WM Pratoni: Persönliche Bestleistung – Michael Jung setzt sich an die Spitze

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Dressage – Pratoni del Vivaro 2022

Michael Jung und Chipmunk setzten sich mit persönlicher Bestleistung an die Spitze des Feldes nach der Dressur bei der Weltmeisterschaft in Pratoni del Vivaro. (© hippofoto.be/Caremans)

Persönliche Bestleistung! Michael Jung hat sich in Pratoni del Vivaro mit einem Bilderbuchritt an die Spitze des Feldes bei den Weltmeisterschaften in der Vielseitigkeit in der Dressur gesetzt. Chipmunk erhielt am Ende viermal die 10,0. Der Doppel-Olympiasieger sparte nach seinem Ritt nicht mit deutlichen Worten an der Kursgestaltung der Geländestrecke.

Michael Jung hat mit Fischer Chipmunk seine persönliche Bestleistung vom Frühjahr in Kentucky 2022 noch einmal unterboten. In Lexington waren es damals 20,1. Das Dressurviereck der Vielseitigkeits-Weltmeisterschaft in Pratoni del Vivaro verließ das Paar heute mit 18,8 Minuspunkten, umgerechnet in „normale Dressurnoten“ sind das 81,2 Prozent. Es war einer jener Ritte, die man nicht vergessen kann, wenn man sie hat miterleben können.

Vier Zehnen gab es am Ende des Ritts. Zwei für den abschließenden Gruß und zwei für Harmonie von Pferd und Reiter. Und hätte es für das Abreiten Noten gegeben, alles andere als eine Flut von Zehnen wäre eine Unverschämtheit gewesen. Kurz vorm Einreiten hatte der Reitmeister noch einmal die Zügel so aus der Hand kauen lassen, wie es der unvergessene Paul Stecken immer gefordert hatte – „bis zur Schnalle“. Der Contendro-Sohn arbeitete wunderbar über den Rücken, war zufrieden und aufmerksam. Das galt schon für die kongeniale Zusammenarbeit zwischen Joachim und Michael Jung auf den Vorbereitungsplätzen. Und die Früchte des so gemeinsam von Vater und Sohn bestellten Feldes konnte „Michi“ dann ernten. Zweimal gab es nur eine 6,5 – und über beide Noten könnte man noch trefflich streiten. Einmal hatte der Hannoveraner vorm Rückwärtsrichten kurz mit dem Kopf gezuckt. Ansonsten war es eine makellose Vorstellung, mit der sich Michael Jung noch vor die führende Britin Laura Collett und London setzte. Das Siegerpaar von Badminton hatte gestern mit 19,3 Minuspunkten das Publikum aus der Reserve gelockt.

Bestleistung! Michael Jung: „Klasse, hat sich super reiten lassen“.

Der 14-jährige Wallach sei „ein unglaubliches Pferd“, schwärmte Jung nach dem Ritt. „Dass das so nach und nach so abrufbar ist – ich kenne ihn jetzt immer besser, auch in der Vorbereitung. Der ist voll da, trotzdem konzentriert und man kann dann das ganze Trainierte auch voll abrufen im Viereck. Das macht einen schon stolz als Reiter.“ Dank der persönlichen Bestleistung von Michael Jung hat das deutsche Team nun 76,1 Minuspunkte. Damit hat die Mannschaft mit den Ergebnissen des heutigen Tages massiv aufgeholt. Die Briten sind nicht einzuholen. Aber vor dem Gelände hat sich die Ausgangslage doch im Vergleich zum Auftakttag deutlich verbessert.

Nun will der Olympiasieger die Geländestrecke noch einmal in Ruhe abgehen. „Wir sind sehr gut vorbereitet, Hügel kennt er mittlerweile und auch das letzte Training in Bonn (Anm. d. Red.: auf dem Rodderberg) war noch mal super“, gibt er sich optimistisch.

Jung: „kringeliger Geländekurs wie auf kleinem Turnierplatz“

Aber angetan ist Michael Jung von dem, was Kursdesigner Giuseppe della Chiesa sich hat einfallen lassen, nicht. Aus seiner Enttäuschung macht Jung kein Hehl: „Es macht einen traurig einfach als Reiter, wenn man die Strecke abläuft und man kennt es ja auch, dass das solch ein tolles Gelände ist. Und dann ist das so ein kringeliger Kurs wie auf einem kleinen Turnierplatz, das ist einfach schlecht und das finde ich einfach nicht championatsgerecht.“ Außerdem macht Michael Jung auch noch einmal mit Nachdruck darauf aufmerksam, wie problematisch die Trassenführung parallel zum Hang aus seiner Sicht ist: „Dass man an solch schrägen Stellen galoppieren muss, ist auch einfach für die Pferde nicht schön“.

Der Olympiasieger erwartet, dass aufgrund des guten Starterfeldes, zehn bis 15 Ritte innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel kommen könnten. Doch zunächst denkt er weniger an sich, sondern an Christoph Wahler, der am Samstag um 10.30 Uhr auf die Geländestrecke gehen wird. „Wir müssen jetzt einen guten Plan haben für unseren ersten Teamreiter.“

Das Ergebnis nach der Dressur bei der Weltmeisterschaft der Vielseitigkeitsreiter in Pratoni finden Sie hier.

Der WM-Geländekurs in Pratoni

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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