Nach 15 Jahren ist es der US-Amerikanerin Tamie Smith gelungen, dass der Sieg im CCI5*-L Lexington 2023 von einer Reiterin der gastgebenden Nation gewonnen wurde. Hinter der Vize-Mannschaftsweltmeisterin wurde der Brite Tom McEwen Zweiter. Sandra Auffarth münzte das 5*-Debüt von Viamant du Matz, „Mat“, in einen vierten Platz um – und das mit dem Dressurergebnis!
Beim CCI5*-L in Lexington hat der DSP-Wallach Mai Baum seine Steherqualitäten bewiesen. Der 17-jährige Loredanos-Sohn hat mit seinem Dressurergebnis von 24,2 Minuspunkten den CCI5*-L im Kentucky Horse Park gewonnen. 40 Paare waren bei dem Klassiker an den Start gegangen, 26 kamen in die Wertung. Sechs Paaren gelang es, ohne Hindernisfehler in der Zeit den Geländekurs im hügeligen Terrain des Kentucky Horse Parks zu absolvieren. Neben Tamie Smith waren das u. a. auch Sandra Auffarth mit Viamant du Matz.
Toller Geländetag beim CCI5*-L Lexington 2023
Gut 34.000 Zuschauer waren im pferdeverrückten Blue Grass State im Gelände unterwegs. Sie sahen, wie Tamie Smith und Mai Baum alles geben mussten. „Es war definitiv ein Kampf, diese Zeit zu erreichen“, so die Siegerin nach ihrer Geländerunde am Samstag. Am letzten Wasserkomplex kam es zu einer kniffligen Situation. „Ich habe ihm gesagt: ,Komm schon, Kumpel, du schaffst das‘. Als ich dachte, er sei müde, hat er weitergemacht und gekämpft. Ich glaube, ich war müder als er. In ihm ist nicht viel Vollblut drin, aber er hat ein Herz so groß wie Kentucky, das ist sicher“, so Tamie Smith in Anspielung an die unzähligen Vollblutfarmen, für die Kentucky berühmt ist.
Nicht ganz in der Zeit blieb der Brite Tom McEwen, Zweiter nach der Dressur (22,6), mit dem Holsteiner JL Dublin. 5,2 Zeitstrafpunkte addierten sich zu 27,8. Damit lag das Duo aus Großbritannien nach dem Gelände auf dem zweiten Platz. Ein fehlerfreier Parcours am Abschlusstag sorgte dafür, dass es bei dieser Platzierung blieb. Der Diarado-Sohn war letztes Jahr in Badminton gestürzt, sodass seine Ausbilderin Nicola Wilson nicht mehr sportlich reiten kann.
Die Dressur-Fünfte, Liz Halliday-Sharp (USA) kassierte auf Miks Master C lediglich 1,6 Zeitstrafpunkte im Gelände. Aber der schwedische Mighty Magic-Sohn ließ ebenfalls im Parcours alle Stangen liegen. Die Kombination sicherte sich damit in der Gesamtwertung Platz drei (28,5). Die beiden sind ebenfalls erst seit einem Jahr ein Paar. Für Miks Master C war es in Kentucky das erste 5*-Event. „Ein Badminton oder Burghley-Pferd“, ist sich die US-Amerikanerin sicher. „Und hoffentlich mein Olympiapferd.“
McEwen zollt Nicola Wilson Respekt
„Um ehrlich zu sein, habe ich mich einfach an den Plan gehalten“, resümierte der Brite Tom McEwen seine Geländerunde auf dem zwölfjährigen Holsteiner Wallach JL Dublin. „Ich ritt ihn so, wie er sich unter mir fühlte“, so McEwen weiter. „Die Strecke war großartig und ließ sich perfekt reiten. Es gibt immer ein paar Dinge, die man ändern würde, so ist das beim Reiten, aber ich war sehr zufrieden mit ‚Dubs‘. Wir beiden sind erst seit kurzen ein Team, und seine Leistung zeigt, was für eine Partnerschaft seine ehemalige Reiterin Nicola Wilson mit ihm hatte. Ich habe nur sechs Turniere mit ihm bestritten, und ich habe ihn noch nie auf 5*-Niveau getestet. Es ist schade, ein paar Zeitstrafpunkte zu haben, aber gleichzeitig war der Plan, ihn sicher nach Hause zu bringen und ein gutes Ergebnis zu erzielen.“
Sandra Auffarth: Erfahrung zahlt sich aus
Glücklich war Sandra Auffarth. Mit ihrem WM- und Olympia-Pferd Viamant du Matz wurde sie Vierte mit ihrem Dressurergebnis (30,4). „Mat hat sich sehr gut angefühlt und hat es, glaube ich, sehr genossen in dem tollen Park zu galoppieren. Wir haben von Anfang an einen guten Rhythmus gefunden“, so die Weltmeisterin von 2014 nach dem Geländeritt. „Er hat auch die schweren Kombinationen wirklich sehr sicher bewältigt und man merkt einfach, dass er viel Erfahrung hat. Es hat wirklich viel Spaß gebracht.“
Das Gelände beendeten 26 Paare. Acht gaben auf, darunter auch die zweite deutsche Starterin Alina Dibowski. Mit ihrem WM-Pferd Barbados war sie das erste Mal in einem 5*-Event an den Start gegangen. Nach Problemen an Sprung 4c gab sie nach einem zweiten Vorbeilaufer an 6c, einem Coffin, auf. An diesem Hindernis hatte auch Weltmeisterin Yasmin Ingham (GBR) mit Banzai du Loir einen Vorbeilaufer in Kauf nehmen müssen. Zu den 20 Strafpunkten gesellten sich noch weitere 20 für Zeitüberschreitungen. Die Britin, die nach der Dressur (22,1) als Führende ins Gelände gegangen war, landete mit 62,1 Minuspunkten auf Rang 18.
„Alina hat einmal an der Hecke nach dem ersten Wasser ein bisschen die Linie verloren und kam nicht mehr richtig hin und hatte dann zwei Sprünge später am Coffin nochmal einen Fehler“, erläuterte Bundestrainer Peter Thomsen. „Wenn man selbst geritten ist, weiß man, dass man nach einem Fehler nicht mehr so die Spannung draufhat. Ich glaube aber, die beiden haben hier viel mitgenommen und viel gelernt. Und beim nächsten Mal geht es wieder von vorne los.“
Die Anforderungen des CCI5*-L Lexington 2023 hatten es in sich, so der Bundestrainer. „Das Gelände war für mich eine anspruchsvolle Fünf-Sterne-Prüfung. Es hatte von den Hindernissen her reelles Fünf-Sterne-Niveau, war aber durch das kupierte Gelände auch konditionell schwer und anspruchsvoll. Wir haben gesehen, dass die Pferde topfit sein und Stehvermögen haben mussten, um hier in die Zeit zu laufen. Als Reiter musste man sehr viel Géfühl für die Strecke haben, dass man sich die richtig einteilt. Sandra hatte einen überragenden Ritt. Das freut mich für ihr Pferd und für sie, dass sie hier zeigen konnten, was sie können.“
Hier geht’s zu den Ergebnissen des CCI5*-L Lexington 2023.
Bereits am kommenden Wochenende steht das nächste CCI5*-L an: der Klassiker in Badminton!
Das Siegerpferd Mai Baum unter Tamra Smith hat den Monsieur AA Sohn Moravia auf der Großmutterseite.
Von diesem Vererber stammen zahlreiche internationale Vielseitigkeitspferde ab, u.a. das Championatspferd und CCIO4*-L Sieger Banderas von Pawel Spisak im jetzigen Beritt von Olympiakaderreiter Michael Jung, sowie das Olympiakaderpferd und CCI4*-S Sieger Barbados von Alina Dibowski und der mittlerweile für Mexico international erfolgreiche Brennus unter Guillermo German De Campo M., vormals ebenfalls siegreich unter Andreas Dibowski.
Offensichtlich kommt die Leistung nicht von ungefähr.