BuCha 2011: Finale der sechsjährigen Geländepferde – quadratisch, praktisch, gut

Von
Bundeschampionesse Rocana unter Michael Jung

Bundeschampionesse Rocana unter Michael Jung (© Hogrebe)

Die
Deutsche Sportstute Rocana überzeugte unter ihrem Reiter Michael Jung bei den sechsjährigen
Geländepferden auf ganzer Linie und nahm die Siegesschärpe mit nach Hause. Ein kleines Pferd mit großem Kampfgeist.

Rocana ging schon als Führende nach Dressur und Springen in die letzte Teilprüfung Gelände, die doppelt gewertet wurde. Sie bewies im Cross sicheres Springvermögen, zeigte eine kleine, schnelle Galoppade und bewegte sich ausbalanciert und flüssig über den Kurs. Sie zog die Sprünge stets ehrgeizig an. Quadratisch, praktisch, gut, so beschrieb Kommentator und Bundestrainer Hans Melzer die schicke, zierliche Stute. Die Richter zückten eine 9,1. Damit war Rocana und Michael Jung der Sieg nicht mehr zu nehmen Gesamtpunktzahl: 33,7.
In der Dressur zeigte die Stute drei solide Grundgangarten und größtenteils sicher absolvierte Lektionen. Sie bewegte sich weich und geschmeidig, trat allerdings noch nicht genügend an das Gebiss heran. Der Galopp hätte noch mehr bergauf gesprungen sein können (8,2). Im Parcours zückten die Richter eine 7,7. Rocana galoppierte rhythmisch und zeigte sich geschickt am Sprung bis auf einen Rumpler an Sprung sieben, an dem die Distanz nicht passte.
Die Stute
stammt von dem Vollblüter Ituango xx, dessen Vater Acatenango xx Galoppderbysieger und dreimaliger Galopper des Jahres ist. Er erreichte ein Generalausgleichsgewicht (GGA) von 110 Kilogramm. Ituango xx selbst gewann zwei Galoppderbyqualifikationen, hat ein GGA von 93 Kilogramm und brachte unter anderem den zweiten Reservesieger des Süddeutschen Geländepferdechampionates 2006 hervor. Er steht auf der Deckstelle Steinberg des Landgestüts Neustadt/Dosse.
Seit August 2010 gehört Rocana Michaels Eltern, Brigitte und Joachim Jung. Schon im vergangenen Jahr war sie unter ihrer früheren Reiterin für das Bundeschampionat qualifiziert gewesen. Sie stammt aus der Zucht von Mirko Glotz in Schönberg. Rocana ist ein unkompliziertes Pferd mit einem 1A Charakter, sagt er. Brigitte Jung ergänzt: Sie will immer alles geben bei der Arbeit, ist unheimlich leistungsstark. Zur Siegerehrung kam Rocana an der Hand ihrer Pflegerin, Michael Jung saß parallel schon wieder im Sattel er hatte nicht nur bei den fünf- und sechsjährigen Geländepferden einen Youngster fürs Finale qualifiziert, sondern auch bei den Springpferden. Rocana jedenfalls stand völlig gelassen und zeigte sich unbeeindruckt von dem Spektakel. Als Ehrenpreis erhielt Familie Jung einen Freisprung des Hengstes Houston. Jetzt müssen wir erst einmal überlegen, was wir mit dem Freisprung machen, so Brigitte Jung. Rocana ist die einzige Stute bei uns im Stall und die soll jetzt erst mal im Sport gehen. Heißt: Michael Jung wird Rocana weiterreiten.

Den Vizetitel sicherte sich der Bundeschampion der fünfjährigen Geländepferde 2010: Royal Sun v. Rocket Star-Espri, gezogen von Peter Schweimanns in Nettetal. Sein Reiter Kai-Steffen Meier präsentierte den rheinischen Wallach im Gelände optimal und erhielt zu Recht die Tageshöchstnote, 9,1. Ein Pferd, das mit einer leichtfüßigen Galoppade und einer sehr guten Beintechnik ausgestattet ist und sich hier stets rittig präsentierte, schallte der Kommentar von Hans Melzer durch die Lautsprecher. Dabei hatte das Paar gleich doppelt zu kämpfen: Der Himmel hatte seine Tore geöffnet und es schüttete während ihrer Vorstellung wie aus Eimern. Kai-Steffen Meier ließ sich aber seine gute Laune nicht verderben. Er galoppierte klatschnass an dem Richterturm vorbei und winkte der Jury grinsend zu, bevor er über die Startlinie ritt. Im Dressurviereck war Royal Sun noch etwas spannig gewesen, phasenweise zu eng im Hals, im Schritt taktgefährdet (7,0). Im Parcours bekam er eine 7,1, so dass er schlussendlich auf ein Endergebnis von 32,2 Punkte kam.

Auf dem Bronzerang mit nur einem Zehntel Abstand (gesamt 32,2 Punkte) landete eine bayerische Stute: Lena v. Seigneur dAllerey xx aus der Zucht von Helga Keffel-Nitzbon in Birgland, eine schicke Stute und ein toller Vielseitigkeitstyp. Sie bekam unter der Schwedin Malin Petersen im Gelände durchweg eine positive Beurteilung: Ein Pferd, das sehr geschlossen galoppierte, immer vor den Hilfen ihrer Reiterin blieb, durchlässig im Genick war und sich sicher am Sprung zeigte. Dafür gab es verdientermaßen die zweitbeste Note des Teilnehmerfeldes von den Richtern: 9,0. In der Dressur überzeugte die Stute mit ihrem soliden Schritt und gut durchgesprungenen Galopp. Der Trab war wenig dynamisch, gebunden in der Schulter und tendenziell bergab (6,7). Im Parcours überzeugte sie durch Rhythmus und Springvermögen (7,5).

Der Geländekurs war anspruchsvoll, 2300 Meter lang, 20 Hindernisse waren zu überwinden, darunter eine Sunken Road, mehrere schmale Elemente und mächtige Trakehnergräben.
Die meisten Pferde, nämlich fünf, stellte der Holsteiner Zuchtverband (Viva/Platz fünf, Courtney/Platz acht, Cosima/Platz neun, Honorat/Platz zwölf, Vehoreda/Platz 13). Den hannoveraner Brand trugen drei Youngster (Eskadia/Platz vier, High Speedy/Platz sechs, Eclair dAmour/Platz zehn).

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