Weltcup-Kür in Frankfurt: Überraschender Sieg für Valentina Truppa

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Knapp 80 Prozent bedeuteten den Sieg: Valentina Truppa auf Eremo del Castegno

(© Julia Rau)

Im Grand Prix lag sie noch auf Rang vier hinter dem
deutschen Dreigestirn Werth, Theodorescu und Schneider – doch in der Kür rollte
sie das Feld von hinten auf: die italienische Spitzenreiterin Valentina Truppa
im Sattel von Eremo del Castegno. Es war ihr erster Weltcup-Sieg in der
Westeuropa-Liga. 

Die Klänge rissen mit: Als die 25-jährige Italienerin zu einem dynamischen Medley aus Volare, O sole mio und Marina mit ihrem zehnjährigen Rohdiamant-Weltmeyer-Nachkommen durch die Halle tanzte, waren die Richter geradezu in Geberlaune. Musik und Lektionen ergänzten sich meist auf den Punkt, auch der Schwierigkeitsgrad der Kür war mit doppelten Pirouetten und vielen interessanten Linien sowie einem harmonischen Wechsel zwischen Versammlung und Verstärkung sehr ansprechend. Entsprechend hoch fiel die B-Note aus, viermal im hohen 8-er-Bereich, eine 7,8. In der reiterlichen Umsetzung (Noten zwischen 7,45 und 7,9) wurde geahndet, dass der Wallach besonders in den stark versammelten Lektionen wie der Piaffe oder den Pirouetten sichtbar von der Reiterin unterstützt werden musste und so ganz happy wirkte der vierbeinige Athlet auch nicht, dafür schwitzte er am Hals zu viel. Dennoch, die Italienerin knackte um ein Haar die 80-Prozent-Hürde: Gesamtergebnis: 79,95 Prozent. Für Valentina Truppa, dessen Vater sich aufgrund der nahenden Olympia-Qualifikationen vorübergehend (bis Ende März) aus dem internationalen Richtergeschehen zurückgezogen hat, war der Sieg einer Weltcup-Prüfung der Westeuropa-Liga Premiere. Zwar hatte sie bereits im Mai 2011 in Lipica eine Weltcup-Qualifikation für sich entschieden diese aber mit ihrem Zweitpferd Chablis aber Lipica ist eben doch noch ein anderes Pflaster als Frankfurt. Die 25-Jährige freute sich besonders, dass sie ausgerechnet in Frankfurt derart punkten konnte denn einige Jahre zuvor hatte sie drei Jahre in Folge (2005 bis 2007) das Weltcupfinale für Junge Reiter in Frankfurt für sich entscheiden können, das in diesem Jahr von Sanneke Rothenberger klar dominiert und gewonnen wurde. 

Ihr dicht auf den Fersen war Monica Theodorescu mit Whisper (78,2 %), bei der Truppa als Junge Reiterin viel trainiert hat. Bereits im Grand Prix am Vortag hatte das Paar gute Leistungen gezeigt, die allerdings durch Unstimmigkeiten in der Piaffe etwas geschmälert worden waren. Der 13-jährige Württemberger v. Welt Hit O-Weltstar war lange ausgefallen, hatte sich 2010 bei den Deutschen Meisterschaften verletzt und musste mehr als acht Monate pausieren. Wir haben dann eigentlich das ganze Jahr 2011 gebraucht, um ihn wieder topfit zu bekommen und jetzt ist es soweit, freute sich die Reiterin, deren Kür auf klassischen Motiven des italienischen Komponisten Gioachino Antonio Rossini basiert und eine tolle Linienführung hat. Beispiel: Doppelte Pirouette bei A auf der Mittellinie, danach Zick-Zack-Traversalen auf die Richter zu, vor den Richtern eine zweite Doppelpirouette. Die Trabverstärkungen mit viel Ausdruck, schnurgerade Wechsel, jeder Übergang mit kaum sichtbarer Hilfengebung. Schon in den letzten zwei Monaten zeichnete sich ab, dass mit dem Paar wieder zu rechnen ist: Anfang Oktober waren sie in Mailand siegreich im Grand Prix, Ende Oktober beim Weltcup in Lyon erreichten sie jeweils Rang drei in Grand Prix und Kür. Vor kurzem in Stuttgart brillierten sie mit zwei zweiten Plätzen in Grand Prix und Special, in Frankfurt bestätigte sich die konstante Leistung erneut. Das Bundestrainerduo Schmezer/Hilberath fühlte sich damit in ihrer Entscheidung bestätigt, Theodorescu nach dem Stuttgarter Erfolg wieder in den A-Kader zu berufen. Das bedeutet allerdings auch, dass ich keine weiteren Weltcupturniere mehr reiten werde, erklärte Theodorescu, deren Hoffnung es jetzt natürlich sein muss, einen Teamplatz für die olympischen Spiele in London im Juli 2012 zu ergattern. 

Rang drei mit 77,025 Prozent belegte Lokalmatadorin Dorothee Schneider auf Diva Royal, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurde und sich nach ihrer Kür zu klassisch-poppigen Klängen aus der Filmmusik The Black Swan mit einem Handkuss bei den Zuschauern bedankte. Das Titelmotiv des schwarzen Schwans passt perfekt zu der hochbeinigen, eleganten Stute, die im August dieses Jahres Siegerin des Tesch Inkasso Cups war. Piaffe und Passage dominierten den ersten Teil der Kür, in verschiedensten Variationen und Zusammenhängen, das Timing mit der Musik passte auch in der Galopptour durchgängig. Ich hatte kaum Zeit, die Kür zu üben, da kann man nur zufrieden sein, strahlte die Ausbilderin über ihren Erfolg. Ob sich der erfolgreiche Weltcup-Auftakt für Dorothee Schneider fortsetzt und sie die Stute auch Mitte Februar bei der zweiten deutschen Weltcup-Qualifikation in Neumünster zeigen wird, ist noch ungewiss, denn Diva Royal gehört Schneiders erfolgreicher Schülerin Stella Charlott Roth das Paar gewann u.a. Mannschaftsgold bei der EM der Jungen Reiter 2010 und war hoch erfolgreich im Piaff Förderpreis. Wir werden uns über den Jahreswechsel überlegen, wie es weitergeht, sagte Schneider. 

Frankfurt war die fünfte von insgesamt neun Weltcup-Stationen der Westeuropa-Liga und das zum letzten Mal. Im kommenden Jahr wird es neben Neumünster aber weiterhin eine zweite deutsche Weltcupstation geben, und zwar im Rahmen der Stuttgart German Masters. Den derzeitige Zwischenstand der Westeuropa-Liga führt der Schwede Patrick Kittel an, der sich in Frankfurt im Sattel von Toy Story, einem elfjährigen Wallach v. Come Back II-Concorde Rang fünf im Grand Prix und Rang vier in der Kür sicherte. Eine Übersicht über die Ergebnisse der Kür in Frankfurt finden Sie hier, den aktuellen Stand der Weltcup-Dressurserie finden Sie hier.

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