42 Spring- und 62 Dressurhengste stellen sich am 3./4. (Dressur) bzw. 5./6. (Springen) Dezember der Körkommission des Westfälischen Pferdestammbuchs Münster. Die dominierenden Vaterlinien: Cor de la Bryère und Vivaldi.
Kaum ein Hengst hat die deutsche – und wenn man sich die WBFSH Rankings von 2022 anschaut, auch die internationale – Springpferdezucht so gestempelt wie der Selle Français-Hengst Cor de la Bryère. Die Nachkommen sind längst nicht mehr am C am Anfang ihrer Namen zu erkennen. Arezzo VDL, Eldorado vd Zeshoek, aber auch Junghengste wie Panenka de Kalvarie und Pegase van’t Ruytershof – alle gehen auf den großen „Cor de“ zurück. Sein wichtigster Botschafter in Münster-Handorf ist dieses Jahr Cornet Obolensky. Von insgesamt 42 Springhengsten in Westfalen gehen 23 auf Cor de la Bryère zurück. Davon stammen wiederum elf direkt oder indirekt von Cornet Obolensky ab, drei gehen auf Chacco-Blue zurück. Wenn indirekt, dann kommt der Großteil der Cornets über Comme il faut.
Nach Cor de la Bryère mit seinen 23 Stammhaltern kommt lange nichts. Diamant de Semilly ist sieben Nachfahren dabei. Drei der Junghengste gehen zurück auf Darco, je zwei auf Baloubet du Rouet und Tangelo van de Zuuthoeve. Mit je einem Nachfahren sind Capitol, Zirocco Blue, For Pleasure, Voltaire und Heartbreaker dabei.
Dressur
Unter den 62 Dressurpferden ist Vivaldi mit 17 Hengsten dominierend – wie überhaupt das KWPN die Abstammungen der westfälischen Dressurhengste prägt. Mitunter über einen dänischem Umweg.
Zunächst zu Vivaldi. Mit Spannung erwartet wird der erste Jahrgang des Dynamic Dream, dessen kurze Karriere ja in Münster-Handorf begann. Hier wurde der Dream Boy-Sohn 2019 zum Siegerhengst ernannt und anschließend für 1,9 Millionen Euro an Helgstrand Dressage verkauft. Die Freude währte nicht lange. Kurz darauf wurde bekannt, dass Dynamic Dream bei der Medikationskontrolle positiv auf den Wirkstoff Flunixin getestet wurde, ein Schmerzstiller und Entzündungshemmer, der vor allem bei Lahmheiten, aber auch bei Koliken zum Einsatz kommt. Das Körurteil wurde aberkannt, später dann erneuert. Einen Leistungstest konnte Dynamic Dream nicht ablegen, weil – so die offizielle Mitteilung damals von Helgstrand Dressage – sich beim Absamen eine Verletzung an der Halswirbelsäule zugezogen hat. Es hieß damals, die weitere Deckerlaubnis würde davon abhängen, wie der erste Fohlenjahrgang wird. Den sehen wir dieses Jahr bei den Körungen. Als Fohlen waren die Dynamic Dreams jedenfalls teuer.
In Westfalen, Dynamic Dreams Quasi-Heimat, ist der Anteil der Körkandidaten von ihm jedenfalls geringer als in Hannover. Dort waren es sieben Junghengste, in Westfalen sind es fünf. Einer der Youngster geht direkt auf Dream Boy zurück, der ja seinerseits ein Vivaldi-Sohn ist. Den Großteil der „V-Pferde“ machen allerdings diejenigen aus, die über Vitalis auf den KWPN-Stempelhengst zurückgehen, sieben an der Zahl. Zweimal ist Vivaldi über Vivino dabei, einmal direkt. Und dann ist der Celler Landbeschäler Livaldon über seinen Ermelo-Finalisten Life Time einmal dabei. Der im letzten Jahr so gefeierte Viva Gold hat allerdings dieses Jahr keinen Nachkommen im westfälischen Lot.
Dominanz des KWPN
Ebenfalls prominent dabei im NRW-Körlot 2023: Ferro, vor allem über seinen Enkel Zack. Einen Vater mit dem Zack-Z vorne haben fünf Hengste. Hinzu kommt die neue „S-Klasse“ des Sezuan (der freilich als Dänischer Warmblüter eingetragen ist). Von den Sezuan-Söhnen ist Secret nur ein einziges Mal dabei. Zwei Hengste stammen von So Perfect ab, einer von So Unique. Der niederländische Zack-Sohn Jameson RS2 hat einen Sohn im Aufgebot. Außerdem sind im diesjährigen Westfalen-Lot ein Kjento und ein Franklin-Sohn, die über Negro bzw. Ampere auf Ferro zurückgehen. Ergo ist Coby van Baalens Olympiapferd zwölfmal in den Pedigrees vertreten, zehnmal über Zack.
Sechsmal ist Totilas in den Pedigrees vertreten, davon viermal über seinen Enkel Taurus (v. Toto Jr.-Apache), auch dies ja ein KWPN-Hengst.
Auf Jazz gehen vier Hengste zurück, wobei vor allem der früh verstorbene Championatshengst Apache die Gene des großen Holländer Stempelhengstes weiterträgt.
Und sonst?
Unter den heimischen Hengsten dominiert Florestan mit sechs Nachfahren, vier davon auf Fidertanz zurückgehen, zwei über For Romance auf Fürst Heinrich.
Belissimo M ist mit fünf Nachfahren vertreten, vor allem über Benicio bzw. dessen Sohn Bonds, der drei der fünf „B-Youngster“ stellt. Drei Söhne schickt Escolar ins Rennen. Sein auf vielen Ebenen erfolgreicher Sohn Escamillo war 2020 nicht im Deckeinsatz.
Das Donnerhall-D ist in Westfalen verschwunden, war in Hannover aber noch drittstärkste Abordnung. Dafür kommt Lord Loxley wieder, nicht nur über Weltmeister Glamourdale (2), sondern auch über Lord Europe (1), der sich ja mit Leonie Richter mit der höchsten Bewertung der Saison fürs Nürnberger Burg-Pokal Finale qualifiziert hat.
Je zwei Hengste gehen zurück auf Millennium (einmal direkt, einmal über Morricone) und Revolution (beide über Raven).
Und wer denkt, die Cor de la Bryère-Nachfahren könnten nur springen (und sich vielleicht nicht mehr Corlandus erinnert), der sollte sich den Nachkommen des Confess Color in der Liste der westfälischen Körkandidaten anschauen. Confess Color selbst war 2019 Prämienhengst in Hannover und wurde nach erbittertem Bieterwettstreit dem Gestüt Bonhomme zugeschlagen. Dies ist sein erster Jahrgang und daraus hat es einer nach Münster-Handorf geschafft. Ceonfess Color ist inzwischen aufgrund einer Borreliose-Erkrankung nicht mehr im Deckeinsatz. Der Hengst ist ein Sohn des Cadeau Noir und über diesen ein Ururururenkel des französischen Stempelhengstes – freilich gemischt mit viel Dressurblut auf der Mutterseite.
Alle Informationen zur Westfalen-Körung 2023 finden Sie hier.
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