42 Sprünge, 30 Hindernisse – das sind die Eckdaten der Geländestrecke bei der Vielseitigkeits-Weltmeisterschaft in Pratoni del Vivaro. Vor allem das hügelige Terrain und die Streckenführung sorgen im Vorfeld für Diskussionsstoff. Ein Blick auf die Cross Country Strecke Sprung für Sprung.
Für die Geländestrecke in Pratoni hat Parcourschef Giuseppe della Chiesa bereits im St.GEORG-Interview klar gemacht: Risiko muss schon sein. Der Blick auf den Geländekurs mit seinen vielen Hügeln und Anstiegen zeigt: Der Mann hält Wort.
42 Sprünge in 30 Hindernissen sind zu bewältigen. Kompliziert ist teilweise die Linienführung über die Hinderniskomplexe. Es empfehle sich, das Alphabet zu beherrschen, hat Christoph Wahler nach seinem Auftaktritt in Pratoni gesagt. Häufig ist ein Sprung mit AB oder sogar ABC ausgezeichnet. Wenn dann mal eine Planänderung angesagt ist, muss der Reiter oder die Reiterin wissen, welches Sprung innerhalb des Hinderniskomplexes als nächstes überwunden werden muss.
Die Hindernisse der Geländestrecke Pratoni in der Übersicht
So flach wie der Blick aus der Startbox es vorzugeben scheint, ist das Gelände in Pratoni bei weitem nicht. Im Gegenteil. Nur Sprung 1 ist in der Ebene, dann geht es auch schon bergauf.
Hindernis 1: Eindrucksvoll, aber auch einladend
Nach dem ersten Hindernis muss der Autopilot bereits auf eine Linkskurve programmiert sein. Schon ziemlich bald nach der Landung geht es etwas bergauf.
Hindernis 2: Albinos Tränke
Die gemauerte Tränke getüncht in einem Farbton, der einem auf dem Weg aus der Ebene, in der auch Rom liegt, hoch in die Berge von Pratoni häufiger an Wohnhäusern begegnet, ist das letzte Überbleibsel der Olympischen Spiele 1960. Hinter der „Tränke“ recken sich zwei Bäume gen Himmel, die 1960 noch nicht da standen. Das ist ja auch schon über 60 Jahre her. Damals wie heute geht es aber dahinter noch steiler bergauf. Oben angekommen muss man eine mächtige Eiche zur Linken liegen lassen.
Kaum, dass man aus dem Schatten der mächtigen Krone herausgaloppiert kommt, wartet das nächste Hindernis auf diesem kleinen Hochplateau.
Hindernis 3: Strohballen-Stapel
Hier sind die Pferde noch nicht einmal eine Minute unterwegs. Der Sprung ist noch einer, der hilft, den Rhythmus zu finden. Danach heißt es Salami, Käse und Vino parat zu haben. Denn es ist Zeit für ein Picknick.
Hindernis 4 und 5: Picknick-Tische
Und weil Italiener ja gerne die ganze „familia“ dabei haben, ist es clever, noch einen weiteren Picknick-Tisch parat zu haben.
Stärkung ist auch angesagt, denn es ist nur noch ein Sprung, dann kommt die erste „große Abfrage“ (Reitersprech) bzw. das „unvorstellbar, dort herunter zu reiten-Hindernis“ (subjektive Journalisten-Einschätzung). Aber vorher noch …
Hindernis 6: Strzegom Triplebarre
Eine Triplebarre, über die sich die Pferde schon mal fliegen lassen müssen. Aber danach heißt es: Kontrolle! Sprung 7 naht – der Hang bzw. „die Rutsche“.
Hindernis 7: Nun geht’s nur noch bergab – die Rutsche
Oben ein Baumstamm, dahinter ein, nun ja, Abgrund.
Wie steil dieser Hang ist, gibt dieses Foto nicht wieder. Aber was die Pferde sehen (bzw. was nicht), das kann man in ungefähr wiedergeben.
Die Rutsche heißt dieses Hindernis. Klingt nach Kinderspielplatz, ist aber irreführend. Kinderspiel sieht anders aus! Unten angekommen warten zwei schmale Bürsten.
Danach kann etwas galoppiert werden, wieder auf dem selben Niveau wie die Startbox. Es folgt ein mächtiger Hochweit-Sprung, hinter dem schon wieder der nächste Streckenteil mit ansteigendem Höhenniveau wartet.
Hindernis 8: Feuerholz-Oxer
Wieder bergauf, diesmal in einer leichten Rechtskurve, führt die Geländestrecke von Pratoni nun über zwei winklig zueinander stehende Büsche.
Hindernis 9a und b: Winkel-Büsche
Treffsicherheit sollte für „Busch“reiter bei Büschen kein Problem sein, aber das Risiko eines „Vorbeiläufers“ ist natürlich bei Anforderungen wie dieser immer gegeben. Diese beiden Sprünge sind noch auf relativ ebener Strecke, aber dann geht’s zum Gipfelsturm. Der Berg ruft, Luis Trenker lässt grüßen! Und für den höchsten Punkt in diesen Hügeln Latiums hat sich Parcourschef Giuseppe della Chiesa etwas Besonderes einfallen lassen.
Hindernis 10: Triplebarre
Auf die Triplebarre, luftig, eingesäumt von Plastikblumen – alles andere wäre mutmaßlich nachhaltiger, aber auf jeden Fall verdorrt – folgt ein recht steiler Anstieg. Und dann ist Koordination und Übersicht gefragt.
Hindernis 11: Knackpunkt 2 – Fischers Corner
Fischer Fritze fischt hier keine frischen Fische, auch keinen frischen Frascati – obwohl der Wein aus der Region stammt. Michael Jungs wichtigster Sponsor ist hier Pate eines Hindernisses, bei dem echte Übersicht gefragt ist. Der direkte Weg führt über eine Bürste in eine Rechtskurve (übrigens mit atemberaubender Übersicht, was aber wohl kaum ein Reiter hier genießen kann).
11 c und d sind Ecken mit Bürsten. Hier einfach rüberzubürsten, dürfte keine gute Empfehlung sein. Hier muss man präzise … dübeln.
Linke Hand geht es anschließend leicht bergab. Doch für die Geländestrecke in Pratoni gilt die alte Skifahrerweisheit: „Auf jeden Hang folgt ein Gegenhang“. Aber erstmal führt die Trasse leicht bergab.
Hindernis 12: Arturos Kennel
Ein Kennel, also ein Hundezwinger, folgt. Vermutlich ursprünglich für Hunde der Bergwacht angelegt. Nach Arturos Hunden kommt ein Sprung mit äußerst sympathischen Vierbeinern als Paten: Wilberry Wonder Pony – das Charity Plüschpony, das für die Krebsforschung Geld sammelt, ist hier vertreten. Lerne: Ein Wilberry kommt selten allein. Und natürlich geht es zwischenzeitlich längst wieder bergauf…
Hindernis 13: Wilberry Wonder Pony
Das Problem der Streckenführung: Es muss auch parallel zum Hang galoppiert werden. Das finden viele Reiter nicht sehr amüsant. Und auch nicht eben pferdefreundlich.
Hindernis 14: Belvedere – gute Aussicht
Die Hoffnung, dass die Reiter Zeit haben, auch die malerische Szenerie zu genießen, mag Parcoursdesigner Giuseppe della Chiesa dazu inspiriert haben, ein Hindernis „Belvedere“, „schöne Aussicht“ zu benennen. Hat etwas von einem Musikpavillon in einem Kurort mit mediterraner Prägung. Wie wäre es mit etwas Verdi, oder noch besser Puccinis Tosca, die sich ja zum Opernende auch in die Tiefe stürzt? Denn hinter dem Sprung geht es abwärts.
Rechte Hand schlängelt sich die Strecke weiter. Ein Hochweit-Sprung folgt, Motto – „wo gehobelt wird, da fallen Späne“, mitunter sogar goldene.
Hindernis 15: Farm
Anschließend kann etwas galoppiert werden. Dabei sollte aber das Pferd nicht auseinanderfallen, denn die Linkskurve, die folgt, ist genauer beschrieben eine Linkskehre. Und da ist präzises Reiten gefragt.
Hindernis 16: MIM Komplex
Hindernis 17: San Paolo Oxer
Wurde ja auch Zeit, dass die Heiligen mal ins Spiel kommen. Schließlich liegt die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo gleich um die Ecke. Neben göttlichen Beistand ist auch ein MIM eingebaut. Und San Paolo muss hier für ein Geldinstitut herhalten, den Italienern ist diesbezüglich wohl nichts heilig.
Hindernis 18/19 Sunken Road
Hindernis 19: Sunken Road
Hinter dem trockenen Graben folgt ein schmales Element, wenn man den direkten Weg wählt.
Hindernis 19 d: schmale Bürste
Es geht mal wieder gen nächster Anhöhe, da wartet eine Mauer.
Hindernis 20: Mauer
Vermissen Sie auch ein Wasserhindernis? Keine Sorge, der Teich kommt direkt nach dieser Mauer.
Hindernis 21: Hydrocqonquest – die Wasser-Eroberung
Klingt martialisch und ist, nun ja, eine Herausforderung. In den Teich, auf eine Insel, dort über ein schmales Element, dann wieder ins Wasser.
Viel Zeit zum Füße kühlen bleibt nicht, es geht einen kleinen Hang hoch, dort wartet dann das Element b/c.
Hindernis 21 b und c: Bürste
Zielwasser sollte man im Handgepäck haben, denn auf die Bürste folgt in gerader Linie 21 d, das ganze eine Etage tiefer und nach drei Galoppsprüngen.
Hindernis 21 d: Steilsprung mit etwas Pilz davor
Der Pilz gibt „etwas Fuß“. Danach darf tatsächlich mal galoppiert werden, wenn die Pferde denn noch genug im Tank haben.
Hindernis 22: Der Maulwurf Tunnel
Ein trockener Graben auf dem am tiefsten gelegenen Terrain der gesamten Geländestrecke in Pratoni, quasi der Talsohle. Hier sollen also Maulwürfe krabbeln. Etwas weiter warten dafür Ostpreußen…
Linke Hand geht es weiter und damit zurück gen Wasser, vorher muss man noch einmal über den Graben. Diesmal als Trakehner überbaut.
Hindernis 23: Trakehner
Hinter dem Trakehner geht es wieder auf die linke Hand, eine längere, ebene (!) Strecke lädt zum Galoppieren ein. Dann geht es noch einmal durchs Wasser.
Hindernis 24: Noch einmal Wasser marsch!
Wieder ist der Baumstamm, über den es ins Wasser geht, als a und b auf der direkten Route ausgeflaggt. Im Wasser muss man dann das schmale folgende Element treffen.
Hindernis 24c d: Im Wasser wartet eine Bürsten-Ecke
Nach diesem Wasser wird sicherlich der Blick der Starterinnen und Starter auf das Handgelenk gehen. Dort, wo die Armbanduhr ist. Denn nun kann galoppiert werden.
Hindernis 25: Thors Kennel
Nun muss die nordische Mythologie herhalten: Thors Kennel – warum denn nicht Cäsars oder Jupiters?
Noch fünf Hindernisse gilt es bis zum Ziel zu überwinden. Zunächst sind das Bürsten.
Hindernis 26: Bürsten
Hinter dem Schweinerücken kann man eng links herum und dann muss man ein schmales Element treffen.
Hindernis 27: Offener Oxer
Der folgende Oxer dürfte wenig Probleme bereiten.
Hindernis 28: Und weil’s so schön ist noch ein offener Oxer
Jetzt kann man das Ziel fast schon riechen. Aber: Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Nun ist noch einmal richtig Rangierkunst gefragt. Und das über Artgenossen.
Hindernis 29: Pratoni Pferde
Da stehen verstreut und ohne sich sofort erschließende Logik jede Menge Holzpferchen herum. Nein, es ist nicht „Pferde für unsere Kinder goes Italia“ – sonder eine letzte Herausforderung.
Schneller und herausfordernder ist hingegen der direkte Weg:
Wieder ist es eine Linie, die man kaum als solche zu erkennen vermag, die zum Sprung 29 d führt.
Und nun ist es nicht mehr weit. Ein Hochweitsprung wartet noch auf der Geländestrecke Pratoni.
Hindernis 30: Im Ziel
Hier gibt’s mehr Infos rund um Pratoni, auch jenseits der Geländestrecke.
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