Dass das Bundeschampionat der dreijährigen Reitpferdehengste eine spannende Entscheidung werden würde, hatte sich schon in der Qualifikation abgezeichnet. Dort war die 7,92 die niedrigste Note gewesen.
Reitpferdebundeschampion der dreijährigen Hengste ist der nicht gekörte Hannoveraner Lemonys Nicket, ein Londonderry-Weltmeyer-Sohn (Z.: Dietmar Eckardt, Burgwedel). Unter seinem Ausbilder Thomas Scholz zeigte er sich heute nicht ganz so souverän wie am Donnerstag. Die Richtergruppe im Zelt an der langen Seite war dem edel aufgemachten Dunkelbraunen wohl unheimlich, jedenfalls sprang er hier regelmäßig zur Seite. Bemerkenswert war jedoch, dass ihn das in seiner inneren und äußeren Losgelassenheit nur wenig beeinträchtigte. Ein Seitensprung und danach war er sofort wieder bei seinem Reiter.
In der Ausbildungsnote schlug sich die Tatsache, dass er wegsprang in der 8,5 wieder. An der Perspektive und letztendlich auch der Harmonie gab es jedoch nichts zu rütteln, Wertnote 9,5. Dieselbe Note gab es auch für das Gebäude, bei dem man nach Fehlern suchen muss. Was für Mängel die Richter gefunden hatten, die sie daran gehindert haben, keine 10,0 zu geben, verriet Kommentator Dr. Dietrich Plewa allerdings nicht. Stattdessen hob er den sehr schönen Hals, die großen Linien und die harmonischen Partien hervor.
Das gelassene Schreiten aus der Schulter heraus erhielt genauso eine 9,5 wie der Trab, dessen Qualität nahe am Optimum ist, losgelassen, mit Ausdruck, aber ohne künstliche Spannung. In den Biegungen gab es jedoch einen minimalen Verlust an Kadenz. Auch dem mit 9,0 bewerteten Galopp war zu erkennen, dass der Hengst sich präsentieren will, der war sehr ausbalanciert, bergauf und schon sehr gut gerade gerichtet.
Die Fremdreiter Hubertus Schmidts Bereiterin Emma Kanerva und Grand Prix-Reiter Benjamin Werndl fühlten sich trotz des strömenden Regens während des Fremdreitertests offenbar auch recht wohl auf Lemonys Nicket. Sie gaben ihm 17,50 Punkte.
Der neue Reitpferde-Bundeschampion wird sich demnächst auf der Sattelkörung um eine Zuchtzulassung bewerben.
Ein super Typ wurde Vizechampion: Der Dressur-Körsieger aus Neustadt 2010, das Deutsche Sportpferd Quatergold (Z.: Detlef Meister, Dobrunn) unter Lukas Fischer. Er ist sowohl hinsichtlich seiner Bewegungen als auch optisch ein Abklatsch seines Vaters Quaterback. Auf der Mutterseite steht ein weiterer Vorzeigehengst aus Neustadt/Dosse, Paradiesvogel. Der Hengst wurde nach der Körung für 210.000 Euro verkauft und deckt nun im Gestüt Sprehe. Bereits in der Qualifikation war klar, dass der schicke Rotfuchs grandiose Bewegungen in Trab und Galopp hat. Da toppte er heute die Noten vom Donnerstag sogar noch, bekam eine 9,5 im Trab und die Idealnote 10 im Galopp könnten wir eine 10,5 vergeben, wir hätten es getan, kam es von den Richtern.
Warum kann ein solches Pferd dann bloß nicht auch noch einen guten Schritt haben, mag man sich fragen. Dann wäre es beinahe perfekt. Doch der Schritt war schon in der Qualifikation ein Juckpunkt, wurde da aber noch wohlwollend mit 7,5 beurteilt. Heute war man ebenfalls freundlich mit einer 7,0, obwohl der Hengst auf der ersten Schrittlinie nur zackelte. Später war dann ein Viertakt zu erkennen, was die Richter positiv in die Waagaschale warfen. Weil der Hengst heute die nötige Losgelassenheit teilweise vermissen ließ und wegen der Mängel im Schritt gab es auch in der Ausbildung nur die 7,5. Da er aber ein solcher Herzensbrecher ist, wie Plewa schwärmte, gab es für Harmonie/Temperament und Perspektive eine 8,5. Machte 51,50 Punkte und den vorläufigen dritten Platz.
Im Fremdreitertest gab er den beiden Probereitern ein so gutes Gefühl, dass sie Höchstnoten zückten, die sich zu 19 Punkten summierten. Damit konnte Quatergold sich noch auf den dritten Platz vorarbeiten (70,50).
Das Nachsehen hatte der Sattel-gekörte Oldenburger Landeschampion Daktylius unter Kathrin Burger (Z.: Clemens Ortmann, Friesoythe). Er hatte sich im A-Teil des Finales, der Reitpferdeprüfung deutlich besser gezeigt als noch in der Qualifikation. Am Donnerstag war er ob der beeindruckenden Kulisse wohl etwas eingeschüchtert gewesen. Jedenfalls verkroch er sich an diesem Tag und mochte sich nicht recht loslassen.
Heute marschierte er wesentlich selbstbewusster und freier durchs Viereck. Dennoch attestierten ihm die Richter, dass er recht hoch aufgerichtet war für einen Dreijährigen, was „irgendwann vielleicht einmal zu einem falschen Knick führen könnte“. Wohl aus diesem Grund gaben sie nicht wie in der Qualifikation eine 9,5 für das Gebäude, sondern nur ein glattes sehr gut.
Im Schritt hätten sie sich bei allem Takt und aller Gelassenheit etwas mehr Raumgriff gewünscht, Note: 8,0. Der Trab war eine 8,5 wert, weil er immer von hinten dran, aktiv und ergiebig durch den Körper war. Im Galopp gaben sie die 9,5. Sehr guter Untersprung, Bergauf-Tendenz, Raumgriff waren hier die Stichwörter.
Der unerschütterliche Takt wurde in der Ausbildungsnote von 8,5 gelobt. Mehr gab es nicht, weil man sich einen weiteren Rahmen gewünscht hätte. Dennoch war die gesamte Vorstellung von großer Harmonie geprägt, Wertnote 9,0 und der vorläufige zweite Platz.
Die Fremdreiter konnten sich mit Daktylius offenbar weniger gut anfreunden als mit seinen Konkurrenten. Jedenfalls gaben sie ihm nur 17 Punkte, was in der Endabrechnung 69,50 Punkte und Platz drei statt zwei bedeutete.
Den vierten Platz teilten sich zwei Pferde mit je 50,5 Punkten: einmal der Prämienhengst der NRW-Körung 2010, der Rheinländer Special Agent Amour v. San Amour-Polidiktus v.d. Helle unter Jana Freund (Z.: ZG Jorissen, Woremme, Trab: 9,0; Galopp: 8,5; Schritt: 8,0; Ausbildung: 8,5; Gebäude: 8,0; Temp./Harm./Persp.: 8,5).
Zum anderen der Hannoveraner Chequille-Landclassic-Sohn Conen ein (Z.: Hubert Knigge, Ahlden) mit Karin Schulze-Topphoff (8,5; 8,5; 8,0; 8,5; 8,5; 8,5).
Danke Nico,! Ich bin eher geschockt, das Manfred von Allwörden hier wieder top Bühne bekommt. die Pferde könne nichts dafür aber für mich gehören diese in andere […]
Business as usual. Manfred von Allwörden also wieder voll im Geschäft? Es würde mich allerdings freuen zu hören, dass er seine 30.000 € Geldstrafe bezahlt […]
Damon Hill war einfach wundervoll. Ich fand ihn bei etlichen Turnieren besser als Valegro, insbesondere in den Passagen. In Neumünster, bei seinem 90er Ritt, war […]
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