institutioneller Seite hat sich mittlerweile interessanterweise vor allem der Rennsport zu Wort gemeldet. Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd ist mittlerweile als Rennpferdetrainer aktiv. Die British Horseracing Authority (BHA) „prüft“ den Vorgang.

British Eventing, die britische Dachorganisation der Vielseitigkeitsreiter,  nimmt auf seiner Webseite Bezug zu den Bildern, ohne Namen zu nennen und spricht allgemein davon, dass das Wohlbefinden des Pferdes an erster Stelle stünde. Man sei enttäuscht von den Bildern. Der Weltreiterverband (FEI) hat bislang Stellung bezogen. Das britische Magazin Horse and Hound hat mit der Reiterin gesprochen und gefragt, warum sie das Video erst jetzt online gestellt hat: „Wenn Sie in dem Alter wären, in dem ich damals war und selbstbewusst gegen einen Weltklasse-Athleten ohne Bedenken und ohne jegliche Unterstützung anreden, dann lasse ich Sie dafür hochleben, denn Sie sind tapferer als ich“.

Ein erster irischer Hersteller hat bereits bekanntgemacht, dass er keine Produkte mehr unter dem Label Mark Todd verkaufen wird. Vielseitigkeits-Olympiasieger Mark Todd hatte seine aktive Karriere vor drei Jahren beendet.nike air jordan 1 outlet | 1576 nike air jordan 1 grises y negras

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Martine Fennelly

    Hallo Herr Tönjes,
    in letzter Zeit muss ich dank medialer Aufmerksamkeit der allgemeinen Presse, immer häufiger meinen nicht pferdeafinen Freunden erklären, dass es leider immer Ausnahmen gibt, aber 98% der Pferdemenschen ihre Pferde lieben, schätzen und respektieren. Aber irgendwie fällt mir das immer schwerer zu glauben. Der Großteil der Vorfälle ereignen sich ja auf den Reitplätzen daheim, und es ist schwierig, dort einzugreifen, wenn ein Trainer oder Reiter ein Pferd misshandelt. In den schlimmsten Fällen wechselt man eben den Stall.
    Es muss einfacher sein, und es muss klare Anlaufstellen geben, um Misstände zu melden. Das Thema sollte auch in Reitschulen in der Theoriearbeit angesprochen werden und es muss Diskussionen geben, wann eingegriffen werden sollte und wann eingegriffen werden muss. Wenn ich mich in anderen Ländern zu diesem Thema umhöre, gibt es überall dieselben Kommentare und es ist klar, dass die Community sich dem Problem bewusst ist, es aber keine machbare Lösung gibt. Die brauchen wir aber dringend, damit es nicht PETA & Co überlassen bleibt, den Reitsport zu überwachen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Martine Fennelly

  2. Norbert

    Pferdefreunde sind nur die, welche als Freizeitreiter in der Natur unterwegs sind. Ein Pferd ist kein Sportgerät. Turnierreiter missbrauchen es nur dazu. Wer mit scharfer Zäumung, Kandare, Kinnkette, Sporen, Peitsche, Elektroschocks, und diversen Drangsaliermethoden, ein Pferd zu Hochleistungen für Dressur- oder Springwettbewerbe zwingt, kann kein Pferdefreund sein. Die meisten dieser Leute bezeichnen sich jedoch als solche. Wer solche Wettbewerbe organisiert ist ein Wegbereiter für Tierquälerei. Es lohnt sich vielleicht darüber nachzudenken. Sicherlich könnte man Wettbewerbe veranstalten, bei denen der humane Umgang mit Pferden den Sieger ehrt. Ich denke, der gewalttätige Umgang mit Tieren passt nicht mehr in die heutige Zeit.

  3. Alexandra Paffhausen

    Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus…
    Wie leicht wäre es für dieses Pferd gewesen, wenn ein erfahrenes Pferd vorangegangen wäre? Wie man anfangs sieht, hatte das Pferd kein Problem damit, ins Wasser hinein zu traben. Beim Hineinspringen ist es zwar verunsichert, springt aber ab. Spätestens mit dem zweiten, doch recht flüssigen Hineinspringen hätte man es für diesen Tag gut sein lassen können und das Training positiv beenden können. DAS wäre für das Pferd ein echtes Learning gewesen.
    Mr. Todd, damit sind Sie in der Achtung vieler Reiter ganz tief gesunken.

    • Claudia R.

      Alexandra, ein sehr guter Vorschlag für eine erfolgreiche Trainingseinheit, die Sie hier vorschlagen. Ansonsten: Bilder nicht schön, aber so ganz kann ich die allgemeine Aufregung nicht verstehen, die m. E. hier aber St-Georg mit auslöst durch die Headline: „Prügelvideo“ – das klingt ja wie die Zeitung mit den 4 großen Buchstaben..

  4. Saskia

    Sorry, aber es gibt irrsinnig viele Freizeitreiter, die mit 100kg im Sattel durch die Gegend zotteln und nicht Mal merken,wenn ihr Pferd lahmt. Darunter gibt es weit mehr „gequälte“ Pferde als unter den Profis.
    Ich sehe hier auch keine Tierquälerei, sondern eine Korrektur, die durchaus mit Sachverstand durchgeführt wurde. Das Pferd wurde mehrfach von mehreren Seiten durch das Wasser geritten, nur an dieser Stelle schien es mehrfach zu blockieren und die Reiterin kam mit ihren Hilfen nicht durch. Er hat keinen Ast, sondern einen Zweig in der Hand welches schon nette Geräusche beim wedeln macht (hat ja auch das eine Mal schon ausgereicht). Hat jemand der anwesenden schonmal Pferde beobachtet wie die sich gegenseitig eine Semmeln, wenn ihnen was nicht passt? Dieses Pferd hat sicherlich keinen Schaden davon getragen, weil es die Flucht nach vorne antreten könnte bzw sollte.

    • Doris

      Da muss ich Saskia widersprechen. Der Ast mit Blättern hat vielleicht physisch nicht den ganz großen Schmerz verursacht, er hat dem Pferd aber auf jeden Fall Angst gemacht. Und Angst ist, insb. im Gelände, kein guter Begleiter und kann schnell gefährlich werden. Die Pferde müssen in der Vielseitigkeit mitunter selber Entscheidungen treffen und hier ist Vertrauen das A und O. Sie müssen sich auch trauen, mal zu „parken“ oder vorbei zu laufen anstatt zu stürzen, wenn’s nicht passt. Frau Paffhausen hat es sehr trefflich beschrieben. Gerade mit unerfahrenen Pferden (und Reitern) ist die Nutzung eines Führpferdes sehr wertvoll und unter pferdegerecht arbeitenden Reitern/Ausbildern ein gängiges Mittel um Vertrauen aufzubauen. Ein bisschen mehr Geduld, Einfühlungsvermögen und Intelligenz, dann geht’s auch ohne Angst und Schläge. Und ja, Pferde gehen nicht immer sachte miteinander um, allerdings sind sie auch so feinfühlig, um eine kleine Mücke auf ihrem Fell zu spüren.

    • Janine

      Ich bin auch nicht ganz Saskia ihrer Meinung.
      Pferde untereinander klären ihre Sachen auf ihre Art.
      Genauso wie wir uns auseinandersetzen aber weder bei Tieren noch bei Menschen bringt Gewalt mit einem Stock oder anderen Gegenständen etwas.
      Übung Übung, Vertrauen und Verständnis… Hilft mehr.
      Auch in der Natur gehen Pferde vorsichtig ins Wasser.
      Pferde sind und bleiben nun mal Fluchttiere.

  5. Barbara

    Sorry, aber so einfach ist das nicht.
    Ich stehe an einem gemischten Stall, viele sogenannte Freizeitreiter, aber auch der/die eine oder andere, die ein bisschen turniermäßig unterwegs ist. Ich selbst reite keine Turniere mehr, aber ich nehme nach wie vor Unterricht bei einem guten Reitlehrer – und reite (böse, böse) mit Gerte und Sporen.
    Die Gerte habe ich im Regelfall sowieso nur in der Hand – und die Sporen benutze ich, um feinere Hilfen geben zu können. Mit Sporen reiten bedeutet nämlich nicht, damit ständig im Pferd rumzustochern, sondern sie gezielt einzusetzen, um das Pferd aufmerksam am Bein zu halten. Ich bin mir sicher, dass meine Pferde auf wesentlich feinere Hilfen reagieren als alles, was da an Freizeitpferden bei uns im Stall steht. Da wird geklopft mit dem Bein, dass es eine wahre Freude ist – oder auch nicht.
    Und ich habe jetzt noch nicht von den ganzen deutlich übergewichtigen Damen gesprochen, die auf völlig untrainierten Pferden rumrutschen, das Pferd auf der Vorhand rumeiert und ständig den Rücken wegdrückt. Aber um das zu erkennen, muss man ein gewisses Maß an Ahnung haben – Gerte und Sporen am Reiter erkennt auch der Laie.
    Noch schlimmer ist es an dem Stall, an dem meine Rentner stehen. Der eine ist 29, gesund auf den Beinen uns kann und will noch geritten werden. Der ist ausgesprochen flott im Gelände unterwegs. Obwohl ich das arme Tier mit Gerte und Sporen auf Turnier gequält habe *Ironie-Modus wieder aus*. Da wird auf lahme Pferde der Sattel geschmissen und ins Gelände geritten. Und wenn ich nachfrage, bekomme ich nur eine blöde Antwort.

    Nicht dass ich wirklich gutheiße, was Mark Todd da getan hat – aber ich finde diese Schwarz-Weiß-Malerei einfach unerträglich.

  6. Cosima

    Wenn wenigstens alle endlich mal aufhören würden zu sagen, dass das Wohl der Pferde so wichtig ist und an erster Stelle stünde…alles pure Heuchlerei und absolut nichts ist mehr zu rechtfertigen. Zu viel Geld, zu viel Druck. Hoffentlich kommen die Pferde da irgendwie raus.

  7. Tessa

    An alle hier in den Kommentaren: wie wäre es , wenn man mal die Gruppenbildung lassen würde und nicht alles so extrem in gut und böse teilen würde? Jeder hat das Recht für sich zu entscheiden , ob er nun Freizeitreiter sein möchte oder Turnierreiter. Sowohl bei den einen als auch bei den anderen gibt es viele schwarze Schafe…ich sage bei den Freizeitreitern nur Knotenhalfter und Zirsensikseminare, bei denTurnierreitern ist es falscher Ehrgeiz und Gewinndenken.
    Kein Pferd hat es verdient mit Männchen-machen oder Kompliment im Dreck rum zu kriechen, aber auch nicht über Hindernisse gebarrt zu werden etc.
    Einfach das Lebewesen Pferd in jeder Disziplin respektieren und pferdegerecht behandeln und besonders ihm auch einmal Zeit lassen, wenn es etwas nicht versteht….denn ein Pferd begleitet uns doch recht lange und da kommt es auf den ein oder anderen Tag doch nun wirklich nicht an.
    Genauso sollte man aber auch mit seinen Mitreitern umgehen: Respekt , Verständnis und Offenheit für Andere sind kein Wunschkonzert , sondern Voraussetzung für ein gutes Miteinander.

      • Frau P.

        Ja, danke! Und: Wir alle wollen doch, dass es möglich ist, auf Missstände hinweisen zu können, damit sie aufhören. Das geht am besten, indem sie konkret und auf die einzelne Sache bezogen bekannt gemacht werden.

        Wenn dann aber als Folge ein generalisierter, pauschaler und unfairer Shitstorm über „Gruppe X“ und „Gruppe Y“ hereinbricht, ist das nur absolut kontraproduktiv.

        Wenn euch Reiter auffallen, die vielleicht ganz unbewusst ihren Pferden schaden, sprecht doch mal freundlich und respektvoll mit Ihnen. Das hilft mehr, als hier alle in einen Topf zu werfen.

  8. Babs

    Woher wissen Sie dass das, was Sie beschreiben, nicht vorher bereits passiert ist?
    Ich sehe nur eine Momentaufnahme eines Trainings.
    Ansonsten stimme ich Cluadia R. zu.

  9. Babs

    Woher wissen Sie dass das, was Sie beschreiben, nicht vorher bereits passiert ist?
    Ich sehe nur eine Momentaufnahme eines Trainings.
    Ansonsten stimme ich Claudia R. zu.

  10. Stephanie

    Für solches Verhalten müsste es endlich empfindliche Strafen geben. Trainingsverbot, Turnierverbot und auch Gefängnis. Bei Rückfälligkeit sogar ein lebenslanges Verbot Pferde zu halten, zu trainieren oder Sport mit ihnen auszuüben.
    Gut, dass heute immer irgendwo ein Handy festhält was da passiert.


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