Erst vor kurzem ist in den USA eine Vielseitigkeitsreiterin aufgrund eines Rotationssturzes ums Leben gekommen. Nun gab es weitere tödliche Unfälle.
Anfang August starb die US-Reiterin Jennifer Chapin (32), als ihr Pferd sich beim Abreiten fürs Gelände überschlug.
Nun meldete British Eventing, dass am 11. August auch die 15-jährige Iona Sclater tödlich verunglückt ist. Es habe sich um einen Trainingsunfall daheim Cambridgeshire gehandelt. Sclater galt als großes Talent. Sie gehörte zur Longlist für die Europameisterschaften 2019 in Strzegom, die ja dieses Wochenende ausgetragen werden.
Britische Medien berichten außerdem von einer weiteren verunglückten Reiterin, der 31-jährigen Clare Bedfort. Sie sei bei einem Turnier in Großbritannien in der Geländeprüfung ums Leben gekommen, nachdem sie von ihrem Pferd stürzte. Der Vorfall habe sich am 13. Juli im Solihull Riding Club ereignet, der unweit von Birmingham entfernt ist. Das ist einer Pressemitteilung des Solihull Riding Clubs zu entnehmen, wonach Bedforts Pferd unverletzt geblieben sei.
Weiterer Unfall in den USA
Ebenfalls im Juli hatte es einen weiteren fatalen Unfall in den USA gegeben. Diesmal traf es die 13-jährige Ashley Stout. Das berichtet die United States Eventing Association (USEA). Laut Pressemitteilung sei es auch in ihrem Fall zu einem Rotationssturz gekommen. Dieser habe sich während eines Geländetrainings in Halfmoon Township, Pennsylvania, auf dem Gelände des Standing Ovation Equestrian Center ereignet.
Stout sei umgehend in ein Krankenhaus gebracht worden, wo die Ärzte jedoch nichts mehr für sie tun konnten. Ihr siebenjähriger Wallach Avant Garde habe bei dem Sturz einen Genickbruch erlitten und musste eingeschläfert werden. Das Paar habe sich in der Vorbereitungsphase auf ein Championat befunden.
Wie die Tageszeitung Centre Daily Times berichtet, hatte Ashley Stout Avant Garde im Frühjahr 2018 zu reiten begonnen. Seitdem waren sie stets ohne Hindernisfehler im Gelände unterwegs gewesen. Überhaupt sie die 13-Jährige bereits sehr erfahren gewesen für ihr Alter. Im nationalen Junioren-Ranking habe sie an zweiter Stelle gestanden.
„Sie war nicht einfach ein Kind, dessen Pferd zuhause gestiegen ist, sodass ein Unfall passierte“, wird der Besitzer der Anlage zitiert, Adam Armstrong. „Sie war eine der größten Zukunftshoffnungen des Landes. Es war ein Sprung, den sie zuvor schon hundert Mal gesprungen ist“, so Armstrong. „Es war einfach ein Unfall. Sie war bestens ausgerüstet mit allem Sicherheitsequipment – alles was Geld kaufen kann, und trotzdem passiert so etwas.“
Untersuchungen der tödlichen Unfällen von 2016
Am 26. Juli dieses Jahres wurden Ergebnisse der Untersuchungen der zwei tragischen Unfälle in Australien von vor drei Jahren bekannt gegeben, bei denen die 17-jährige Olivia Inglis und nur sieben Wochen später die 19-jährige Caitlyn Fischer starben. In beiden Fällen war es zu einem Rotationssturz gekommen. Olivia Inglis erlag ihren Verletzungen im Krankenhaus. Ihr Pferd Coriolanus musste eingeschläfert werden, da er sich das Genick gebrochen hatte. Caitlyn Fischer war sofort tot.
Die Fragestellung bei den Untersuchungen: Waren die Geländestrecken und ihre Hindernisse sicher genug?
Wie die australische Website 7news.com berichtet, haben die Untersuchungen ergeben, dass das Hindernis, an dem Olivia Inglis starb, mindestens drei der von der Fédération Equestre Internationale (FEI) empfohlenen Richtlinien nicht entsprochen habe.
Auch der Vielseitigkeitsreiter Paul Tapner (USA), Badminton-Sieger von 2010, habe bei einer Anhörung gesagt, wenn er an dem Tag geritten wäre, hätte er gewollt, dass an dem Hindernis etwas verändert wird. Das Hindernis sei „angemessen, aber nicht sicher“ gewesen. Bei dem Sprung hätte es eine Reihe von Sicherheitsrisiken gegeben, von denen die Geländebauer nur zwei berücksichtigt hätten.
Zwar sei das Hindernis weiß gestrichen und die hintere Stange des Oxers um drei Zentimeter erhöht worden, um sie sichtbarer zu machen, aber es habe weder eine Grundlinie gegeben, noch „frangible Pins“, die brechen, wenn ein Pferd dagegen prallt.
Befragung von anderen Parcourschefs
Auch die als Zeugen geladenen Geländeparcourschefs Mike Etherington-Smith und Alec Lochore (beide GBR) sowie Australier Grant Johnson sagten, sie selbst hätten das Hindernis beispielsweise mit einem MIM-System ausgestattet, hätte der Aufbau in ihrer Verantwortung gelegen.
Allerdings betonten sie auch, dass das Hindernis in ihren Augen sicher war, selbst wenn sie es mit MIM etc. versehen hätten. Mike Etherington-Smith, der ja unter anderem auch für den Aufbau in Luhmühlen verantwortlich zeichnet, betonte: „Was wir tun, ist keine Schwarz-Weiß-Wissenschaft.“ Und: FEI-Leitlinien seien keine Regeln.
Etherington Smith erklärte, er hätte Sicherheitsvorkehrungen eingebaut, weil sie dabei helfen das Risiko einzudämmen, aber: „Alle Kurs-Designer haben einen anderen Stil, dafür kann man niemanden in diesem Raum kritisieren.“
Untersuchungen verhindert?
Fragen wurden im Zusammenhang mit den Untersuchungen zum fatalen Unfall von Olivia Inglis auch hinsichtlich des Verhaltens des australischen Pferdesportverbands aufgeworfen, wie 7news.com weiter berichtet.
Demnach sagte Samantha Farrar, die sich freiwillig gemeldet hatte, die Angelegenheit zu untersuchen, sie sei „frustriert“ gewesen, nachdem ihre Bemühungen, die Sache aufzuklären, eingestellt und ihr Abschlussbericht geändert worden sei.
Tiefergehende Untersuchungen der Angelegenheit, z.B. Gespräche mit Reitern, seien ihr untersagt worden. Man habe sie daran gehindert, die Distanz zwischen den Elementen der Kombination zu überprüfen. Auch habe sie nicht mit dem Parcourschef und den Technischen Delegierten sprechen dürfen.
Als sie schließlich ihre Untersuchungsergebnisse vorgestellt habe, seien eine Reihe wichtiger Passagen aus dem Abschlussbericht herausgestrichen worden mit der Begründung des Vorsitzenden, sie erweckten den Eindruck, es gehe um Schuldzuweisungen.
Untersuchungen zum Tod von Caitlyn Fischer
Im Falle von Caitlyn Fischer waren die Experten sich einig, dass der Kursaufbau keine Rolle gespielt hat. Sie sagten, Unfallursache sein ein eingeschobener Galoppsprung des Pferdes vor dem betreffenden Hindernis gewesen, dem zweiten Sprung in dem Ein-Sterne-Kurs. Dadurch sei es zu dem Überschlag gekommen.
Die Anhörung fand Ende Juli ihren Abschluss, die Ergebnisse sollen am 4. Oktober in Australien verkündet werden.
Reiten in hohem Tepo über feste Sprünge ist gefährlich und erfordert ein hohes Maß an Erfahrung, Übersicht und der Reflektionsfähigkeit des Reiters die mögliche Konsequenzen seines Handelns abschätzen zu können
Gerade die tödlichen Unfälle junger Reiter lassen mich daran zweifeln daß es ratsam ist Jugendliche auf internationalen Tunieren (und damit auch in anspruchsvollen Trainings) zuzulassen………
Wenn ich heute 15 wäre, würde ich sicher einen erbosten Kommentar zurück antworten……….
Aber ich hätte gerne das diese 15 jährigen auch die Chance haben in 30 Jahren noch den Reitsport zu bereichern.
Erfahrung hin oder her, jeder kann dabei stürzen, auch Weltmeister, und sie machen das auch ab und zu. Jeder im Sport geht dieses Risiko ein. Das Risiko kann gemindert werden, und wird es ja auch durch viele Maßnahmen, aber ausschliessen kann man es nicht, zumindest nicht ohne den Sport substantiell zu ändern. Dann aber wird es eine Springprüfung.
Reitunfälle gibt es sowieso mehr als genug, selbst ohne feste Hindernisse. Es ist immer ein Risiko.
Aber ich als Reiter und Motorradfahrer sollte mich da nicht beschweren.
Man kann es natürlich auch ganz bleiben lassen.
Aber dann überfährt sie morgen auf dem Gehweg ein Idiot mit seinem gemietet E-Roller.
Zugegeben, meine Tochter reitet nur Springen und Dressur.
Überlegt es euch. Jeder hat ein, und nur ein Leben in diesem Spiel.