Nach dem Sieg in Badminton und dem Triumph bei den Europameisterschaften in Haras du Pin hat Rosalind Canter in Pau zum Jahresabschluss im Busch noch einmal bewiesen, wie wohl sie sich in Frankreich fühlt. Und ihre britischen Mannschaftskolleginnen und -kollegen nicht minder.
Die Britin Rosalind Canter ist das Maß aller Dinge in Sachen Vielseitigkeit. Das hat die Weltmeisterin von 2018 im französischen Pau unter Beweis gestellt. Im letzten CCI5*-L des Jahres 2023 setzte sie sich mit dem niederländischen Hengst Izilot an die Spitze. Das ist ihr zweiter Sieg in einer 5-Sterne-Prüfung innerhalb von etwas mehr als sechs Monaten. Im Frühjahr hatte sie die Schlammschlacht von Badminton gewonnen.
Bereits nach der Dressur hatte sie in Pau mit dem 13-jährigen Braunen, einem Casall-Enkel v. Zavall VDL an zweiter Stelle gelegen (24,3). Dem hatte sie im Gelände lediglich 3,2 Strafpunkte für acht Sekunden über der erlaubten Zeit hinzugefügt. Auch im abschließenden Parcoursspringen unterlief dem Paar kein Springfehler. Lediglich 1,2 Zeitstrafpunkte addierten sich zu einem Endresultat von 28,7 Minuspunkten, 5,7 Punkte vor dem Zweitplatzierten.
Pau-Sieger Canter und Izilot schon seit acht Jahren ein Team
Izilot kam im Alter von fünf Jahren zur Europameisterin. Der Niederländer sei ein spezielles Pferd, erzählt Canter. „Selbst zu Beginn dieses Jahres hatten wir unsere Höhen und Tiefen und ein paar kleine Schwierigkeiten, aber diese Woche war er absolut unglaublich. Ich lerne ständig mit einem Pferd wie ihm, er hat mir viel beigebracht. Er hat mich wirklich gelehrt, mich zurückzunehmen, mit solchen Situationen umzugehen, indem ich die Zügel fast loslasse und ihm sage, dass er ein gutes Pferd ist. Es geht nur darum, ihm viel Vertrauen zu geben“.
Canter hat ein erklärtes Ziel: die Olympischen Spiele in Paris 2024. Neben ihrem Europameister und Badminton-Sieger „Walter“, Graffalo, hat sie nun einen weiteren 5*-Sieger. Ein Problem hat sie nach dem Sieg in Pau nun aber: „Ich weiß nicht, mit welchem Pferd ich nach Paris sollte. Es ist schon toll, zwei Pferde zu haben, die in Frage kommen könnten“.
McEwen von Platz eins auf drei
Tom McEwen hatte mit dem Holsteiner Dublin v. Diarado nach der Dressur in Führung gelegen und war nur unwesentlich langsamer im Cross unterwegs als die Siegerin (Dressur: 23,1, Gelände: 8,0 (31,1)). Doch im Parcours erwischte es ihn an einem Oxer. Damit stand er als Drittplatzierter auf dem Treppchen (35,1). Nach einer EM, die nicht ideal für den Olympiazweiten von 2021 verlaufen war, war Pau ein versöhnlicher Abschluss: „Ich hatte einen unglaublichen Lauf. Es war fantastisch, der Cross-Country-Kurs war unglaublich, das Springen war großartig, das Publikum war enthusiastisch und für mich mit JL Dublin ist es einfach eine tolle Art und Weise, ein etwas beschissenes Jahr zu beenden.“
Es gibt für McEwen noch einen Grund zur Freude. Nach Pau steht sein Junggesellenabschied an. Kommende Woche will der Silbermedaillengewinner von Tokio heiraten.
McEwen musste seinem Teamkollegen aus Tokio, Oliver Townend, in Frankreich den Vortritt lassen. Der Weltranglistenerste war als Fünfter nach der Dressur auf die Geländestrecke gegangen. Die beendete er ohne Hindernisfehler (34,4) und auch im Springen blieben die Stangen liegen. Das bedeutete Platz drei für Townend und den 13-jährigen Tregilder – der 19. Platz auf dem Podium eines CCI5*-L für den 40-jährigen Briten.
Stichwort Briten: 55 Reiter/Pferd-Kombinationen waren in Pau am Start, 24 davon aus Großbritannien. Die Geländestrecke hatte das Feld noch einmal komplett neugeordnet. Zehn Kombinationen mussten im Gelände ausscheiden, sieben gaben auf. Zwei wurden zur abschließenden Verfassung nicht mehr vorgestellt, ein Pferd erhielt nicht das erhoffte „Accepted“. Tim Price hatte sein Pferd Happy Boy vorm Gelände zurückgezogen. Damit gingen noch 34 Paare ins Parcoursspringen.
Die ersten sechs Plätze gingen alle an Reiterinnen oder Reiter aus Großbritannien. Deutsche Starter waren in Pau nicht am Start.
Glückwunsch an Chris Bartle.