Strzegom Spring Open: Christoph Wahler Zweiter, Pia Leuwer Fünfte vor Sandra Auffarth

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Christoph Wahler und D'Accord - hier beim Vetcheck in Luhmühlen 2022. (© sportfotos-lafrentz.de)

Haarscharf ist Christoph Wahler bei den Strzegom Spring Open I am Sieg vorbeigschrammt. Mit D’Accord wurde er Zweiter im CCI4*-S. Big Names waren zahlreich am Start, darunter ein „Busch-Spätheimkehrer“. Und im CCI2*-S gab es einen doppelten deutschen Doppelsieg.

Die Größten werden die Zweiten sein – Christoph Wahler und der Hannoveraner D’Accord sind Zweite bei den Strzegom Spring Open geworden. Das Paar aus der Lüneburger Heide musste sich um zwei Zehntel (wenn man so will, eine halbe Sekunde auf der Geländestrecke) der Belgierin Tine Magnus geschlagen geben. Beim CCI4*-S in Polen gelang es keinem der 41 Paare, von denen 37 die Prüfung beendeten, in der Zeit zu bleiben. Wahler und sein Hannoveraner Diarado-Sohn benötigten sechs Sekunden länger. Das war die drittschnellste Runde und genauso schnell wie die Siegerin. Die hatte übrigens eine „Halbtante“ von D’Accord gesattelt, die beim Stutbuch Zangersheide registrierte Dia van het Lichterveld v. Diamant de Semilly.

Tine Magnus rangierte nach der Dressur (32,6) auf Rang elf und nach dem Springen an Position vier. Am Ende standen 35,0 Strafpunkte auf dem Konto und der Sieg in der Prüfung. Die Stute war 2020 15. bei der Weltmeisterschaft der jungen Vielseitigkeitspferde gewesen. Im Nationenpreis von Arville waren die beiden in ihrer Heimat im vergangenen Jahr 22.

Christoph Wahler: von Strzegom nach Kentucky?

Christoph Wahler war 13. nach der Dressur (32,8). Im Springen verlief alles nach Plan und im Gelände auch, selbst wenn es ein paar Zeitfehler gab, die für den Wallach eher untypisch sind (35,2/2.). Gegenüber St.GEORG erläuterte Wahler seine Strategie für den zwölfjährigen Hünen: „Er hat hier in Strzegom auch eigentlich wieder super konstant gleichmäßig abgeliefert. Das Pferd ist ordentlich Dressur gegangen, ist sehr gut im Gelände gegangen – nicht mit dem allerletzten Blick auf die Uhr, obwohl er ja flott war. Ich weiß, dass er unglaublich schnell ist: Deswegen habe ich jetzt nicht wahnsinnig gepusht, sondern habe ihn einfach so ein bisschen sein Ding machen lassen und bin für jetzt erstmal rundum zufrieden“.

Mit einem Sieg in Luhmühlen  und nun einem guten Auftakt auf 4*-Niveau in der Tasche gehen die Gedanken nun weiter in der Saisonplanung. „Also Kentucky ist schon weiterhin der Plan.  D’accord hat ja jetzt hier und in Luhmühlen super gearbeitet in den beiden Prüfungen, hat sich auch wirklich fit angefühlt. Wir haben aber auch von vornherein eigentlich gesagt, wir wollen das auf keinen Fall übers Knie brechen. Deswegen wollen wir uns jetzt schon noch die ein, zwei Tage nehmen, um zu warten: Wie hat er die Prüfung überstanden, wie kommen wir nach Hause, wie fühlt er sich an. Und dann treffen wir die Entscheidung endgültig, ob er dann fliegen soll oder nicht.“ Das CCI5*-L in Lexington findet im Mekka der Galopperszene im US-Bundestaat Kentucky vom 25. – 28. April 2024 statt.

Toller Kurs zum Saisonauftakt

Wahler lobt die Bedingungen in Strzegom. „Das war ein sehr schöner Geländekurs für die Jahreszeit. Auch für den Zweck der Vorbereitung auf eine größere Prüfung war das perfekt gebaut mit guten Bodenbedingungen, mit tollen Hindernissen“.

Pia Leuwer lag nach der Dressur ex aequo mit Christoph Wahler auf Rang 13 (32,8). Im Springparcous kamen dann aber ein Abwurf und 0,4 Strafpunkte für Zeitüberschreitung zusätzlich auf das Konto des zwölf Jahre alten polnischen Wallachs Jard. Im Gelände waren die beiden die zweitschnellsten (6:13, 1,6 Zeitstrafpunkte) und wurden insgesamt Fünfte.

Platz sechs ging an Sandra Auffarth, die ihr WM-Pferd Viamant du Matz auch schon in Luhmühlen vor einigen Wochen geritten hatte. Ihr erster 4*-Start im Olympiajahr 2024 begann mit einer fehlerfreien Dressur (31,9/9.) und zwei ebenso fehlerfreien Runden im Parcours (31,9/3.) und im Gelände. 7,2 „Miese“ nahmen die Bronzemedaillengewinner der Europameisterschaft 2023 in Strzegom mit von der 3.500 Meter langen Strecke (39,1).

Sandra Auffarth: In drei Wochen nach Saumur

„Super zufrieden“ sei sie. „Mit all meinen Pferden“, sagt Sandra Auffarth. „Strzegom ist immer eine super Prüfung Anfang des Jahres, um Kondition aufzubauen, die Pferde wieder reinkommen zu lassen. Man weiß, dass man bei Marcin Konarksi immer einen schönen Kurs bekommt mit guten Distanzen. Was fair ist, was verständlich ist und einen trotzdem fordert, wo alles auch drin ist und abgefragt wird. Von daher war das jetzt optimal für die Saison. Wir hatten natürlich auch Glück mit dem Wetter, richtig, richtig guten Boden, Sonnenschein“.

Mit ihrem WM-Dritten von 2023 „Matt“ ist die Weltmeisterin von 2014 mehr als zufrieden. „Natürlich war das primäre Ziel nicht, jetzt in die Zeit zu reiten, sondern Kondition aufzubauen, Kraft aufzubauen, Rittigkeit und solche Sachen abzufragen“. Viamant du Matz, dem nach großen Prüfungen stets versprochen wird, erstmal kein Dressurviereck sehen zu müssen, überzeugte vom ersten Moment an: „Matt ging schon eine total entspannte Dressur mit super fliegenden Wechseln, total gelassen, total zufrieden mit sich. Er ist sehr gut gesprungen und war heute im Gelände auch einfach wieder total auf den Punkt.“  In drei Wochen geht es wieder auf Tour, dann steht das CCI4*-L in Saumur in Sandra Auffarths Kalender.

Im Sattel eines Pferdes, das man auch schon unter Sandra Auffarth gesehen hat, schaffte es Calvin Böckmann unter die Top 10. Mit The Phantom of the Opera war der noch 22 Jahre alte Sohn der ersten Frau, die den deutschen Meistertitel in der Vielseitigkeit hatte gewinnen können, Simone Böckmann (hier ein Familienportrait der Busch-Böckmanns aus dem Jahr 2019), Neunter nach der Dressur (31,7), kassierte einen Abwurf im Parcours (35,7) und kam zwölf Sekunden über der Idealzeit ins Ziel (40,5/9.).

Pia Leuwer beendete die Strzegom Spring Open mit Cascada v. Cascadello II mit 44,0 Strafpunkten an Position zwölf. Nicolai Aldinger und Timmo wurden 15. (47,3).

Burton is back

2022 hatte der Australier Christopher Burton seinen Rücktritt vom Vielseitigkeitssport erklärt. Nach drei WM-Starts und zwei Teilnahmen an Olympischen Spielen wollte er sich nur noch dem Spriungsport widmen. Aber im italienischen Monteliberetti meldete sich Burton im März 2024 wieder im Busch zurücl. Mit Shadow Man, der zuvor von Ben Hobday geritten wurde, möchte er an den Olympischen Spielen von Paris teilnehmen. Sein ehrgeiziges Ziel: Start in zwei Disziplinen, denn auch im Springen macht sich der 42-Jährige Hoffnungen auf eine Nominierung.

Mit Shadow Man bewies er: Buschreiten ist wie Fahrradfahren, einmal gelernt, velernt man es nie. Nach Dressur (29,5) auf Platz zwei, lag er nach dem Springen in Führung. Im Gelände ließ er sich dann aber viel Zeit. 49 Sekunden über die Idealzeit summierten sich zu 19,6 Zeitfehlern und Platz 18 (49,1).

Eine Starterin gab im Gelände auf, zwei mussten ausscheiden. Darunter auch Alina Dibowski, für die mit Little Princess nach einem Sturz kurt vor Abschluss der Strecke Schluss war.

Ergebnis CCI4*-S Strzegom Spring Open I

Doppelsieg für Sophie Leube im CCI2*-S Strzegom

An Sophie Leube und Iseelhook’s Asaro gab es kein Vorbeikommen im CCI2*-S. Der achtjährige Trakehner beendete die Prüfung mit seinem Dressurergebnis von 26,2. Dicht auf den Fersen war dem Hirtentanz-Sohn lediglich eine Stallnachbarin. Die neun Jahre alte Holsteiner Stute heda v. Aragorn lag schon nach der Dressur an zweiter Stelle (26,4), war im Gelände zwei Sekunden langsamer als Asaro, blieb aber dennoch innerhalb der erlaubten Zeit. Auch sie wurde von Sophie Leube bei den Strzegom Spring Open I geritten.

Platz drei ging an die Belgierin Lara de Liederkerke-Meier mit dem Diarado-Sohn Quintus (27,9). Mit Dirk Schrade und der siebenjährigen Bacalar v. Barcley (29,0/5.) sowie Sandra Auffarth mit Dream Worker v. Diacontinus (30,5/8.) landeten in dieser Prüfung noch zwei weitere Kombinationen aus Deutschland unter den Top 10. 25 der 56 gestarteten Pferde blieben nicht nur ohne Hindernisfehler, sondern galoppierten zum Saisonauftakt auch ohne Zeitfehler nach 2.683 Metern ins Ziel.

Ergebnisse CCI2*-S Strzegom Spring Open 2024

Calvin Böckmann siegt im CCI3*-S der Strzegom Spring Open

Die deutsche Nationalhymne erklang noch ein weiteres Mal über dem Springplatz der Strzegom Spring Open I. Calvin Böckmann und die Stute Altair de la Cense, die ihn schon so lange auf seiner Karriere begleitet. Nach der Dressur lag das Paar in Führung (29,1), das die beiden dann auch nicht mehr aus der Hand gaben.

Die Schwedin Malin wurde mit Assai Maggan V v. Jaguar Mail nach Platz 22 in der Dressur (35,4), Rang 15 nach dem Springen und fehlerfrei im Cross (35,4) Zweite. Altmeister Andrew Hoy und sein Olympiapferd Vassily de Lossos wurden Dritte. Nach der Dressur hatte der Australier auf Rang 13. gelegen (33,5). Zu denen gesellten sich lediglich zwei Zeitfehler im Cross. Sandra Auffarth wurde mit Anthony v. Duke of Hearts xx Sechste (37,2). Der Trakehner Hengst war als Dritter aus der Dressur gekommen (30,0) und machte keine weiteren Fehler. Im Gelände blieb er aber nicht in der Zeit (7,2).

Ergebnis des CCI3*-S Strzegom Spring Open I 2024

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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